Ich will dein sein! Nur heute habe noch Erbarmen!" In diesem Augenblick schlug er wie von einem über mächtigen Faustschlag getroffen zu Boden. Seine Augen waren mit grellem Feuer angefüllt, seine Ohren zerrissen vom Donner. Martin glaubte den All mächtigen in strahlender Rüstung niederfahren zu sehen. „Ich muß sterben!" fuhr es durch sein Lirn, und: „Nur nicht als ein Sünder so dahinfahren!" And seltsam genug: mit dem Blitz, der neben ihm krachend den Baum zerschlug, mit der strahlenden unbeschreiblichen Gestalt Gottes, die den Jüngling niederwarf, erschien ihm auch das Bild der milden Leiligen, Sante Annas vertraute Züge, und sie glich nun mit einem Male von fern seiner lieben Mutter. Martin griff mit beiden Länden nach den ihren. „O hilf, du liebe Sante Anna!" schrie er taumelnd und seiner selbst nicht mehr mächtig. „Ich will ein Mönch werden!" Martin lag lange wie ohne Sinnen am Wegrand. Als er aufwachte, wehte eine kühle köstliche Luft um ihn, frisch wie ein Trunk Quellwaffer. Die Felder glänzten silbern vom Regen und Abendlicht. And das Ge witter zog wie mit leisem Trommelschlag fern im Osten hinab. Als Martin aufwachte, sein Leben wiederfand und in den Hellen Limmel blickte, sah er, Schreien immer höher und höher in das silbrige Blau stürzten. Da stieg auch sein Lerz wie aus dem Gefängnis der Brust und der Gedanken hinauf und stand hoch oben im Abendschein, schlug selig mit den Flügeln und sang. Martin war ohne viel Gedanken ermüdet seine Straße gezogen und sah das lautlos heraufgeftiegene Wetter erst, als es schon mitten über ihm stand und mit dumpfem Knurren ihn bedrohte. Erschreckt wie ein Lase, der plötzlich den Jäger über sich sieht, blieb er einen Augenblick stehen und starrte schwindelnd in den kochenden Limmel. Sein Lerz, so weich und vor bereitet auf Entsetzen, ging in schweren dumpfen Schlägen, und ohne ein Zögern wußte er, daß Gott in diesem Wetter von ihm Rechenschaft verlangen wolle. Er stürzte vorwärts, aber kam nicht weit. Die Beine waren wie gelähmt, das Lerz wie be zaubert von Angst. Mit aufgeriffenen Augen starrte er immer wieder empor in das schreckliche Schauspiel. Er sah nicht Wolken, er sah Riesengestalten am Limmel ringen: Gott, Teufel und Engel, und den Erzengel mit dem strahlenden Schild. Abgründe der Lölle öffneten sich schweflig rauchend. Der Limmel zürnte und gärte, und eine jenseitige Welt drohte diese arme Erde zu verschlingen. Martin fühlte sich allein auf der ganzen Welt. Gottes Faust stand drohend über ihm. Blitze fuhren wie Schlangen aus der geballten Land und schossen hier und drüben ins Land. Martin murmelte ununterbrochen Gebete wider Blitz und böses Wetter und segnete sich, schloß die Augen und zog den Mantel über das Gesicht. Aber die Angst, die ihn jetzt die Augen verdecken ließ, zwang ihn sogleich wieder, sie zu öffnen. „Ich stehe schon mitten in der Lölle!" dachte er. „O mein Gott, erbarme dich! erbarme dich! Ich will dir dienen mit aller Kraft! Ich will gut sein! Ich will rein sein!