Ein lioctibedeutsamer öeitrag )ur öesckickte des lZismarckreickes! Ein Sclilüttelivm Verständnis preulZiscken Soldatentums! Roon Glaube und Soldatentum /.e/nen-a/rc/ Ksst ^.26 Der Kriegsminister Wilhelms I., der „Waffenschmied" des Bismarckrciches darf beute, da wiederum soldatisches Wesen in stärkstem Maße unserem Volk das Gepräge gibt, auf erhöhte Be- achtung zählen. Dr, Reinhard Hübner, der weithin bekannte junge Historiker, hat in markanter, knapper und anschaulicher Art Werk und Persönlichkeit dieses typischen Vertreters des preußischen Offizierskorps dargestellt und dabei Roon selbst ausgiebig zu Worte kommen lasten. Da enthüllen sich uns denn die innersten Kraftquellen seines Wesens und Handelns; seine Aufgeschloffen, heit für alles Geistige, seine tiefen wurzeln in einem ganz selbst verständlichen und aller Diskussion entrückten christlichen Lebens- gefühl. vom evangelischen Glauben aus betrachtet er alle Dinge des öffentlichen Lebens; dieser Glaube gibt dem Politiker Roon den inneren Halt für den schweren Kampf mit den glaubens-, Vaterlands- und staatsfeindlichen Mächten seiner Zeit, wie er auch die Lebenslust seiner großen Mitkämpfer gewesen ist. So stellt uns Hübner — der Gelehrte, dem neben bedeutendem wissen die vielfältigen Ausdrucksmittel unserer Sprache in seltener weise zur Verfügung stehen — das aufrichtendc Bild eines christlichen Kriegsmannes vor Augen als ein Zeugnis für die tiefste Kraft- quelle deutschen Wesens und deutscher Größe. Aus der Einleitung: Albrecht von Roon, der preußische Kriegsministcr, der in den Jahren ,S6o bis ,SS4 die preußische Armee neu aufbautc, die dann auf den Schlachtfeldern Schleswig-Holsteins, Böhmens und Frankreichs die Voraussetzung schuf für die Gründung des Zweiten Reiches in Versailles, galt schon seinen Zeitgenossen, mehr noch aber der Nachwelt als ein besonders eindrucksvoller und beispielhafter Vertreter des preußischen Offiziers. Dieser preußische Offizier ist auch in seinem eigenen Vaterland fast mehr gehaßt als geliebt worden. Immer stand er im Kampf, während er nach außen — mit Gewalt von den großen Hohenzollern hinein, gezwungen in die brandenburgisch-preußische Armee — das Schwert führte und Preußen die ihm gebührende Großmacht, stellung erringen half, hielt er im Innern, aus seinem Gut, ein hartes und strenges Regiment Uber seine Instleute und Lage, löhner. Denn in der Armee hatte er im Gehorchen das Befehlen gelernt, war er aber dort nur ein dienendes Glied, so war er auf seinem Grund und Boden ein fast unumschränkter Herr. Für den Dienst im Heer, und damit für den Dienst für König, Volk und Vaterland, konnte ihn der arme Staat — des „Heiligen Römischen Reiches Sandstreubüchse", wie ikn die Spötter wohl nannten — nicht mit Rcichtümern entlohnen. Dafür ließ er ihm aber nicht nur seine Stellung als Herr auf seinem Rittergut, er stützte und stärkte vielmehr dieses Herrengefllhl, soviel er nur konnte. Die soldatischen Leistungen dieses preußischen Offiziers hat das preußische und mit ihm seit den Tagen Friedrichs des Großen auch das deutsche Volk, von wenigen Ausnahmen abgesehen, immer anerkannt. Die Hcrrenstcllung im Innern dagegen hat es nur mit Unmut getragen'und immer wieder versucht, abzuschütteln. Nur so ist es zu erklären, daß die großen Volksbewegungen in Deutsch land des i s. Jahrhunderts sich oft einseitig gegen das Heer und seine Offiziere richteten. Das deutsche Volk war trotzdem immer ein soldatisches, wehrfreudiges Volk. Auch Albrecht von Roon ist erbittert bekämpft worden. An ihm, dem Kriegsministcr Preußens, suchten Liberalismus und Demokratie das preußische Offizierskorps in seiner bevorrechtig, ten Hcrrenstcllung zu treffen, das ganze politische und soziale Ge- füge des ehemaligen preußischen Staate» zu erschüttern. Sie sahen im Herrentum nur Willkür — und Übergriffe und Übermut im einzelnen mußten sie in dieser Auffassung bestärken. Sie wollten gesetzlich festgelegte Aufsicht und äußere Kontrolle, da sie an innere Bindungen und Zucht nicht zu glauben vermochten. Ls fehlte ihnen, den Bürgern der Städte, das Gefühl für den Auf. bau einer Ordnung, die gerade in dem Herren den natürlichen Diener sah, die wußte, daß die Zucht und Unterordnung, wie 278 weiten / 4.20 v^ici-iLiri^-VLir^o /