Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.05.1939

Der Kontenrahmen für den Reise- und Versandbuchhandel Von Lerbert Böttcher Im Börsenblatt Nr. 293/1938, in der die Bekanntmachung des Leiters des Deutschen Buchhandels über den Kontcnrahmen tür buchhändlerische Betriebe veröffentlicht wurde, empfahl der Leiter der Fachschaft Handel Kurt Kretzschmar einen Kon tenrahmen für den Sortimentsbuchhandel. Die Ausführungen des Leiters der Fachschaft Handel treffen selbstverständlich ge nau so für den Reise- und Versandbuchhandel zu. Die Son derheiten des Reise- und Versandbuchhandels herauszustellen und dadurch vor allem den Mittel- und Großbetrieben die Mög lichkeit zu geben, ihre Buchhaltungen schon jetzt entsprechend den Forderungen des Erlasses zur Vereinheitlichung und Verbesse rung des Rechnungswesens umzustellen, dazu soll der nachstehend veröffentlichte Kontenrahmen dienen. Kleinere Firmen werden sinngemäß den gleichen Kontenrahmen verwenden, unter Fort lassen der nicht benötigten Untergliederungen der einzelnen Kon tengruppen. Einteilung des Kontenrahmens Der Kontenrahmen ist gegliedert in: Klasse 0: Ruhende Konten bzw. Anlage- und Kapital konten. Klasse 1: Finanzkonten. Klasse 2: Abgrenzungskonten. Klasse 3: Wareneinkaufskonten. Klasse 4: Konten der Kostenarten. Klasse 9: Verrechnete Kosten (entfällt). Klasse ö: Frei für Kosten von Nebenbetrieben, falls ge sonderter Nachweis erforderlich. Klasse 7: Weitere Kostenverrechnungen (entfällt). Klasse 8: Warenverkausskonten. Klasse 9: Abschlußkonten. Der Kontenrahmen ist nach dem Zehnersystem aufgebaut und in 10 Kontenklassen eingeteilt; die Klassen wiederum in Kontengruppen (bis zu 10) und dann weiter in Kontenarten (bis zu 10) gegliedert. Bei Großbetrieben erfolgt eine weitere Unterteilung in Nnterkontenarten (ebenfalls bis zu 10). Ein Beispiel zur Unterteilung der Postscheck- und Reichs bankgiro-Konten: Kontenklasse 1: Finanzkontcn. Kontengruppe 11: Postscheck und Reichsbank. Kontenart 110: Postscheck. Kontenunterart 1100: Postscheck-Konto Berlin. 1101: Postscheck-Konto München. Kontenart 111: Reichsbankgiro-Konto. Kontenunterart 1110: Reichsbankgiro-Konto Berlin. 1111: Reichsbankgiro-Konto Köln. Erläuterungen zu den Kontcnllassen Die Klasse 0 enthält die »Ruhenden Konten bzw. Anlage- und Kapitalkonten«, auf denen während des Jahres nur selten Buchungen vorgenommen werden. Unter anderem gehören auch langfristige Forderungen und Verbindlichkeiten, die länger als ein Jahr laufen, hierunter. Für kleinere Betriebe empfiehlt sich folgende vereinfachte Aufteilung der Klasse 0. Sinngemäß ist dann in den anderen Klassen zu verfahren: 02 Kraftwagen. 03 Betriebs- und Geschäftsausstattung. 08 Kapital (evtl. Unterteilung nach Gesellschaftsform). 09 Wertberichtigungen, Rückstellungen. 091 Abgrenzungskonto (Aktiva und Passiva). 092 Rückstellungen. Zu beachten ist dabei, daß die Gruppenbezeichnung, die nicht benutzt wird, frei gelassen werden muß. Es darf z. B. die Reihen folge nichtsein: 01 Kraftwagen, 02 Betriebs- und Geschäfts- ausstattung usw. Die Kontenklasse 1 umfaßt die Finanzkonten, also den gesamten Geld- und Kreditverkehr kurzfristiger Art (bis zu einem Jahr). Die Untergliederung erfolgt so, daß im wesent lichen die Konten mit aktivem Charakter in den Gruppen 10—16 und in den weiteren Gruppen 17—18 die Konten mit passivem Charakter untergebracht sind. Die Kontenklasse 2 trägt dazu bei, die Jahresrech nung klar abzugrenzen. In erster Linie sollen Erträge und Auf wendungen, die mit dem eigentlichen Nnternehmungszweck nicht direkt Zusammenhängen, in besonderen Gruppen festgehalten werden. Z. B. gehören hierzu Mieterträge oder Aufwendungen für ein Mietshaus, genau so wie Verluste oder Gewinne sowie Zinsaufwendungen für Fremdkapital. Die Ko nt entlasse 3 ist für die Kalkulation und kurz fristige Erfolgsrechnung von sehr großer Bedeutung. Es werden die Einstandswerte und Bestände genau festgehalten im Gegen satz zur Klasse 8, die nur die tatsächlichen Umsätze ausweist. Eine sorgfältige und weitgehende Gruppierung ist daher für die Klasse 3 notwendig. Die Kontenklasse 4. Für den Reise- und Bersandbuch- handel ist genau wie bei jedem kaufmännischen Betrieb die rich tige Erfassung der Kosten sehr wichtig. Durch die Bevorschussung der eingesandten Aufträge können dem einzelnen Betriebe schwerwiegende Nachteile entstehen, wenn hier seitens der Be triebsführung kein klarer überblick über die Höhe der speziellen Kosten, in Sonderheit der im voraus gezahlten Provision mög lich ist. Die Sonderheiten kommen daher in der besonders star ken Unterteilung dieser Klasse zum Ausdruck. Zu Gruppe 40: Weihnachtsgratifikationen, zusätzliche Personalversicherungen, besondere Urlaubsvergütungen u. ä. gehören unter 408 frei willige soziale Aufwendungen. Für kleinere Betriebe empfiehlt sich folgende Einteilung: 40 Personalkosten (Löhne, Gehälter, soziale Auf wendungen). 41 Miete oder Mietwert. 42 Sachkosten für Geschäftsräume. 43 Steuern, Abgaben und Pflichtbeiträge. 44 Sachkosten für Werbung. 49 Versandkosten für Warenabgabe und Zustellung. 46 Zinsen. 47 Abschreibungen. 48 Sonstige Geschäftsausgaben. 480 Organisation (Kosten zum Aufbau der Bertreter- organisation). 481 Provisionen. 482 Werbehelfer-Bergütungen. 483 Freiexemplare. 484 Bürokosten. 489 Verschiedene Kosten. 486 Auslandskosten. 487 Postkosten. 49 Spesen für Kraftwagen. Die Gruppe 42 Sachkosten für Geschäftsräume kann evtl, weggelnssen und die Kosten z. B. Heizung und Beleuchtung können unter der Kostenart 484Bürokosten verbucht werden. Ebenso ist es möglich, die Bersandkosten unter 49 nicht zu führen und unter 487 Po st kosten die Paketgebühren und Frachten zu bringen. Die Klasse 9 kommt für einen Betrieb des Reise- und Bersandbuchhandels nicht in Frage, da keine besondere Kosten stellenrechnung aufgestellt wird. Klasse 6 Kosten für Nebenbetriebe. Die Unterteilung die ser Klasse bleibt den einzelnen Betrieben überlassen. Zu emp fehlen ist eine Angleichung an die Klasse 4. Die Klasse 7 entfällt. Klasse 8 Warenverkausskonten. Die Einteilung erfolgt zweckmäßigerweise entsprechend der Klasse 3. Es wird buchhalte- 350 Nr. 100 Dienstag, den 2. Mai 1939