Ein deutsches Testament Stimmen der Toten Neuausgabe in Leinen 2.20 A ^VXkemand hat mit solcher Kraft prophetische Weisheiten zu formen gewußt I-wie Bakob Kneip in den verhaltenen, stolzen und zukunftweisenden Rhythmen dieses schmalen Bandes. Hier ist alles, was ein großes Geschlecht uns hinterließ: Strafgericht über ein unheiliges, seine Würde preisgebendes Volk, Mahn- und Weckruf zur Besinnung, aber auch gläubige Verheißung einer deutschen Auferstehung. Beschwörend wirken Rhythmus, Wort und Klang, wirken Musik der Sprache und Zug der Gedanken zusammen, um Unfaßbares zu ahnungsvoller Gewißheit zu machen. Die eherne Sprache der Prophetie, in die der Dichter seine flammende Begeisterung für die Volk- werdung der Deutschen ergießt, der strömende Lyrismus der Mahn- und Drohrede gewinnt hier einen neuen Adel, wie ihn nur die großen Warn- und Strafreden der Weltliteratur besitzen: eines DanteAlighieri, eines Hölderlin, und ist doch zugleich ganz modern, zeitnah, völlig einmalig. Wir spüren es mit heißer Dankbarkeit: hier ist ein Dichter am Werk, der, kraft seines ewigen und wahrhaften Dichtertums, alle irdischen Dinge in den Lichtkreis des Ewigen hebt. Was noch rechte deutsche Bugend ist, fähig, sich an den Sonnen der Ideen zu entzünden, die wird in ehrfurchtsvollem Schweigen zu ihm wallfahren, nicht aber, um nur lauschend zu seinen Füßen zu sitzen, sondern um die Fäuste zu recken zum Werk der deutschen Volkwerdung im deutschen Menschen. Deutsche Zeitung, Berlin ) XI/ ? ^ I) I. I. I 8 1 V L k I. 0 I. L I ? 2 I 6 Nr. 248 Montag, -cn 24. Oktober 1938 5S6S