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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.06.1936
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- 1936-06-20
- Erscheinungsdatum
- 20.06.1936
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- Deutsch
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Wurzel hat. Die Verbindung zu Volkstum und Heimat sowie ber Zug in die Weite ergänzten sich bei der Universität wie bei ihrem größten Institut in glücklichster Weise. Als Hüter der Bücherschätze wurde zuerst Gesner bestellt, der den schwierigen Posten auch ausgezeichnet ausfül-lte. Großen Einfluß hatte in jener Zeit Münchhausen, der sich gerade in Bibliotheks- sachen stets die Entscheidung vorbehielt. Ein ergötzlicher Beweis dafür, mit welchen Listen Minister von Münchhausen seine Georgia Augusta zu fördern und den Besitz ihrer Bibliothek zu mehren wußte, ist die Geschichte der Uffenbachschen Schenkung. Es handelte sich um die Bllchersammlung des Frankfurter Baumeisters Armand von Uffen- bach, die dieser im Jahre 1736 samt allen in den folgenden Jahren hinzukommenöen Erwerbungen der Georgia Augusta vermacht: der Wert dieser Bibliothek wird schon 1736 auf 6000 Taler beziffert. Als Nffenbach 1770 stirbt, kann die Göttinger Bibliothek — wenn auch mit einiger Mühe — etwa 2500 Bände von größtem Wert und etwa 1000 Kupferstiche und Handzeichnungen ihren Sammlungen einver leiben. Die Geschichte dieser Schenkung ist ein liebliches Gemälde mensch licher Eitelkeit, die Göttingens Professoren mit seltenem Geschick aus zunutzen wußten. Dem Frankfurter Baumeister war sehr an einem schönen Titel gelegen; und die Wiener Regierung verlieh ihm nur die kümmerliche Charge eines Stückhauptmanns. Hannover ist entgegen kommender und bietet ihm den Titel eines Kriegskommissars: doch das paßt dem Frankfurter auch nicht, da in Frankfurt schon genug Juden dergleichen Titel hätten. Endlich einigt man sich, daß Uffen- bach das Patent eines »königlich großbritannischen kurfürstlich braun- schweig-lllneburgischen Artillerie-Oberstleutnants« erhält, womit je doch beileibe keine Verpflichtung zum Kriegsdienst verbunden ist. Die Quittung erfolgt lediglich in Gestalt einer unbezweifelbaren notariel len Urkunde, wonach seine berühmte Bibliothek nach seinem Tode in Göttinger Besitz übergehen wird. Ihren wesentlichen Aufschwung erlebt die Bibliothek unter Lei tung Heynes. Dieser große Philologe, der auch für die Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften von größter Bedeutung gewesen ist, baut die Bibliothek soweit aus, daß sie nach wenigen Jahrzehnten die führende Bibliothek Europas genannt werden kann. Welche Grundsätze ihn dabei geführt haben-, hat er selbst ausge sprochen: »Die hiesige Universitäts-Bibliothek ist kein Bücherladen, keine Liebhaber- und keine Hofbibliothek. Sie enthält als Bibliothek einer Universität Bücher aus allen Wissenschaften und Sprachen — aus allen die wichtigsten für die Wissenschaft und für die in derselben Arbeitenden«. Münchhausen schickt der Bibliothek regelmäßig die Kataloge der Buchauktionen: und Heyne ist unermüdlich bestrebt, die Schätze seiner Bücherei zu vermehren. Auch die ausländische Literatur findet schon in dieser Zeit besondere Beachtung. Im Gegensatz zu anderen Biblio theken stellt Göttingen seine Bücher frühzeitig nicht nur den Profes soren, sondern auch den Studenten zur Verfügung: und unter Heyne beginnt auch die Buchausgabe an auswärtige Gelehrte. Die Entwicklung der Bibliothek unter Heynes Leitung kann am ehesten durch einige Zahlen verdeutlicht werden: Sie zählt bei seinem Amtsantritt 60 000, bei seinem Tode aber 200 000 Bände. Sie ist damit an die Spitze aller europäischen Büchereien getreten und kann diesen Vorrang durch Jahrzehnte bewahren. Nach der Schätzung eines englischen Bibliothekars ist Göttingen 1849 mit 300 000 Bänden weit aus führend in der Welt; es folgen Breslau mit 250 000 und Oxford mit 220 000 Bänden. Die Bibliothek hat diese führende Stellung freilich nicht beibehal ten können, sondern wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts von finanzkräftigeren Büchereien überflügelt. Doch steht Göttingen heute mit etwa 850 000 Büchern und über 8000 Handschriften immer noch in erster Reihe der deutschen wissenschaftlichen Büchereien. Die überragende Stellung der Göttinger Bibliothek auf den Gebieten der englisch-amerikanischen Literatur sowie des Schrifttums der Mathe matik und der Naturwissenschaften ist unbestritten. Sie ist so durch zwei Jahrhunderte nicht nur ein unerhört wichtiges Hilfsmittel des Göt tinger wissenschaftlichen Lebens gewesen, sondern ist allmählich zur Zentralbibliothek für ganz Nordwestdeutschland geworden. Freilich erwachsen bei dem Ausbau und den mancherlei Plänen zur Auswertung der Bibliothek doch auch mancherlei Sorgen, die in dem Wort »Etat« beschlossen und darin begründet sind, daß im Laufe der Jahre die Geldmittel der Büchereien immer mehr eingeschränkt werden mußten. Bei einer Verminderung der finanziellen Möglich keiten besteht für jede Bibliothek die Gefahr, daß ihre Leistung wesent lich herabsinkt. Eine kleinere Bücherei kann sich über eine solche Zeit durch die Inanspruchnahme einer Zentralbibliothek hinweghelfen. Bei der Göttinger Bibliothek ist ein solches Ausweichen nicht möglich, da sie selbst Z e n t r a l st e l l e für Hunderte von anderen Büchereien ist. Wegen der Beschränkung der Mittel mußten Zeitschriften und Sam melwerke abbestellt werden, und auch die Zahl der neu anzuschafsen- den Einzelwerke mußte stark vermindert werden. Die dadurch her vorgerufene geringere Leistungsfähigkeit und stark verminderte Ak tualität — deren Tiefpunkt jetzt erfreulicherweise überwunden ist — wirkt sich naturgemäß besonders bei den Spezialaufgaben der Göt tinger Bücherei aus. Diese bisher noch nicht gelösten Fragen verdienen besondere Be achtung im Hinblick auf das nächstjährige Jubiläum der Georgia Augusta. Sie zeigen aber auch, daß Göttingen in der wissenschaft lichen Welt eine Stellung einnimmt, die nicht allein nach der Stu dentenzahl gemessen werden kann, sondern über solchen Maßstab weit hinausreicht. H. Schulze-Gatter mann. Buchgewerbliche Rundschau Allgemeines Der aus Fachkreisen wiederholt zum Ausdruck gebrachte Wunsch, durch einen Austausch von jungen Berufskameraden und Lehrlingen bas Verhältnis zu den vielen Auslanddeutschen inniger zu gestalten und zu verliefen, hat durch die Reichsbetriebsgemeinschaft »Handwerk« seine Verwirklichung gefunden. Am 25. April wurden die aus dem Ausland übernommenen Lehrlinge durch einen feierlichen Akt in Gegenwart des Stellvertreters des Führers im Hause des Deutschen Handwerks in Berlin begrüßt und den sorgfältig ausgewähl ten Lehrmeistern übergeben. Das graphische Gewerbe hat erstmalig zehn solcher Lehrlinge übernommen, die in Leipzig, Berlin, Stuttgart, München und Köln untergebracht worden sind. Es besteht die Absicht, die Jungen mit besonderer Sorgsalt für den ge wählten Berus auszubilben, damit sie lm Ausland erstklassige Ge hilfen werden und durch ihre berufliche und charakterliche Schulung als Pioniere sür das deutsche Handwerk im Ausland tätig sein können. Die Rcichsbetriebsgemcinschaft Handwerk hat die Betreuung der jun gen Menschen und die Kosten sür Verpflegung, Unterkunft und Klei dung übernommen und damit ein großzügiges Werk in die Wege geleitet, das gleichzeitig ein Dank sür die Treue sein soll, die die Auslanddeutschen dem Vaterland bekundet haben. Satz Die seit vielen Jahren gemachten Versuche, die Kolumnenschnur, die zum Ausbinden des Satzes verwendet wird, auszuschalten, hat wieder eine Neuerung auf den Markt gebracht, die aus vier Stegen besteht, an deren Enden Stifte und Löcher angebracht sind zum Zu sammenstecken und Festhalten. Der »Bezett«-Ausbinder wird in fünf Größen geliefert, soöaß Formate von 12 bis 120 Cicero damit ver arbeitet werden können. Die Verwendung ist verhältnismäßig einfach, weil man den Kopfsteg und einen Seitensteg in das Setzschiff stellt, den Satz einfügt und den Rahmen mit dem zweiten Seitensteg und dem Fußsteg schließt. Da jeder Steg aus zwei mit Zähnen versehenen Teilen besteht, ist die Verwendung für jedes, auch auf halbe Cicero ausgehendes Format, möglich. Der Ausbinder soll auch beim Druck um den einzelnen Seiten verbleiben und beim Herausnehmen der Druckstöcke und bei Maschinenrevisionen infolge seiner einfachen Lösung keine Schwierigkeiten bieten. Ob seine Einführung trotz der höheren Kosten, die den Preis für die Kolumnenschnur naturgemäß über schreiten, möglich sein wird, bleibt abzuwarten. Buchdruck Mit der Buchdruck-Andruckpresse »Voran« ist eine Maschine ge schaffen worden, die zum Vorrichten und Andrucken von Autotypien und ähnlichen Sachen bestimmt ist. Nach dem Prinzip einer Schnell presse gearbeitet, besitzt sie mehrere Auftrags- und Verreibwalzen und einen großen Farbzylinder. Sie kann auch in Klischeeanstalten gute Dienste leisten und wird sich besonders bei mehrfarbigen Drucken durch eine Einrichtung für genaues Passen bewähren. Für Vielfarben druck wird die Verwendung mehrerer Einwalzwerke empfohlen, um das Waschen der Walzen zu sparen. Der Druckzylinder läuft auf genau geschliffenen Schmitzleisten und sichert mit dem plangeschliffenen Druck fundament eine einwandfreie Abwicklung des Druckganges. Die Ma schine wird von der Druckma Schnellpressenfabrik GmbH., Leipzig, auf den Markt gebracht. Für den Bau der Schnellpressen sind die wirtschaftlichen Aus nützungsmöglichkeiten von weittragender Bedeutung geworden. Wenn (Fortsetzung siehe Seite 559) 557
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