«eine .Literatur'im üblich-" Sinne, fonSern.... ^urka, Tagebuch einer Mutter Schon der Untertitel des neuen Rachmanowa-Buches deutet in eine Richtung, die abseits des landläufigen Begriffes von .Literatur" liegt. - Eine Mutter spricht hi-r zum Leser, und sie wünscht nichts mehr, als daß er sich, wenn er dieses Buch in die Hand nimmt, zutiefst bewußt Ede, daß er .ins Reich der Mütter" tritt. Aus der Llnrast des Tages möge der Leser heraustreten und sich demütigen Herzens dem Geheimnis des Kindes neigen. Dieser .geneigte Leser" wir- die zwingende Größe dieser Aufzeichnungen recht verstehen und die Natürlichkeit dieses Tagesablaufes eines Kindes von selbst ins Allgemeingültige übersetzen. Die arme Hilflosigkeit eines Neugeborenen zu sehen, sein Ausgeliesertsein an die Mutter, dann zu sehen, wie nach Wochen Ser erste Strahl des Bewußtwerdens aufleuchtet, mit welch unheimlicher Folgerichtigkeit und Schnelligkeit dieses Bewußtsein fortschreitet und den kleinen Menschen formt, wie die ziellosen Bewegungen zum ersten Schritt werden, das sinnlose Lallen zum ersten Wort sich vollendet und wie Las erste Zahr einen schon klar umrissenen, bewußten Menschen vor uns stellt, das ist ein vollziehen, das zu den erhabensten Geheimnissen des Seins gehört. Aljas Rachmanowas geniale psychologische Begabung offenbart uns all die Tiefen und Schönheiten dieses Menschheitsgeheimniffes auf eine so beglückende Art, daß Liese Tagebuchaufzeichnungen wirklich einzig dastehen. - Wer dieses Buch rechten Herzens liest, wird einfach davon gepackt werden und in eine gleiche gelöste Freude und KinLerseligkeit gehoben werden wie der Großvater Zurkas, der auf einen der mit Feuereifer vorgetragenen Lallmonologe des kleinen fast einjährigen Helden diesem erklärte: Ich bin ganz Ihrer Meinung, junger Mann! Cs ist ein Buch der Stille und der Besinnung, das uns die Dichterin geschenkt hat. Wir dürfen ihr dafür aufrichtig dankbar sein. Oie Autorin knüpft hier an die Tradition ihrer Tagebücher an und legt ein Werk vor, das im Gegensatz zu den schweren tragischen Themen der letzten Bücher, von der strahlenden unproblematischen Freude getragen wird, die vom Kinde kommt. Dieses lebenbejahende, köstliche Buch hat den Frauenleserkreis von selbst als Käufer. Aber auch die Männerwelt, die Väter, Erzieher, Psychologen, überhaupt .Zeder von Herz", wird mit Freude das Buch aufnehmen. verlegt bei Gtt» Mül ler^Salzburg-Leipzig Nr. 246 Freitag, öen 21. Oktober 1938 V88S