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01-Sonderausgabe Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.05.1936
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Titel
- 01-Sonderausgabe
- Band
- 1936-05-09
- Erscheinungsdatum
- 09.05.1936
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-1936050901
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-19360509010
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1936
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geschaffen haben, daß das Land aber für das Buch fast gänzlich uncrschlofsen ist. Einen stärkeren Beweis als die Tatsache, daß von den 45765 Gemeinden zwischen 100-5000 Einwohnern insgesamt 200000 RM. im Jahre 19ZZ-Z4 aufgebracht wur den, gibt es nicht. Auch eine andere neuere Statistik über die Lage des Buches auf dem Lande führt zu der gleichen Er wägung, daß hier der Hebel angesetzt werden muß. Die Land kreise, welche zum Teil Wanderbüchercien unterhalten, haben alles in allem im Jahre 19Z5-Z6 von sich aus in Deutschland 251000 RM. aufgebracht. AuS dieser ungünstigen Lage der unteren Büchereigruppen er gibt sich für den deutschen Volksbibliothekar eine ganz be stimmte Einstellung zum Gesamtproblem „Buchhandel und Volksbücherei", wenn er zunächst einmal an die wirtschaftliche Seite der Angelegenheit denkt. Er folgert daraus, daß die Lösung der Frage Buchhandel-Volksbücherei nach den Entwicklungs graden der Büchereien und nach den Gemeindegrößen eine ver schiedene sein muß. Es läßt sich also der Preisnachlaß nicht über einen Leisten schlagen. Von den Volksbibliothekaren wird am meisten bedauert werden, daß diesem Gesichtspunkt vom Buch handel nicht weitgehend genug Rechnung getragen worden ist. Gewiß kann man dem entgegenhaltcn, daß der ungünstigen Lage der kleinen Bücherei auch die ungünstige Lage des kleinen Buchhandels gcgcnübersteht. Der Volksbibliothekar ist aber der Meinung, daß dem kleinen Buchhändler, der das Land meist gar nicht erfaßt, mit der Zuführung eines so schwachen Bücherei wesens weniger genützt wird, als wenn er unter gewissen Opfern zunächst die Aufwärtsentwicklung mit herbeiführen hilft und dann den größeren Lohn erhält. Wenn der Buchhandel also in dem einen Ziel mit dem Volksbüchereimann übcrein- stimmt, daß auch ihm eine gesunde Zukunft lieber ist als eine schlechte Gegenwart, wird er gewiß dafür Verständnis haben, daß gerade für die schwächsten Gebilde um Schonung und Opfer gebeten wird, bis sie lebensfähig sind und ihm den Dank erstatten können. Der Volköbibliothekar hat den Wunsch, daß er hier nicht als Kämpfer für Prozente angesehen wird, sondern als ein Streiter für die Erziehungs- und Kulturaufgaben. Wenn man die Frage von dicserHöhe aus betrachtet, wird sie auch künf tig nicht in der Ebene der Prozenterörterung stecken bleiben. Von der Erziehungs- und Kulturaufgabe der Volksbücherei haben doch offenbar weite Kreise noch keine rechte Vorstellung. Es ist selbstverständlich, daß in den Spitzen, wo die Fragen auögehandclt werden, die Kenntnis dieser Dinge da ist. Aber draußen sind die Mißverständnisse so zahlreich, daß cs gut ist, für die Verständigung einige der gröbsten zu beseitigen. Die Versorgung des Volkes mit dem Buch durch den Buchhandel ist nicht gleichzusetzen der Versorgung des Volkes mit dem Buch durch die Volksbücherei. Die Volksbücherei hat cs nicht mit dem Buch an sich zu tun, sondern immer nur mit einer Aus wahl. Die Volksbücherei ist auch keine Wohlfahrtseinrichtung, die deshalb gegründet wird, um dem Volksgenossen - unter Umgehung oder zum Schaden des Buchhandels - einen mög lichst billigen Weg zum Buch zu schaffen. Sie ist auch keine Einrichtung zum Allerwcltslesen oder zur gleichgültigen Zer streuung, sondern bei ihr handelt es sich darum, daß jedem Volksgenossen Gelegenheit gegeben wird, sich an dem geistigen und seelischen Leben der Nation zu beteiligen - einem jeden nach seinen Maßen. Die Volksbücherei hat daher eine eigene ge staltende Idee, aus der sie ihren Inhalt und ihre Form gewinnt. Sie ist nicht eine zufällige Ansammlung von Büchern. Aber wenn jemand meint, daß sie eine Hochschraubung des Bildungs niveaus erstreben, daß sie „Literatur" und „Literarisches" för dern und befördern wolle, so hat er sich gründlich geirrt. Die Auswahl, die die Volksbücherei vornimmt, hat mit all diesen Vorstellungen nichts zu tun. Sie hat aber auch nichts zu tun mit jenem gleichgültigen und überflüssigen Schrifttum, das als flaches Tagesprodukt zu jeder Zivilisation gehört. Der Volksbücherei geht es um das, was aus den Kräften des Volkes kommt und zum Volke spricht. Ihr geht es um die Bereitstellung echter Unterhaltung zur Entspannung und Freude des Volkes; ihr geht es um die Vermittlung des Schrifttums der Nation, das dem Werden des einzelnen und dem Werden des Volkes im Sinne des Nationalsozialismus dienen kann. Sie knüpft dabei an die ihr wohlbekanntenLesebedürfniffe und Lesemöglich keiten des Volkes an, um diesen ganz ohne Zwang zur Reife und zur Gestaltung zu verhelfen. Sie hat also trotz ihrer Be grenzung auch eine große Weite und Fülle. Man kann wohl sagen, daß die richtige Volksbücherei sich gerade durch die Be schränkung, die sie sich auferlegt, als ein wahrer Meister zeigt und dadurch das Volkslesen meistert. Das Lesen eines Volkes unter einem höheren Zweck betrachten und entwickeln heißt nicht, dem Volke seine geistigen und seelischen Bedürfnisse vor enthalten, sondern bedeutet recht eigentlich erst, ihm das seine zu geben. Das Auffinden des rechten Volksbuches ist nun die große Schwierigkeit, die je nach den örtlichen Verhältnissen verschie den ist, aber doch gewisse Grundlösungcn hat. Wir Volks- bibliothekarc glauben nicht, daß diese durch einen ungeregelten Verkehr Buchhandel-Volksbücherei gefunden werden können, denn der Buchhandel lebt nach anderen Gesetzen als die Volks bücherei. Genau so wie im Wirtschaftlichen, heißt cö auch hier die Stufen der Entwicklung im Volksbüchereiwesen unterscheiden. Die Beziehung Buchhandel-Volksbücherei ist um so weniger 2 9
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