„7^. eurs i/ossc«A^c^L /l^ö^uMLr^r^^r. W«. . . ." lk^. ,'. „(7^. 7qze//>o//" v. L/. F. /F. In Keusuklage ertchetnt: ttLl.L^L 6KII.UL1' Line Kcanzofin erlebt Gcohöeutschlanö Tsgebuchblstter vom L2. 2. bis N. 4. lS36 Lart. NM l.20 (In die KK.-DLbUogrsphLe ausgenommen) AuS dem Leitartikel des „Schwarzen Korpö" vom i.y. z8: DaS Buch beweist vor allen Dingen, baß auch ein Franzose, der mit jeder Faser ein Franzose bleibt, uns wohl verstehen und nicht nur oberflächlich verstehen kann, wenn er voll guten Willens baS deutsche Schicksal miterlebt. Die Verfasserin ist in Graz ver heiratet, und obwohl sie also einen deutschen Mann hat und ihre Kinder bewußt zu Deutschen erzieht, um sie vor seelischen Zwiespalten zu bewahren, ist sie selbst der Heimat verbunden geblieben. Jedes ihrer Tagebuchblätter ist Frankreich gewidmet, stets hat sie daS Schicksal Frankreichs vor Augen, und durch einen regen brieflichen Verkehr überbrückt sie die räumliche Trennung. Erführen wir dies aber nicht aus ihren eigenen Berichten, so würden Stil und Auffassung doch die „hundertprozentige" Französin verraten, die sich gar nicht bemüht, in deutschen Be griffen zu denken. Und gerade dies macht ihre Auf zeichnungen uns wertvoll. Die deutschen Dinge werden hier durch eine un verfälscht französische Drille gesehen und durch aus vom französischen Standpunkt aus gewertet und — trotzdem richtig gesehen, da. wir müssen dieses Trotzdem schon betonen, denn wir sind auf diesem lebtet nicht verwöhnt worben. Und dieses Trotzdem bleibt bestehen, ja eS drängt nun erst recht zur Gestaltung an einem Höhepunkt der deutschen beschichte, inmitten beS stärksten AufflammenS beS deutschen Nationalbe wusstseins. im Angesicht eines SretgntsseS. daS den wortführenben Franzosen in Frankreich wie ein nationales Unglück der — Franzosen erschien. Helene Grilltet zeichnet dieses in der Stadt der Volks erhebung (Graz) selbfterlebte Stück deutscher Ge schichte zwar mit innerem Abstand, zwar mit anderen Worten als ein deutscher Chronist, aber sie versteht unS, wie wir unö selbst nicht besser verstehen und deuten könnten, ja mitunter versteht sie unS in ihrer Unbefangenheit noch besser! Wie schwer fällt eö uns Deutschen, die uns mythisch gewordene Person deS Führers zu schildern, weil unö die Angst vor der Phrase quält, die unserer Grund sätzlichkeit entspringen könnte, und wie sicher trifft dies die Französin in mühelosen Worten! Sie lehren unS. dass auch der französische Seist selbst daS grösste..SehetmniS" Deutschlands er gründen kann, ohne stch. seiner Sigeuart. setuer demokratischen Tradition und seinem National- stolz etwas zu vergeben, und dass Jrrtümer und Fehlbeutungen also nicht im Nartonalcharakler der Franzosen begründet sein müssen, sondern lediglich herrühren von Unkenntnis ober — vom bösen Willen. Der böse Wille ist aber im französischen Volk gewiß nicht häufiger anzutreffen als in jedem anderen. Nur die Unkenntnis der einzelnen ist schwerer zu beheben. Sollte aber jenes geistige Aufgeschlossensein, daö eine schlichte Frau und Mutter offenbart, bei der politisch führenden Schicht der Franzosen etwa nicht anzu treffen sein, bei jener Schicht, der eö wohl keine Mühe bereiten kann, die Unkenntnis zu beheben? Es sollte doch manch einer, der hinter den haushohen Mauern seines selbftbegrenzten Horizonts einfältige Reden hält oder kindliche Aufsätze schreibt, sich be schämen lassen vor; einer Volksgenossin, die weder in der Deputiertcnkammcr sitzt, noch Gelegenheit hat, auf Festbanketten politische Weisheit von sich zu geben! T lag Graz lü Ulrich Mosers Der Auslieferung auch bei K.Dolckmar - Leipzig 682 Börsenblatt f. ü. Deutschen Buchhandel. 105. Jahrgang. Nr. 219 Dienstag, den 20. September 1938 4885