Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.08.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-08-07
- Erscheinungsdatum
- 07.08.1930
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19300807
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193008078
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19300807
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1930
- Monat1930-08
- Tag1930-08-07
- Monat1930-08
- Jahr1930
-
-
-
-
-
749
-
750
-
5625
-
5626
-
5627
-
5628
-
5629
-
5630
-
5631
-
5632
-
5633
-
5635
-
5636
-
5637
-
5638
-
5639
-
5640
-
5641
-
5642
-
5643
-
5644
-
-
-
-
-
-
-
-
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
sts- 181, 7. August 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Die Öffentlichkeit beschäftigt sich in letzter Zeit lebhaft mit der Frage des Preisabbaus aus dem Gebiete der Lebensmittel und der Drogen, insbesondere der Markenartikel. Die Haupt- gemeinschast des Deutschen Einzelhandels hat diese Frage in einer gemeinsamen Aussprache mit den hieran beteiligten Spitzen- und Fachverbänden der Industrie, des Großhandels und des Einzel handels einschließlich des Markenschutzverbandes eingehend behan delt. EL wurde dabei das Folgende sestgestellt: Alle Wirtschafts gruppen sind sich, darin einig, daß Preissenkungen während des letzten Jahres bereits in erheblich weiterem Maße cingetreten sind, als auf Grund der amtlichen statistischen Berechnungen in der Öffentlichkeit bekannt ist. So z. B. sind die Verkaufspreise des Einzelhandels mit Lebensmitteln seit dem Herbst 1929 nicht um 7 Prozent swis das Konjunkturinstitut berichtet), sondern im Durchschnitt um etwa 18 Prozent gesunken. Eine Berichtigung des Lebenshaltungsindex und der daraus ausbauenden Feststellung des Konjunkturinstitutes ist von der Hauptgemeinschaft eingeleitet worden. In der Beurteilung der künftigen Preisentwicklung be steht Einigkeit zwischen den vertretenen Wirtschastsgruppen darüber, daß bas Mißverhältnis zwischen Produktionsmenge und Volksein kommen wie in der letzten Vergangenheit so auch künftig zu einer Preisgestaltung drängen wirb, die in erster Linie auf möglichste Förderung des Absatzes eingerichtet ist. Die "Kaufkraft der Bevölkerung wird für den Preisstand entscheidender sein als das Streben nach wirtschaftlich normaler Unkostendeckung. Der weiteren Senkung der Preise wirken allerdings Erhöhungen wesentlicher Unkosten entgegen, die in letzter Zeit namentlich durch Maßnahmen öffentlicher Stellen verursacht worden sind, wie ins besondere der Krachten, wichtiger Steuern und der Mieten für ge werbliche Räume. Auch die Preisstützungsaktion sür die Land wirtschaft, die mehr auf die Hebung der Kaufkraft einer großen Produzentengruppe als der Allgemeinheit der Verbraucher einge stellt ist, hemmt den Preisabbau sür Lebensmittel. Bei dieser Ent wicklung wichtigster Faktoren der Preisbildung kann eine allge meine Senkung der Preise in Lebensmitteln und Drogen daher für die nähere Zukunft nicht in Aussicht gestellt werden. Ein endgültiger Überblick hierüber wird für viele Waren erst nach Fest stellung der Ernteergebnisse möglich sein. Nichts wäre in dieser Lage verkehrter, als wenn Verbraucher und Abnehmer in der irri gen Erwartung nahe bevorstehender Preissenkungen Einkäufe und Bestellungen zurilckhalten würden, da hieraus nur Stockungen von Absatz und Produktion und damit Erhöhung der Unkosten und der Preise entstehen würden. Eine weitere Preissenkung kann nicht durch gewaltsame Eingriffe plötzlich herbeigesiihrt, sondern nur im Zusammenhangs der Gesamtwirtschaft allmählich gefördert werden. Um diesem Ziele zu dienen, sind die beteiligten Fachverbände entschlossen, in gemeinsamer Prüfung an der Frage weiterer Preis senkungen und ihrer Voraussetzungen zu arbeiten. Diese Be mühungen erstrecken sich insbesondere auch auf die Preisstellung sür Markenartikel. Als das wichtigste Ergebnis der Aus sprache wird die gemeinsame Ausfassung der daran beteiligten Fachverbände von Warenherstellern und Händler» anzusehen sein, in den sie gemeinsam berührenden Fragen, wie denen der Preis bildung, der Lagerhaltung usw. künftig enger als bisher zusammen zuarbeiten. Damit ist ein erster Schritt zu einer neuartigen Ge meinschaftsarbeit zwischen Industrie, Großhandel und Einzelhandel getan, die nach den Erklärungen aller Beteiligten im Zeichen einer aus Absatzförderung und Bedarfsdeckung der Verbraucher gerichteten Preispolitik stehen soll. Wie man sieht, handelt es sich namentlich auch um den Abbau der Markenartikelpreise, der schon lange Gegenstand man cher Erörterungen gewesen ist. Gegen einen Preisabbau an sich ist wohl nichts zu sagen. Wir werden uns vielleicht für Jahre auf sinkende Preistendenz ganz allgemein einzurichten haben. Ein Blick auf den Lebenshaltungskostenindex und seine Bestand teile ist aber geeignet, einige Erwägungen und Überlegungen nahe zu legen. Es betrug der Index für Lebenshaltung insgesamt Anfang 1929 154.7 Juni 1930 147.6 Ernährung I56.I 142.7 Wohnung 125.9 129.8 Heizung und Beleuchtung 151.8 149.4 Bekleidung 172.5 166.8 Sonstigen Bedarf einschl. Verkehr 191.3 193.6 Hier zeigt sich, daß der stärkste Rückgang bei Ernährung und Kleidung eingetreten ist. Das sind aber auch die einzigen Ge- 780 biete, wo keine Zwangswirtschaft besteht. Die geringe Senkung bei Heizung und Beleuchtung und die immerhin nicht unbeacht liche Steigerung beim sonstigen Bedarf einschließlich Verkehr geht zweifelsohne auf die Steigerung der in öffentlicher Bewirt schaftung sich befindenden Kraft- und Vcrkehrstarife zurück. Hier zeigt sich, was in erster Linie Hemmnis des Preisabbaues ist. Noch deutlicher wird das beim Wohnungsindex, wo sich vor allem die Zwangswirtschaft rächt. Die neu gebauten Wohnungen sind zum größten Teil für Minderbemittelte unerschwinglich. An eine Herabsetzung der Mieten ist aber nicht zu denken. Sie müssen sich ja allgemein erst noch der Geldentwertung anpassen, da sie allein weit unter dem Durchschnitt liegen. Hätte man früher die Zwangswirtschaft preisgegeben, die lediglich einem sozialen Irr tum entspringt, so wäre jetzt eher an Abbau auch dieser Posten statt des nunmehr noch lange bleibenden Zwangs zur Steigerung zu denken, so hätten sich aber auch die Mietpreise längst der all gemeinen Lage angepaßt, statt daß sie jetzt anormal sind. Das aber sollte doch auch für die jetzige allgemeine Preisabbauaktion wenigstens die Einsicht vermitteln, daß dabei alles unterbleiben muß, was nach Zwangswirtschaft aussieht. Der Preisabbau wird auch so kommen, ja er ist ja schon im Gange. Was die Preislage im Buchhandel insbesondere betrifft, so ist vor allem darauf Hinzuwelsen, daß die Dinge hier vielfach wesentlich anders liegen als in anderen Wirtschaftszwei gen. Der Preis des Buches wird auf lange Sicht kalkuliert, wie gar nicht anders möglich ist, wenn oft Jahrzehnte vergehen, bis ein Werk auch nur in der ersten Auflage ausverkauft ist. Daß diese Preise nicht übers Ziel hinausschießen, dafür sorgt schon die Konkurrenz und das wohlverstandene Eigeninteresse des Ver legers, der weiß, daß zu hohe Preise ihm selbst schaden, weil sie das Werk unverkäuflich machen. Im Buchhandel zeigt sich das, was anderwärts als Preisabbau sichtbar wird, weniger in direk ten Preisherabsetzungen, obwohl auch die vorhanden sind, son dern vielmehr darin, daß die Preise nicht mit den Steigerungen der Herstellungskosten und mit der allgemeinen Geldentwertung mitgehen, sondern schon längst Zurückbleiben, ehe anderwärts an Senkung gedacht wird. Durch Gestaltung seiner Produktion und Aufträge hat es ja der Verleger mehr in der Hand, dem Verteue rungszwang auszuweichen, wenigstens bis zu gewissen Grenzen. Er kann dazu übergehen, billigere Bücher herauszubringen, statt seine Bücher billiger herauszubringen, um es einmal so auszu drücken. Daß das im deutschen Buchhandel in großem Umfang geschehen ist und geschieht, läßt sich Nachweisen. Allerdings wirkt dem der zunehmende Absatzrückgang in vieler Hinsicht entgegen. Wo man die Auflagen herabsetzen muß, statt sie erhöhen zu können, hebt sich die Preissenkungsmöglichkeit weitgehend auf. Wichtig bleibt aber auch sür den Buchhandel natürlich die Sen kung seiner eigenen Unkosten. Die Erhöhungen der Mieten, der Frachttarife, der Steuern stellen da sehr arge Hemmnisse jedes Kostenabbaues dar. Wie soll das der Buchhandel ausgleichen? Einzige Aussicht bietet weitere Rationalisierung des Betriebes und vor allem des innerbuchhändlerischen Verkehrs. In diesem Sinne verdienen die Vorarbeiten zur Reform der Verkehrsord nung besondere Beachtung. Wenn dazu ein Wort gesagt werden darf, so will es nahelegen, dabei so umfassend und so gründlich wie möglich vvrzugehen, aber auch vorsichtig und rein sachlich. Es gilt zunächst einmal, vor Anmeldung irgendwelcher An sprüche von welcher Seite auch immer, objektiv festzustellen: Wie stellen sich denn die Beikehrsfragen vom Verlag, vom vertrei benden Buchhandel, vom Kommissionsplatz her gesehen tatsächlich dar? Was war in der bisherigen Verkehrsordnung tatsächlich geregelt? Was hat sich in diesen Verhältnissen geändert? Muß der Bereich jetzt weiter oder enger gezogen werden? Erst nach Klärung dieser Fragen kann an die eigentliche Formulierung gegangen werden, und dabei sollte dann das Moment im Vorder grund stehen und maßgeblich sein, wie die Neuordnung wirklich allseitig kostensparend werden kann. Gerade wenn die Ver mutung zutrifst, daß wir in der ganzen Welt auf lange mit sinkenden Preistendenzen zu rechnen haben, wird dieses Moment von besonderer Bedeutung sein.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht