Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.07.1931
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- 1931-07-25
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- 25.07.1931
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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X: 170, 2d. Juli 1831. Redaktioneller Teil. — Sprechsaal. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Max Perl f (s. Bbl. Nr. 164). — Ein Nachruf, gesprochen an seinem Sarge am 20. Juli 1931 von Fritz Homeyer: Als Vorsitzender des Vereins der Berliner Buch- und Kunst antiquare erflllle ich voll Trauer die Ehrenpflicht, unferm allseitig hochgeachteten, langjährigen Mitgliede Max Perl ein kurzes Ab schiedswort zu sprechen, während gewiß mancher unter uns gleich mir noch vor wenigen Tagen kollegiale Worte persönlicher oder be ruflicher Art mit ihm gewechselt hat. So unmittelbar lebendig steht er vor uns: Der verehrte liebe Kollege mit seiner straffen Figur, den elastischen Bewegungen und den Hellen klaren Augen, von dem wir alle uns gern beruflichen Nat holten. Es war seine Sache nicht, an öffentlicher Stelle zu stehen, aber wo er aus Klugheit und Er fahrung heraus Hilfe leisten konnte, war er mit warmer Menschlich keit stets dazu bereit. Als wir Berliner Antiquare uns vor zwölf Fahren unter der verantwortungsbewußten Führung des temperamentvollen Martin Breslauer und des besonnenen Philipp Rath zusammenfanden zum Schutze und zur Geltendmachung unseres Standes, da war Max Perl einer der ersten, der mit seinem alten Lehrer Hermann Lazarus zu sammen das Gewicht seines Ansehens und seiner Persönlichkeit für uns in die Wagschale warf. Gerade ihm, der seiner eigenen Arbeit feine Stellung verdankte, erschien es eine wichtige Aufgabe, die Spreu von dein Weizen zu sondern und in jenen bösen Nachkriegsjahren unfern Beruf rein und angesehen zu erhalten und ihm im öffent lichen Leben den Platz zu sichern, den wir Hüter geistigen Besitzes beanspruchen können. In diesem Sinne hat er seitdem zu uns ge halten. Er hat in seiner schlichten, unpathetischen Art jedes Ehren amt ausgeschlagen, aber wir haben stets aus ihn rechnen können und seine Unterstützung gespürt, wenn es galt, prinzipielle Dinge zum Besten unseres Berufes durchzusetzen. Ich sagte, daß Max Perl sich selbst seine Stellung im Buchhandel — im deutschen wie im internationalen — verdankte. 46 Jahre Buch händler in Berlin, 36 Jahre selbständig: von kleinen Anfängen bis zum hochangesehenen Antiquar und Versteigerer literarischer und graphischer Werke durch mehr als ein Vierteljahrhunöert! Das ist ein Erfolg, ein steter, dauerhafter Erfolg! Nicht jeder Erfolg ist Verdienst, aber solch ein anhaltender Erfolg durch die Jahrzehnte ist Verdienst. Ihn bringen nicht Klugheit und Energie allein zu wege, Gaben des Schicksals, sondern vereint mit ihnen: Fleiß, Ent sagung und kaufmännische Ehrenhaftigkeit. Gewiß hat Max Perl das Glück gehabt, von der um 1896 anhebenden Welle der bibliophilen Bewegung in Deutschland getragen zu werden, aber er hatte auch den Mut, sich ihr anzuvertrauen, und den weiten Blick, die in Leipzig geglückten Experimente mit den Versteigerungen von deutscher Lite ratur als einer der ersten nach Berlin zu übernehmen. Seinen Ver steigerungen der Bibliotheken des Herrn v. Mutzenbecher, des Frh. von Biedermann und vor allem des Grafen Aork verdankten u. a. die herrlichen Sammlungen Albert Kösters und Anton Kippenbergs wertvolle Bereicherungen, verdankte die deutsche Sammlerwelt über haupt Antrieb und Material. Daneben wandte sich Perls Interesse der modernen Graphik und besonders dem internatioualen illustrier ten Buche zu, für das er in weit über hundert Auktionen die deut schen Bücherfreunde gewann; und zwar, um das ausdrücklich zu b-e- tonen, in Kreisen gewann, die nicht ohne weiteres geistigen und künstlerischen Dingen zugewandt waren. Wir deutschen Antiquare wissen wohl, was diese Pionierarbeit für uns alle bedeutet hat. War Max Perl zu Kriegsbeginn auf der Höhe seines Erfolges, so haben weder die Kriegssahre noch die geschäftlich weit schlimmeren Nachkriegsjahre seine Energie und seine Arbeitskraft lähmen können. Wir bewunderten seine Spannkraft, als er vor wenigen Jahren ick weiser Beschränkung sein großes Ladenetablissement in der Mark- gcafenstraße mit der stilleren Etage Unter den Linden vertauschte, um hier völlig seiner bis zum Schluß von Erfolg gekrönten Ver steigerungstätigkeit nachgehen zu können. Seiner jugendlichen Er scheinung konnte kein Außenstehender die 03 Jahre, zunehmende körperliche Beschwerden oder abnehmende Arbeitskraft anmerken. Nur im Gespräch unter vier Augen fiel wohl ein Wort der Klage über die sich unermeßlich steigernde Arbeit und die dem Handel feind lichen Zeiten. »Man tut eben seine Pflicht, und so lange man lebt, wirds ja auch reichen«, hat er noch vor kurzem zu mir gesagt, den oft ein vertrauliches Gespräch mit dem verehrten Berufssenior er freute. Und dieses schlichte Prenßenwort des Verewigten wird uns allen kennzeichnend für ihn im Gedächtnis bleiben. Solcher nüchternen arbeitsamen Bürger bedarf unser Vaterland heute mehr als je. Der deutschen Antiquare ehrendes und liebevolles Gedenken ist Dir gewiß, Max Perl! Sprecbsaol der, Bestimmungen Uber bi« Verwaltung" deS Börsenblatts"!*" Für die Nomanverleger. Unter dieser Überschrift schreibt Herr Kurt Korhammer aus Wiesbaden im Sprechsaal der Nummer 160, daß nach seinen Er fahrungen die Ausländer keine Romane mit Fraktur kaufen. Seine Sortimentererfahrungen seien unwiderlegbar. Nun, ich habe schon früher veröffentlicht, daß meine Erfahrungen gerade das Gegenteil ergeben haben. Ich bin durchaus kein Fanatiker für die Fraktur und la,se die Antiqua, wo sie angebracht ist, gelten. Aber als in der Inflationszeit die Ausländer uns überschwemmten und Leute aus aller Herren Ländern massenhaft auch in mein Geschäft kamen, habe ich die Gelegenheit benutzt, um in vielen Fällen zu fragen, wie die Leute sich zu den in deutscher Schrift gedruckten Büchern stellen. Und nur mit einigen Ausnahmen habe ich die Antwort erhalten, daß das Lesen der Fraktur keine Schwierigkeiten mache, und Bücher in Fraktur ebenso gern gekauft würden wie in Antigua. Die Fraktur buchstaben sind nur im Stil anders. Englische Banknoten haben Worte in schönster deutscher Schrift. Deutschschriftige Köpfe französischer und englischer Zeitungen sind bekannt. In Fraktur gesetzte Bllchertitel des Auslands sind keine Seltenheit. Weihnachts- und Neujahrskarten aus England und Amerika zeigen vielfach die deutsche Schrift. Ich könnte solche Beweise beliebig vermehren. Demgegenüber muß ich aber noch ausdrücklich anführen, daß viele meiner Kunden alle Romane in Antiqua ab lehnen. Und ich selber lese solche Bücher auch sehr ungern, weil das die Augen erheblich mehr anstrengt als die Fraktur. Auch dies ist von Fach ärzten reichlich oft festgestellt. Somit sind meines Erachtens die Gründe für die deutsche Fraktur in deutschen Büchern erheblich überwiegend. Darm stadt. Otbo Carius. Wie können alte Klischees verwertet werden? Unser Verlag besitzt ein ziemlich umfangreiches Lager von Bild stöcken aus älteren Reisewerken und wissenschaftlichen Publikationen (Zoologie, Botanik, Landwirtschaft, Technik usw.). Wir wollen unser Lager, das immer größer wird, teilweise räumen, doch widerstrebt es uns, dies auf dem bequemen Wege der Verwertung als Alt material zu tun. Einerseits ist der Erlös auf diese Weise sehr gering, andererseits ist der Gedanke naheliegend, daß Bildstöcke, die für uns nicht mehr von Wert sind, einem anderen Verlag noch nützlich sein können. Wie stellt man es aber nun an, einen derartigen Inter essenten zu finden? Wäre es nicht zweckmäßig, wenn dafür im Börsenblatt eine Rubrik »Bildstöcke« eröffnet würde, in der zu einem mäßigen Tarif Einschaltungen von Angebot und Nachfrage vorge nommen werden könnten? Oder besteht schon jetzt ein anderer gang barer Weg, um alte Bildstöcke zu verwerten, ohne sie der Vernichtung preiszugeben? Wien VIII. Carl Gerold's Sohn. Inhaltsverzeichnis. Artikel: Bekämpfung der Kapital- und Steuerflucht im Zeichen der Steuer amnestie. Von I)r. K. Runge. S. 693. Bericht über die ord. Hauptversammlung der Vereinigung der Kunstverleger. S. 694. Was bringt das Literatur-Blatt? S. 696. Besprechungen: Buch und Schrift. S. 696 / Röhl, Wörterbuch der deutschen Literatur. S. 697. Wöchentliche Übersicht über geschäftliche Einrichtungen und Veränderungen. S. 697. Kleine Mitteilungen S. 698—699: Zur Wirtschaftslage / Nerven bewahren! / Die Titelseite des Bbl. / Jnbilänm Ossen- stadt L Fellhcimer, Nürnberg / Ausverkauf / Erholungsheim Haus Reute bei Oberstdorf / Fünfte deutsch-österr. Arbeitswoche / Aus Frankreich / Aus dem deutschen Bnchüruckgewerbe / Bilanz: G. Freytag A.-G., Leipzig / 68. Liste der Schund- und Schmutz schriften. Verkehrsnachrichten S. 699: Zwang zur Beifügung einer Konsulatsfaktur beim Versand deutscher Bücher nach den Ver einigten Staaten. Personalnachrichten S. 699: Neue Beisitzer der Prüfstelle für Schund- und Schmutzschriften- / Max Perl, Berlin h. Sprechsaal S. 700: Für die Nomanverleger / Wie können alte Klischees verwertet werden? Berantw. Schriftleiter: t. B. CurtStreubel. — Verlag: DerBörsenveretn der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches BuchhändlerhauS. Druck. E. Hedrtch N a ch f. SamU. in Leipzig. - Anschrift d. Schriftleitung u. Expedition: Leipzig. GertchtSwegA lBuchhändlerhauS». PostschlictzsachS74/7v. 700
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