Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.01.1933
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Im Gegensatz zur rein mechanischen Auseinandersetzung kommt beim Flachdruck ein Verhältnis von Form und Papier in chemi scher Beziehung in Betracht. Die Bezeichnung »Flachdruck« ist eigent lich ungenau und das Verfahren wird richtiger mit »Neaktionsdruck« bezeichnet. Mißlich in nomenklatorischer Beziehung ist ferner, daß unter »Flachdruck« beim Hochdrnckverfahren auch der Gegensatz zum »Nunddruck«-Verfahren auf der Notationsmaschine verstanden wird, !n der an Stelle der ebenen Form der Schnellpresse zylindrische Formen wirken. Schärfer wäre der Gegensatz hier wohl durch die Ausdrücke »Ebener Druck« gegenüber »Nunddruck« zu bezeichnen. Die Schwierigkeit der genauen Bezeichnung der einzelnen Abarten wächst aber gegenüber der hohen Differenzierung der Druckabwick lung für alle Verfahren an sich, bei Her sowohl Bogen von der runden Form wie Nöllen von der flachen Form und von der runden Form bedruckt werden können, und außerdem indirekte Verfahren in Be tracht kommen, wie z. B. Druck von einer ebenen Hochdruckform durch die Vermittlung eines übertragenden Gummituches auf eine Papier rolle: ein Verfahren, das nur ungenau mit Offsetdruck bezeichnet werden kann. Gegenüber den drei Grundformen der Reproduktion: Hochdruck, Tiefdruck. Flachdruck, kann man aber wohl an vier Grundformen der Hoch(Buch-)druckpressc festhalten, der Handpresse (ebene Druck form, ebener Gegendruck, Einfärbung von Hand, Papierfiihrung von Hand), der Tiegeldruckpresse (ebene Druckform, ebener Gegen druck, Einfärbung maschinell, Papierfiihrung von Hand), der Schnellpresse (ebene Druckform, runder Gegendruck, Einfärbung maschinell, Papiereinführung von Hand oder maschinell, Papieraus führung maschinell), der R o t a t i o n s m a s ch i ne (runde Druck form, runder Gegendruck, Einfärbung maschinell, Papierfiihrung mit Abtrennung der bedruckten Bogen von den von der Nolle abgcwickelten Papierbahnen, einschließlich Ausführung, Falzen und Zählen usw. maschinell). Nach den Vorbildern der Buchdruckmaschinett-Konstruktioncn sind auch die Maschinen flir Flach- und Tiefdruck entwickelt worden. Der Tiefdruck war bis zur Erfindung des Rakel-Drucks im Grunde auf ein Handpressenverfahren beschränkt. Erst das mechanische Abwischen bzw. Abstreichen des aufgetragenen Farbttberschufses durch das Nakelmesser hat die Schnellpresse uUd die Notationsinaschine für den Tiefdruck in Autotypieverfahren zugänglich gemacht. Durch Ein führung des Druckbleches an Stelle des lithographischen Steins ist der Rotationsdruck auch für den Flachdruck ermöglicht worden und hat seine volle Bedeutung schließlich in der Verbindung mit dem Offsetverfahrcn erlangt. Beim Offsetdruck (abgesetzter, also nicht unmittelbarer Druck) wird nicht wie bei allen anderen Druckverfahren die Druckfarbe un mittelbar von der Druckform oder Druckfläche auf das Papier über tragen. Vielmehr wird ein Zylinder mit einem weichen, glattgeschlif- senen Gummituch zwischen Druckform und Papierbogen eingeschaltet, das zunächst den Abdruck aufnimmt, um ihn in scharfer Übertragung auf das härteste und rauheste Papier abzu-geben. Besonders zum Vorteil des Offsetdrucks mit seinen vielen Möglichkeiten sind die ltbertragungsverfahren, die von jeder Art von Lithographie (Gravie rung, Feder- und Kreidezeichnung) oder von Buchdruckformen (Schrift satz, Holzschnitt, Stich und Rasterätzung) ausgehen können, in viel facher Weise entwickelt worden. Sowohl direkter Umdruck wie photo graphische Übertragung kommen in Betracht. Weiter stehen photo- chemigraphische Übertragungsverfahren (Manul- und Obraldruck) zur Verfügung. Aber auch Photographien und andere Halbtonvor- lagcn können, ohne erst als Autotypien in Zink und Kupfer geätzt zu werden, durch das Nasterverfahren unmittelbar auf das Offset- dlech übertragen werden. Bei dieser hohen Differenzierung des Ver fahrens ist es nicht verwunderlich, daß sich die Vermehrung der tech nischen Bezeichnungen im wesentlichen um den Komplex des Offset drucks ansetzt. In diesem Zusammenhang begegnen wir dem »Texoprint«-Ver- fahren, womit eine photographische Reproduktion der blanken Druck fläche des üblichen Buchdruckschriftsatzes unter Vermeidung der Zu richtung bezeichnet wird. Spezial-Präpapier-Versahren sind es, die mit »Offsettyp« und »Offsettief« bezeichnet werden. Ein wirkliches »Trocken-Ofsfet«-Verfahren ist bisher nicht nachgewiesen worden. Der wirkliche chemische Offsetdruck kann wie jedes Flachdruckverfahren nicht ohne Feuchtung auskommen. Zu neuen Wortprägungen führen auch die Bestrebungen, die be sondere Bildwirkung des Offset- und Tiefdrucks mittels des Hoch druckverfahrens zu erreichen. Die Eigenart des Offset tritt beson ders dei der Wiedergabe von zartgetönten Aquarellen, Bleistiftzeich nungen, Gravüren und ähnlichen tonigen Originalen in die Erschei nung, während der Nakcltiefdruck nach dem Autotypieverfahren be sonders satte Farbcnwirkuttgen erzielt. Wenn ähnliche Wirkungen mittels Autotypie-Vuchdruck-Klischees erreicht werden, so handelt es sich dabei aber trotz der neuen Bezeichnungen wie z. B. »Typoties« und »Nelieftief« nur um Spitzenleistungen der Neproduktions- und Drucktechnik unter Benutzung besonders geeigneter Farben (Doppel tonfarben), nicht um technisch neue Verfahren. Auch beim »Nadiotyp« handelt es sich um ein Verfahren zur Herstellung von Hochdruck klischees, und zwar mittels eines photoelektrischen Gravierens. Die Verwendung neuer Materialien im Buchdruck führt ebenfalls zu Unsicherheiten in der Bezeichnung bzw. zum Gebrauch derselben Ausdrücke für ganz verschiedene Dinge. Mit »Gummidruck« wirH z. B. jetzt auch der Anilin- und Wasserfarbenhochdruck bezeichnet, bei dem die metallenen Druckformen durch im Matrizierverfahren ge wonnene Gummi-Stereos ersetzt find, während der ursprüngliche Be griff des Gummidrucks ein photographisches Kopierverfahren be- zeichnete. Die Konkurrenz um den legitimen Namen wird aber wohl zugunsten des Gummi-Hochdrucks ausgehen, da es sich hier um ein sehr zukunftsreiches Verfahren handelt, das auch insofern einen grundsätzlichen Fortschritt im Hochdruck bedeutet, als hier statt hart aus weich, wie von der Metallform, weich auf hart, gedruckt wird. Gestützt auf große Fortschritte in der Vnlkanisiertechnik und der Stereotypie ist der Gummihochdruck, der sich bisher im wesentlichen auf die Herstellung von mehrfarbigen Beuteln aller Art und anderer Verpackungen in einem Arbeitsgange beschränkte, im Begriff, auch in das Gebiet des Bücherdruckes und der Zeitungshcrstellung einzu dringen, zumal er für Mehrfarbendruck höchst merlvolle Möglichkeiten ergibt. Als besonderer Vorteil des schnelltrocknenden Anilinsarben- drucks kommt in Betracht, daß es mit großer Geschwindigkeit möglich ist, drei, vier öder mehr Farben in einem Arbeitsgange aufeinander zu drucken, ohne daß Negisterschwierigkeiten bestehen. Auch farbige Rasterbilder werden nach diesem Verfahren im Rotationszeitungsdrnck möglich werden. Ein großer Vorteil ist schon, daß das große Gewicht der Metallformen verschwindet. Die Biegsamkeit und die elastische Weichheit der Oberfläche der Gummidruckstöcke erspart sehr viel Zurichtungsarbeit und führt, was für die Zeitungsherstellung de- sonders ins Gewicht fällt, zu weitgehender Unabhängigkeit von der Oberflächenbeschaffenheit der zu bedruckenden Papiere. Wenn die Technologie des Gummidrucks zweifellos zur Bereiche rung des technischen Wortschatzes erheblich beitragen wird, so kommt aber anch hier kein Umsturz der Grenzen zwischen den Grundverfahren der graphischen Technik in Betracht. Als wirklich neuartiger Eindringling meldet sich zur Zeit der S ch a b lone n druck an, der für graphische Zwecke bisher nur eine Verwendung in der Bürotechnik (Mimeographie) gefunden hat. Ob es ihm gelingen wird, sich als vollendetes Original in die Reihe von »Hochdruck — Tiefdruck — Flachdruck« zu stellen, muß vorläufig aber sehr zweifelhaft erscheinen, obwohl die neuere Patentliteratur ein eifriges Arbeiten erfinderischer Köpfe am Problem ergibt. Zunächst kommt auch in dieser Beziehung nur eine Bereicherung der technischen Terminologie (»Durchfärd«- und »Farbspritz«-Berfahren) in Betracht. Aber auch die zukünftigen Möglichkeiten sollten für einen ordnen den Eingriff in sprachhüterischer Beziehung nicht übersehen werden. Wer sich zuständig fühlt, unternehme den ersten Schritt zur Schaf fung eines kleinen »Katechismus der polygraphischen Terminologie«. Otto Wolters, Magdeburg. Wöchentliche Übersicht über geschäftl. Einrichtungen und Veränderungen. Znsammengestellt von der Redaktion des Adreßbuches des Deutschen Buchhandels. 5.—11. Januar 1933. Vorhergehende Lifte 1933, Nr. 6. (Zeichen-Erklärung s. Nr. 6.) Konkurse und Vergleichsverfahren. H o f b u ch d r u ck e r e i Eisenach H. Kahle A. - G., Eise nach. Konkursverfahren aufgehoben. Firma erloschen. HrK ! o tz Verlag Inhaber Kurt Steffens, Carl E., M agdebur g. In Konkurs s. 31/XII. 1932. S. a. Bbl. 7. K r a t o ch w i l L Comp., Karl, Böhmisch B u d w e i s. In Konkurs, s. 7/XII. 1932. L u c a s, Sam., Wuppertal-Elberfeld. Vergleichsver fahren 29/XII. 1932 aufgehoben. M"r is Verlag, Hanns H o r st, Berlin-Charlotten- ^ b u r g 4. v-r- jetzt: C 2 Bleibtreu 9465. V Dtsche Bank u. Disc.-Ges., Dcp.-Kafse kl 2. A ß m u t h, Ernst, Buchhandlung, Alten bürg (Thürin gen). Leipziger Komm.: Kommissionshaus.
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