wie er die Bibliothek durchbringcn sollte. Als Erster Vorsteher des Börsenverciiis (1918-1924) mußte ich manche Reise nach Dresden machen, um den Sächsischen Staat zu bewegen, in eine der Geldentwertung entsprechende Erhöhung seiner Zu schüsse zu willigen. ES ist das Verdienst der Sächsischen Re gierung, insbesondere des damaligen Ministerialdirektors Klicn, und des beredten Direktors der Deutschen Bücherei, Prof. Minde-Pouct, daß diese das Reich vcranlaßtcn, als Garant der Bücherei mit cinzutrcten, und daß der TcilungS- schlüffel zustande kam, wonach Reich zwei Fünftel, Staat zwei Fünftel und Stadt ein Fünftel der anfallenden Unkosten über nahmen. Der Börsenverein dagegen wandelte die freiwillige Verpflichtung der Verleger, die vom 1. Januar 191z an auf zehn Jahre beschränkt war, in eine satzungsmäßige um, eine Be stimmung, die jetzt von der Reichsschrifttumskammer über nommen worden ist. So steht heute nach 2; Jahren die Deutsche Bücherei kraftvoll neben alten und berühmten deutschen Bibliotheken mit ständig wachsenden Aufgaben und immer größer werdender Daseins berechtigung. Daß dieses „Geschenk der Buchhändler-Nation", wie es einmal genannt worden ist, iminerdar dem ganzen Vaterland zum Segen gereiche, wünschen wir, die wir seine ersten Schritte in die Welt mitcrlebten und leiteten, ganz be sonders. Allen, die nach uns kommen, bleibe sie sichtbares und beredtes Zeugnis buchhändlerischer Tatkraft, allgemeinen OpferwillcnS und nationaler Gesinnung. Die Sonderstellung der Deutschen Bücherei unter den deutschen Bibliotheken Von Dr. Heinrich Uhlcnvahl Unter den nahezu ;oo namhaften Bibliotheken, die Groß- dcutschland nach dem Jahrbuch der Deutschen Bibliotheken zur Zeit besitzt, nimmt die Deutsche Bücherei eine Sonder stellung ein. Die Staats- und Landes-, Provinzial- und Stadt-, Univcrsitäts- und Hochschulbibliothcken haben in bezug auf ihre Anschaffungen sämtlich mehr oder weniger universalen Charakter, d. h. sie beschränken sich hinsichtlich der Literatur auf keine Sprache und keine Zeit; anderseits schaffen sie von der Gesamtheit des Schrifttums immer nur eine Auswahl an, die bald größer, bald kleiner ist, entsprechend den ihnen ge stellten Aufgaben und den zur Verfügung stehenden Mitteln. Gegenüber diesen, mit der Auswahl verbundenen universalen Charakter vertritt die Deutsche Bücherei in ihrer Anschaffungs politik einen nationalen Charakter, aber mit dem Grundsatz der Vollständigkeit. Sie hat die Aufgabe, das deutschsprachige Schrifttum der Welt seit 191z, dem Jahre ihrer Gründung, lückenlos zu sammeln. Diese Aufgabe ist trotz ihrer festen Umgrenzung groß und schwierig; denn das Aufsuchen der sammclpflichtigcn Schriften in der ganzen Welt ist eine kul turelle Pionierarbeit, für die die Anstalt ganz auf sich selbst gestellt ist. Sie unterhält zu diesem Zweck ständige Beziehungen mit Zehntausenden von Stellen jeglicher Art in unserem weiten Vaterlands und jcnscit der Rcichsgrenzcn in fremden Ländern, in denen deutsche Volksgruppen leben, mit 14000 Auslandsstellen, die sich im Schrifttum betätigen. Um ihrer umfassenden Aufgabe gerecht zu werden, hat die Deutsche Bücherei den Erdball mit einem Wcrbcnctz umspannt und die Maschen dieses Netzes von Jahr zu Jahr enger gezogen. Heute, nach fünfundzwanzigjährigcr Werbearbeit, ist die Sammcl- mcthodc so ausgebaut, daß cs verhältnismäßig selten vor kommt, daß der Anstalt ein Buch oder eine Zeitschrift auch von nur mittelmäßiger Bedeutung entgeht. Der jährliche Zugang ist auf mehr als 80000 bibliographische Einheiten gestiegen, und die Gcsamtbcstände der Bibliothek haben nahezu is- Milli onen Bände erreicht. Was früher im deutschen Bibliothekswesen ein viel bcklagterMangcl war, die Lückenhaftigkeit des nationalen 7