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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.10.1938
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1938-10-21
- Erscheinungsdatum
- 21.10.1938
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1938
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Alfa Rachinanowas frühere Werke: Tragööle einer Liebe l0e2:tz)rode a«s „ckurda", ip a p e ä u o z einer z/u t t k r Male, bis ihm die Schweißtropfen auf der Stirne standen. Dann begann er sich zu ärgern und sah mich hilfesuchend an, wobei er sein lautes, befehlendes Aaaaaaaa ausrief. Ich tat als ob ich ihn nicht bemerkte. Da versuchte er es noch einmal selbst, aber wieder umsonst. Wieder blickte er auf mich, als er aber sah, daß ich nicht reagierte, hob er ein Weinen an voll Zorn und noch mehr voll Berzweislung, als ob es für ihn eine Frage auf Leben und Tod wäre. Noch ein paarmal unterbrach er sein Weinen, um es doch noch selbst zu versuchen. Aber immer größer wurde seine Ver zweiflung, so daß ich endlich doch beschloß, einzugreifcn. Ich nahm das Wörterbuch weg und legte an dessen Stelle ein paar kleinere Bücher hin, denen die Kräfte Jurkas gewachsen wären. Aber das brachte ihn nur noch mehr in Zorn, offenbar war es für ihn eben von entscheidender Bcdeu- tung, gerade dieses Buch zu bewältigen, und es brauchte noch eine ganze Weile, bis er darauf vergaß und sich mit den neucnBüchern zufrieden gab. Ein beliebtes Spiel ist es für ihn, aus einem hölzernen Becher nach der Reihe alle Dinge herauszunehmen, die darin sind: Bleistifte, Knöpfe, ein Schlüssel, ein Radierer und so weiter. Er tut dies mit ernster Miene und systematisch, immer nur einen Gegenstand. Wenn er fertig ist, vcr- langt er, daß man wieder alles hincinlegt, worauf er sofort wieder mit dem methodischen Ausräumen beginnt. Obwohl er beim Wicderhincin- lcgcn aufmerksam zuschaut, kommt er doch nicht auf den Gedanken, die Dinge einmal selbst hincinzulegen, da fehlt doch noch eine kleine Stufe in der Leiter seiner geistigen Entwicklung. Aus eine rührende Weise zeigte uns Jurka heute wieder, wie weit die Spanne seines Gedächtnisses schon reicht. Otmar sagte zu ihm: „Klatschhändchen, Klatschhändchen! Wo waren wir? Bei Großmütterchen!" Jurka sah Otmar eine Weile lang ganz betreten und verlegen an, dann lachte er, klopfte sich zuerst auf die Wange, dann legte er die Händchen auf den Kopf, bis er endlich, wie es sich eigentlich von Anfang an gehört hätte, in seine beiden Händchen klatschte. Wieder war es fünf Tage her, daß er diesen Vers nicht gehört hat. Interessant war es, wie er sich so mit sichtlicher Anstrengung nach und nach doch die passende Gebärde ins Gedächtnis zurllckgerufen hat. io Schlangen dieser Wildnis, der verzauberte See Kar- butsak, die russische lZauernhvchzeit, die Geisterbe- fchwörec der Tataren, der heilige Einsiedler und fenes schweifende Volk der Roßdlebe und Kaubmkr- der, das seit alters zu dieser Landschaft gehört, wie die weglosen Tannengrünöe, wie die Gespenster der heimltck Erschlagenen, wie die bunten und sondes- Vie Uachmanowa-Kassette Ein Geschenk für jeöes Fest alle42öe. zum ermäßigt. Preis von NM 22.— Ein neues, echtes Rachmanowa-Such us' e W t f o b e t! rt s ^ « r L a " , ^ a gs e b rr c /i einer .V n t t e r i' „Jurka, essen! Milch, Brei!" rufe ich nun und sofort läßt er seine Spiel- suchen sein. Er ist Wohl schon recht hungrig. Bevor ich ihm seinen Latz umhänge, drücke ich ihn an meine Brust, und Jurka findet dies so erheb ternd, daß ihm vor Lachen Tränen kommen. Nun ißt er sich satt und schiebt dann mit einer hohcitsvollen Handbewegung den Löffel beiseite, eine neue Geste von ihm, die so recht zeigt, wie stark sich in diesem einen Jahre seines Lebens schon sein Eigenwillen und sein Selbstgefühl ent wickelt haben. Es ist Abend geworden. Wie immer, habe ich ihn vom Kopf bis zu den Füßen kalt abgewaschen und jetzt liegt er im weißen Hemdchen in seinem Bettchen, gesund, glatt und rein, müde von dem Tage, der ihm soviel Erleben gebracht hat. Still liegt er da, seine beiden Händchen fest um meine Hand geschlossen, ein paarmal noch stößt er sein Köpfchen gegen meine Hand, sein zärtliches Murmeln wird leiser und leiser, seine Augen schließen sich, und ruhig schläft er nun in das zweite Jahr seines Lebens hinüber. Das erste Jahr ist abgeschlossen. In der Zeit der furchtbarsten Not kam er auf die Welt, und trotzdem hat sein kleiner Körper den Kampf mit dem Mangel und den Entbehrungen ausgenommen und siegreich zu Ende geführt. Mit unermüdlicher Arbeit und Mühe hat sich sein Körper und sein Geist emporgerungen, und sich von einem winzigen, hilflosen, schreienden Etwas zu einem Wesen entwickelt, das spricht und denkt, das seinen eigenen Willen zum Handeln und zum Leben hat, mit einem Worte, zu einem Menschen, zu einer Persönlichkeit! Freilich unendlich lang und weit ist der Weg, den er noch vor sich hat, aber die erste, die schwerste und entscheidendste Etappe auf dieser Wanderung dem fernen, unbekannten Ziel entgegen, hat er schon hinter sich. — Welch ein Wunder hat sich da in diesem einen Jahre täglich und stündlich vor mir aufgetan! Aber das grüßte Wunder ist dieses: trotz all der Liebe, die ich ihm gege ben, trotzdem ich ihm mein ganzes Leben geweiht habe, war all das, was ich meinem Kinde getan habe, doch nur ein tastendes Helfen, ein vorsichtiges Wegräumen von Hindernissen und Abwenden von Gefahren; alles Wesentliche, Entscheidende war schon von allem Anfang an in ihm gewesen, hat die Natur durch ihn allein werden und wachsen lassen. ii 4S4 Seiten, Zormat 12 x 1-,S cm, Leinen MN S.70 Auslieferung Ende «Oktober. - Zur Werbung steht dieser löseitige Prospekt als Leseprobe zur Verfügung. Vorzugsangebvt auf dem T verlegt bel Gtto Müller ^ Salzburg-Leipzig S88« Nr. L,s FrcUag, Sin St. Ottob-r U«
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