Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.05.1939

für den Lehrer und Übungsleiter bestimmt ist, was nicht außer acht gelassen werden darf. Man kann also die Zahlen des Sport schrifttums nicht ohne weiteres mit dem Millionenheer der Leibes übungen treibenden Menschen vergleichen. Die einzelnen sportlichen Fachgebiete. Aufschlußreich ist eine Übersicht über die Gesamtproduktion des Sportschrifttums des Jahres 1938, gegliedert nach Fachgebieten. Es liegen aus 1938 vor an Erstveröffentlichungen und Neuauflagen auf dem Gebiet: Skisport 23 Handball 2 Säuglingsgymnastik, Kindcr- Basketball 2 turnen u. verw. Gebiete 14 Eis- u. Rollschuhlaufen 2 Turnen 13 Schießen 2 Wandern, Bergsteigen, Alpi Jiu-Jitsu 2 nistik 12 Boxen 2 Körperschule, Gymnastik u. Fechten 2 verw. Gebiete 9 Sportpresse 2 Fußball 6 Medizin, u. biolog. Unter O1ympischeSpicle1936Berlin 5 suchungen 2 Deutsches Turn- und Sport Ringen 1 fest Breslau 1938 4 Faustball 1 Leichtathletik u. verw. Dis Schlagball 1 ziplinen 4 Volley- u. Flugball 1 Schwimmen, Wasserball 4 Kegeln 1 Segeln, Paddeln 4 Tanz 1 Tennis, Tischtennis 3 Frauensport 1 Geschichte 3 Massage 1 Ubungsstättenbau 2 Allgemeines u. Verschiedenes 13 Es ist gewiß verwunderlich, daß an der Spitze der Veröffent lichungen nicht etwa Turnen oder Fußball mit den Millionen ihrer Anhänger stehen, sondern die weiße Kunst, der Skisport. Gerade diese Sportart hat in den letzten Jahren einen bedeutenden Auf schwung genommen, und die Zahl der Veröffentlichungen zeigt, daß einerseits eine steigende Nachfrage nach derartiger Literatur be stehen muß, daß andererseits aber auch hier wohl recht buchfreudige Meuschen sind. Im weiten Abstand marschiert die Literatur über Turnen. Und auch dann, wenn wir die Neuerscheinungen über Säug lingsgymnastik, Kinderturnen und dergleichen hinzunehmen, erhält dieses Schrifttum doch noch keinen wesentlichen Vorsprung vor der Skiliteratur. Groß ist auch die Zahl der Neuerscheinungen auf dem Gebiet der alpinen Literatur, des Manderns und Bergsteigens. Daß 1938 über Körperschule, Gymnastik und verwandte Gebiete 9 Ver öffentlichungen erschienen sind, zeigt das wachsende Interesse an diesem wichtigen Gebiet im Bereich der Leibesübungen. Welch lange Nachwirkungen die Olympischen Spiele Berlin 1936 in Deutschland haben, beweist die Tatsache, daß noch 1938 — also zwei Jahre nach den Spielen! — mehrere Veröffentlichungen über dieses Thema er schienen. Es sind nicht etwa Schriften, die im Hinblick auf die kom menden Spiele in Helsinki 1940 verfaßt wurden. Eine Betrachtung der weiter folgenden Zahlen erübrigt sich, da sie selbst genügend sprechen. Bei Durchsicht der obenstehenden Übersicht fällt uns auf, daß es einzelne Sportarten gibt, für die 1938 keine Veröffentlichung erschienen ist. Wo die Gründe hierfür zu finden sind, das möge außerhalb unserer Untersuchung bleiben. Bei den Neuauflagen stehen die Gymnastikbücher eines bekannten und zur Zeit viel gelesenen Sportschriftstellers obenan. Das Buch »Unseres Körpers Schönheit und gymnastische Schulung« liegt nun in der 47. Auflage, die Bücher »Nassenbewußte Selbst erziehung« und »Die Schule der Atmung für Körper und Geist« in der 46. Auflage vor, während das Buch über »Schwunggymnastik« die 12. Auflage erreichte. Das Buch »Selbstmassage« vom gleichen Verfasser erschien in der 44. Auflage. Dabei liegen die Preise dieser Bücher durchweg zwischen 3.— und 5.— RM; es sind also keine billigen Ausgaben! Im weiten Abstand folgen die Auflageziffern der übrigen Neuauflagen. Merkwürdigerweise ist es ein Buch über Judo, den neuen sportlichen, waffenlosen Zweikampf, das 1938 in der 14. Auflage erschien. Eine andere Veröffentlichung über das gleiche Thema erreichte die 5. Auflage. Dann folgen ein Buch über »Bodenturnen, Geräteloses Leistungsturnen« in der 13. Auflage und eine Veröffentlichung über »Körperschule ohne Gerät« — also das gleiche Thema behandelnd — in der 9. Auflage. Ebenfalls in der 9. Auflage erschien ein Lehrbuch über den Skilauf, während ein kleines Lehrheft über das Fußballspiel in der 6. und ein Alpen führer in der 4. Auflage herauskamcn. Eine Reihe Schriften er reichte die 3. Auflage, so ein Lehrbuch über den »Alpinen Nettungs- und Sanitätsdienst«, ein Buch mit »Erzählungen Schweizer Berg führer«, ein Lehrheft über »Wasserrettung« und zwei populär ge haltene Gymnastikbücher. In der 2. Auflage erschienen ein Buch über den Speerwurf, ein Lehrheft über Basketball, zwei Lehrhefte über Turn- und Tummelspiele und eine Schrift über die Laufschule. Ebenfalls in der 2. Auflage kamen heraus: zwei wertvolle Ver öffentlichungen über »Die Körperliche Erziehung in den Entwick lungsstufen als Grundlage der Jugendführung« und über »Körper liche Grundausbildung« sowie zwei zum Olympischen Schrifttum gehörige Bildbücher. Ein Buch über Grundsätze der »Körperbildung« erschien im 16. bis 20. Tausend, ein Skilehrbuch im 15. bis 17. Tausend und die kurze Lebensbeschreibung Max Schmelings im 16. Tausend. Auch aus diesen Zahlen ist nicht unschwer zu erkennen, nach welchen Schriften besondere Nachfrage bestand, wenn wir von Regel- Heften, Wettkampf- und Spielbestimmungen u. bgl. absehen, die ja sozusagen zum täglichen Brot des Sportlers gehören und daher laufend nach Bedarf neu aufgelegt werden müssen. Die einzelnen Gattungen. Aufschlußreich ist nicht nur eine Übersicht über die Gliederung der Gesamtproduktion nach den einzelnen Fachgebieten und eine Zusammenstellung der Neuauflagen; auch eine nach den behandelten Themen unterteilte Übersicht vermittelt uns wertvolle Erkenntnisse. Die Gesamtproduktion des Sportschrifttums des Jahres 1938 gliedert sich wie folgt: Lehrbücher, Methodik u. Deutsches Turn- u. Sportfest Verw. 62 Breslau 1938 4 Sport-Ordnungen, Wett Philos. u. gruudsätzl. Be kampf-Bestimmungen, Re trachtungen 4 geln u. dgl. 17 Medizin, u. biolog. Unter Romane und Erzählungen 13 suchungen 2 Jahrbücher, Kalender 10 Untersuchungen über die Geschieht!. Untersuchungen Sportpresse 2 u. Darstellungen 7 llbungsstätten 2 Ski- u. Bergführer 6 Sportbibliographien 1 Biographien 6 Allgemein, u. Verschiedenes 4 Olympisches Schrifttum 5 Diese Übersicht wird uns wohl weniger reich an Überraschungen dünken wie die beiden vorhergegangenen. Daß die Lehrbücher u. dgl. mit 62 Neuerscheinungen fast die Hälfte der Gesamtproduktion aus machen, ist durchaus eiulcuchtend und verständlich. Gerade diese Art Schrifttum ist nicht nur das Wichtigste für den allgemeinen Sport verkehr überhaupt: jeder, der sich ernsthaft mit dem Sport und den Leibesübungen beschäftigt, sei es als Lehrer oder als Lernender, kann ohne derartige Hilfsmittel bei seiner Arbeit nicht auskommen. So ist es durchaus in der Ordnung, daß diese Kategorie Sport schrifttum obenan steht. Ja man könnte dies geradezu als einen Be- weis für den durchaus gesunden Zustand im Bereich des Sports wie auch des Sportschrifttums bezeichnen. Das Gleiche gilt hin sichtlich der Sportordnungen, Wettkampf-Bestimmungen usw. Auch ihre Zahl ist durchaus normal, und — um das hier noch kurz zu erwähnen — bei ihnen handelt es sich fast nur um Neuauflagen, nicht um Erstveröffentlichungen. Die Spielregeln, Ordnungen usw. liegen meist schon seit Jahren international fest. Hinsichtlich der 13 Romane und Erzählungen — eine Zahl, die mit Recht überrascht — kann gesagt werden, daß ihr dichterischer wie künstlerischer Wert recht ungleich ist. Auch ihr Erscheinen hat die oft gestellte Frage nach dem deutschen Sportroman noch nicht beantwortet, wenn freilich unter diesen Neuerscheinungen auch Schriften sind, die in Form und Inhalt mehr als Versuche darstellen. Die 10 1938 erschienenen Jahr bücher und Kalender bedeuten in dieser Zahl keine Überraschung. Die 7 Neuerscheinungen auf dem Gebiet der Sportgeschichte lassen erkennen, daß man auch nicht versäumt, den Ursprüngen und dem Herkommen der Leibesübungen und ihrer Verbindung mit dem Volks tum und Volkscharakter mit wissenschaftlicher Genauigkeit nachzu spüren. Für die 6 Ski- und Bergführer gilt das gelegentlich der ersten Übersicht Gesagte. Wenn wir fünf biographische Schriften hier an führen können, so beweist dies, daß das Leben großer Sportler als Vorbild zur Nacheiferung dienen soll und will. Das Olympische Schrifttum wurde schon oben behandelt. Ein besonderes Echo hat das Deutsche Turn- und Sportfest 1938 in Breslau im Bereich des Sportschrifttums gefunden, was sich in den 4 Neuerscheinungen — sämtlich als Bildbücher aufgemacht — dartut. Dabei ist der amtliche Bericht über diese sport- wie volkspolitisch bedeutsame Darstellung der deutschen Leibesübungen noch nicht erschienen. Daß man auch den geistigen und ideengeschichtlichen Ursprüngen und Grundlagen des Sports und der Leibesübungen in grundsätzlichen Untersuchungen und Betrachtungen nachspllrt, ist ein erfreuliches Zeichen. In ihnen dürfte auch der Beweis dafür zu erblicken sein, daß die Zeit der sogenannten »Bizepskultur« längst vergangen ist und einer gesunden geistigen Haltung, einer fruchtbaren Verbindung von Körper, Geist und Seele Platz gemacht hat. 2 medizinische und biologische Unter- 354 Nr. 100 Dienstag, den 2. Mat 1939