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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.11.1929
- Strukturtyp
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- 1929-11-02
- Erscheinungsdatum
- 02.11.1929
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- Deutsch
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1 und des Buchhandels. Die allgemeine Ratlosigkeit wird besten illustriert durch die Veröffentlichungen «der Hamburger z der Schweizer, die offenbar von den Richtlinien des Börsen- reins gar nichts wußten, obwohl diese wiederholt veröffentlicht ,ordcn waren. Gegen die Pauschalabrechnung ist geltend gemacht worden, /dost der Verleger seiner Absatzstatistik und der Abrechnung mit den Autoren wegen genau wissen müßte, was abgesetzt sei und was nicht. Das ist gewiß richtig, aber bei der Einzelabrechnung am Ende des Jahres erfährt er es ja. Man hat vor dem Krieg immer jährlich abgerechnet, die Autoren sind vielleicht besser als heute zu ihrem Gebde gekommen, warum soll jetzt die ganze Frage an der Zwischcnabrcchuung im Sommer scheitern? Wenn der Sortimenter einen Pauschalpreis zahlt, warum soll nicht der Autor ebenfalls mit einer Zwischenzahlung zufrieden sein? Die Genauigkeit einer Einzelabrcchnung wird immer überschätzt. Letzten Endes beruht die Angabe, ob ein Buch abgesetzt ist, auf einer Schätzung des Sortimenters, der, auch wenn ec gar nicht die Absicht hat, blind zu disponieren, diese Schätzung doch so vor nehmen muß, daß er nicht zu Schaden kommt. Ebensogut wie der Sortimenter kann auch der Verleger seinen Absatz schätzen in dem Bewußtsein, daß seine Schätzung später durch die Lagerauf- nahmc kontrolliert wird und zwar nicht einmal, sondern alljähr lich, sodaß etwaige Fehler eines einzelnen Jahres mehrfach kon trolliert werden. Der Börsenvercin beabsichtigt, im nächsten Jahre die Ver kehrsordnung zu revidieren. Diese Revision bietet keine großen Schwierigkeiten, bevor sie aber in Angriff genommen wird, sollte die Frage der Abrechnung geregelt werden.-Nimmt die Arbeitsgemeinschaft die Richtlinien des Börfcnvereins als die ihren an, so ist diese Frage geregelt. Hat sic Bedenken, das zu tun, so möge sie sich mit dein gcschäftsführcnden Vorstand in Verbindung setzen und eine Formel suchen, die ihr genügt und den berechtigten Forderungen des Jnlaitd- und Auslandsorti- mentes Rechnung trägt. Damit bin ich schon am Ende meines anspruchslosen Refe rates angelangt. Ich habe zu Anfang das Beharrungsvermögen als das erhaltende Prinzip anerkannt. Die Geschichte des Buch handels zeigt, daß seine Formen sich aufgebaul haben wie der Organismus eines lebenden Wesens, jode Reform, auch wenn sie rational noch so gut begründet Ivar, wurde von selbst ausgeschal tet, wenn sie nicht in der natürlichen Entwicklungslinie lag. Trotzdem kann ich mir nicht versagen, einen utopischen Aus blick zu geben. Es ist immer gut, wenn man wie der Maler vor seinem eigenen Werke zurücktritt und es mit anderen Arbei ten vergleicht. Erst dadurch gewinnt man die Distanz und damit das richtige Urteil dazu. Als ich im verflossenen Frühjahr nach der Ostermesse durch die französische Provinz, durch Hochburgund fuhr, da fiel es mir auf, daß an Orten, wo früher nur dürftige Buchhandlungen waren, jetzt stattliche Geschäfte stehen, die einen modernen und blühenden Eindruck machen. Als ich vor dreißig Jahren als Leiter der deutschen Abteilung einer Buchhandlung in Paris ivar, stand für mich die Überlegenheit des deutschen Buchhandels ebenso fest wie für den Engländer die Überlegenheit des Weißen über den Farbigen. Darum war meine Überraschung über die Fortschritte des französischen Buchhandels groß und ich fragte einen französischen Verleger, der gleichzeitig auch mehrere Sorti mente besitzt, nach dem Grund. Er antwortete mir folgendes: Wir französischen Buchhändler können im Gegensatz zu den deutschen Kollegen nicht über schlechten Absatz klagen. Trotz Geldmangels, Kino, Radio, Auto und Sport wurden in Frank reich noch nie so viel Bücher gekauft als gerade jetzt. Gewiß befinden wir uns in einer latenten Inflation und die Bücher preise sind im Verhältnis zu anderen Ländern niedrig, aber wir haben auch vom deutschen Buchhandel viel gelernt. Die Söhne unserer größten Firmen sind in Leipzig gewesen, die französischen Kriegsgefangenen, die Bosatzungssoldaten im Rheinland haben die schönen deutschen Buchhandlungen mit Erstaunen gesehen und viele haben das deutsche Vorbild nach- gcmacht. Wir wissen jetzt, daß der Buchhandel nur blühen kann, wenn ein leistungsfähiges Sortiment da ist, wir haben jetzt eine 1166 Verkaufsovdnung, welche den festen Ladenpreis schützt, und >vir hoffen, daß wir die aussteigcnde Linie auch dann durchhalten können, wenn unsere Preise in die Höhe gehen, was auf die Dauer nicht zu vermeiden ist. Soweit mein Gewährsmann, der den deutschen Buchhandel kennt. Wenn die Franzosen von uns lernen, so könnten wir wohl die Frage erwägen, ob wir etwas von ihnen lernen können. Der Franzose hat viel Sinn für Logik und Mathematik, beide Wissenschaften werden dort noch mit Vorliebe gepflegt, eS fehlt ihm aber der methodische Sinn des Deutschen, der in Verbin dung mit Fleiß und Ausdauer sicher eine 'der Quellen des wirt schaftlichen Aufschwunges Deutschlands gewesen ist. Der Fran zose ist erfinderisch in Hilfsmitteln, sich in einer Unordnung zurechtzufinden, wir Deutsche haben dagegen den methodischen Sinn so stärk entwickelt, daß nur zu leicht ein an sich guter Ge danke durch methodische Übertreibung totgeschlagen wird. Die Abrechnung ides französischen Verlages ist sehr ein fach, fast primitiv, ich habe aber immer die Erfahrung gemacht, daß man nach ihrer Art nur einen Bruchteil der Zeit der deut schen Abrechnung braucht. Der französische Verleger hat für Kommissions- und Bar lieferung einen Einheitsrabatt, er bucht alles auf ein einziges Konto, über das ec nach einem Vierteljahr einen Auszug sendet mit der Bemerkung, daß er den Betrag nach 14 Tagen durch eine Tratte erheben werde, wenn ihm in der Zwischenzeit nicht angegeben werde, welcher Betrag als unverkauft auf neue Rech nung zu übertragen sei. Da diese Angabe sehr leicht zu machen ist und ein Versäumnis Kosten und Weiterungen zur Folge hat, so antwortet der Sortimenter in der Regel rasch. Nach Ab lauf der Frist übergibt der Verleger seine Tratte der Bank, die sie auf Wunsch bevorschußt. Der Sortimenter schickt viertel jährlich alles zurück, was er nicht behalten will, für die Dis ponenten wird ein summarischer Betrag ausgeworfen, der in einem vernünftigen Verhältnis zum Saldo sein muß, im all gemeinen wird alles, was innerhalb eines Jahres geliefert wurde, wieder zurückgcnommen, gleichgültig, ob es fest oder in Kommission geliefert wurde. Der Verleger hat das Recht, eine Einzelaufstellung zu verlangen, er macht aber kaum davon Ge brauch, sondern verläßt sich daraus, daß sich das Konto von selbst reguliert. Nach Nesom leichtgeschürzten System vollzieht sich die Abrechnung mit dem französischen Verleger sehr rasch. Zu Mißbräuchen kann cs natürlich ebenso führen wie unsere umständliche Einzelabrechnung, aber Aufgabe des Kontensührers ist cs in jedem Fall, darüber zu ivachcn, daß mit den Disponen ten kein Mißbrauch getrieben wird. Als ultima ,-atlo kann der Verleger erklären, das Konto fei nicht ergiebig genug, sodaß er gezwungen sei, es aufzuheben. Man hat gesagt, dieses Verfahren sei für den deutschen Ver lag zu Primitiv, es passe wohl für Romanverleger, nicht aber für den vielfältigen Betrieb eines deutschen wissenschaftlichen Verlags. Ich kann das nicht einsehen, denn in Frankreich wird dieses Verfahren gerade von dem wissenschaftlichen Verlag ge pflegt, während der Schlagerverleger und die Romanfabrik nur in geringeren, Maße in Kommission liefern. Ist denn diese Art der Abrechnung so grundlegend von der unseren verschieden? Wir machen im Schweiße unseres An gesichts Einzelaufstellungen, die auf Seiten des Verlegers ebenso umständliche Nachprüfungen verlangen, aber die Zahlen, mit denen wir arbeiten, beruhen alle auf einer Schätzung des Sorti menters, da das Buch meist zur Ansicht versandt ist. Ist cs bezahlt, so bezahlt es auch der Sortimenter, in allen zweifel haften Fällen jedoch, d. h. der Mehrzahl der Fälle disponiert er, denn wenn er ein Versehen macht, kann ihm ein Strick daraus gedreht werden. Auch wenn er gar nicht blind dispo nieren will, muß er mit dem Bezahlen vorsichtig sein. Kommt ein Buch nachträglich zurück, so denkt er nicht daran, den Ver lust ohne weiteres zu tragen, sondern es entspinnt sich zwischen dem Verleger und dem Sortimenter eine längere Korrespondenz mit dem Ergebnis, daß der Verleger das Buch nachträglich zurücknimmt. Die Gründe, die für di« Rücksendung angeführt werden, sin>d eine Dichtungsart für sich, die selbst der listcn- ersinncnden Tochter des Zeus alle Ehre machen würde.
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