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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.10.1938
- Strukturtyp
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- Band
- 1938-10-21
- Erscheinungsdatum
- 21.10.1938
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- Deutsch
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Ein neues, echtes Rachmanowa-Such Alfa Rachmanvwas frühere Werke: Tragö-ie einer Liebe r6 Mein ganzes Leben lang habe ich mich darnach gesehnt, Mutter zu wer den, Als ich noch ein ganz kleines Ding war, gab es keine größere Freude für mich, als irgend ein Kind, das noch kleiner war als ich, in meinen Ar- men halten zu dürfen. Und als ich dann älter wurde, kam es zur größten Verwunderung meiner Angehörigen oft vor, daß ich auf den Besuch eines Balles, des Theaters, oder auf ein Picknick verzichtete, wenn man mir gestattete, bei meinen kleinen Vettern und Basen zu bleiben, ihnen ein Wiegenlied zu singen und sie schlafen zu legen. Wenn sie dann einschlum merten, während ich ihnen ein selbst ausgedachtes Märchen erzählte, dann glaubte ich, ich hätte den Gipfelpunkt jenes Glückes erreicht, den eine Frau überhaupt erreichen kann. Später dann begann ich mich um arme Kinder zu bekümmern, deren Mütter keine Zeit hatten, ihren häus lichen Pflichten nachzukommcn. Ich fütterte und wusch sic, und erzählte ihnen wieder endlose Märchen, und träumte dabei immer von meinem eigenen Kinde, Mit kaum fünfzehn Jahren begann ich, alle Bücher über Klcinkinderpflcge zu lesen, deren ich nur habhaft werden konnte, vor allem jene, nach denen meine Mutter, die ihre Kinder über alles liebte, mich und meine Geschwister aufgezogen hatte. Als ich sic ausgelesen hatte, entlieh ich mir andere aus der Bibliothek und erweckte damit die Neugier des alten Bibliothekars mit den weißen Haaren und der großen Warze auf der rechten Wange, Beinahe jedesmal fragte er mich, ob ich denn den Plan aufgegeben hätte, nach dem Gymnasium zur Universität zu gehen, und ob ich beschlossen hätte, Kindermädchen zu werden. Ich aber gab stolz zur Antwort, daß keines von beiden zutreffe, daß ich mich einfach deshalb unterrichte, weil ich selbst Kinder haben möchte ,, , Und jetzt halte ich mein Kind in meinen Armen! Mein Kind, von dem ich solange geträumt habe. Vorbereitet bin ich wohl zur Genüge, denn auf dem einschlägigen Gebiete ist mir einfach alles bekannt. Ich weiß, daß das Zimmer des Kindes licht, rein und geräumig sein soll, ich weiß, welche Wäsche erforderlich ist, weiß, wie ich es nähren soll, ja, auch darüber bin ich genau ini Bilde, was ich als füllende Mutter nicht essen darf und was ich unbedingt essen soll. Aber wozu weiß ich das alles, wozu habe ich all die vielen Bücher gelesen, wenn ich jetzt auch nicht eine einzige dieser 6 Schlangen dieser Wildnis, der verzauberte See Kar-- butjak, die russische Bauernhochzeit, die Geisterbe- schwbrer der Tataren, der heilige Einsiedler und jenes schweifende Volk der Rvßdiebe und Raubmör der, das feit alters Zu dieser Landschaft gehört, wle die weglosen Tannengrünöe, wie dle Gespenster der baren Sagen, die überall umhergehen, wo Russen- tnm und Mongolentum im Lauf der Geschichte auf- etnanbecgeftoßen sind." Orrcü. örutt§urk. Vie Nachmanowa-Kassette Ein Geschenk für jedes §est alle42de.zum ermäßigt. Vrels von KM 22.— L" 6 X t r o d e n n s „ u r tt " , so a N e b u v ä einer kl/ n t t e r Weisheiten anwenden kann? Wozu weiß ich, daß man das Zimmer flei ßig lüften soll, wenn unsere Fenster während des ganzen Winters zu- geklebt sind und wenn dazu noch durch die Ritzen der dünnen Bretter- wand, die uns von den Nachbarn trennt, den ganzen Tag der beißende, ^ stickige Rauch der Machorka zu uns dringt? Wozu weiß ich, daß ich mich / ,§ vor allem satt essen soll, daß ich den Körper des Kindes mit guter Seife f» und gutem Puder behandeln soll, wenn dies alles ganz unmöglich ist? > „Jurka, liebes, liebes Kind, weine doch nicht!" sage ich ihm hundertmal, tausendmal vor, und das ist alles, was ich tun kann. Wozu habe ich nur all die vielen Bücher gelesen? Ich habe nun den Arzt um Hilfe gerufen, einen alten, grauhaarigen Deutschen, Er sah sich im Zimmer um, blickte aus die Wäsche, die zum Trocknen aufgehängt war, dann auch auf mich und das Kind und sagte: „Alles, was ich noch in meiner Apotheke habe, ist Rhizinusöl, Das könnte ich Ihnen geben, aber es wird dem Kinde nichts nützen. Was Ihnen, und daher auch dem Kinde fehlt, ist das, was jetzt niemand in ganz Rußland hat: Genügend zu essen! Ich könnte Ihnen raten, eine gute Bouillon, rohe Eier, Gemüse und Obst zu essen, aber, , Ohne den Satz zu vollenden erhob sich der Doktor, Er ist sehr groß und erschreckend mager. Seine Hände zitterten und sein Kopf wackelte leicht auf dem dürren Hals, War es das Alter und Uebermüdung, oder bloß ! die Krankheit, an der ganz Rußland leidet, der Hunger? Wieder gehe ich mit dem Kinde im Zimmer auf und ab, ohne Unterlaß, ? Ohne etwas zu denken, blicke ich dabei zum Fenster hinaus, sehe dabei D aus den Schnee, der mit Schmutz und Asche bedeckt ist, den kalten, weiß. grauen Himmel, die dunklen Gestalten, die in schwarze, zersetzte Kleider gehüllt, von Zeit zu Zeit über den weiten Platz dahinschleichen, Ihr müder Gang, ihre welken Bewegungen, mit denen sie so schwer die Beine aus dem tiefen, weichen Schnee heben, alles verdoppelt in mir das eine Ge fühl, das mich randvoll erfüllt: Hunger! Und Jurka weint. Sein Rüschen legt sich in Falten, die kleinen Lippen ziehen sich weit auseinander, der Atem wird immer krampfhafter und lauter, er zischt und pfaucht zum Erbarmen, Das Aufschluchzen wird immer heftiger und plötzlich schreit er wieder aus allen Kräften, daß man 7 4S4 Selten, Format 12 x 14,5 cm, Leinen NM S.7S Auslieferung Ende Oktober. - Zur Werbung steht dieser iSseitige Prospekt als Leseprobe zur Verfügung. Vorzugsangebot auf dem G verlegt bei Gtto Müller ^ Salzburg-Leipzig »888 Nr, A6 Freitag, de» S>, Ott-b-r lSW
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