Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.09.1851
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- 1851-09-02
- Erscheinungsdatum
- 02.09.1851
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- Deutsch
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1039 1851.) Da gibt es zuerst eine Autorenjagd; hat da mal ein Verle ger einen glücklichen Griff gethan und durch sein Unternehmen kei nen Bock geschaffen, husch sind Dutzende da, die dem armen Au tor keine Ruhe mehr lassen, die ihn mit Briefen, Offerten, Honorar- Versprechungen und weiß Gott mit was Allem sich zu erjagen suchen, die da meinen, wenn A. schon so viel gewonnen hat, kann er nun B. doch auch was gönnen. Da wird nun wahre Honorar-Licitalion gehalten, unserem Autor steigt der Kamm und es gestalten sich For derungen, die dann hinterher zu den Klagen führen, daß die Auto ren alles Maaß überschritten, nicht mehr wüßten, was sie nur ver langen sollten, daß das Honorar unerschwinglich seie, ja allen gehoff ten Nutzen verschlinge, der hierdurch theure Preis des Buchs diesem keine Käufer gewönne u. s. w. Und wer trägt die Schuld hieran? Ihr Verleger, sagts Euch selbst im Stillen und gebt die Jagd auf, — gönnt einem Jeden seinen Verdienst und seid nicht selbst die nächste Veranlassung und Ursache Eurer Klagen. Gehen wir nun über zur Kundenjagd! Erschreckt nicht liebe Collegen Sortimenter, Ihr seid nicht Alle hiermit gemeint, und wer sich rein weiß, den wird's auch weiter nicht berühren. Da ist ein Städtchen von 10,000 Einwohnern, hier war bis vor 10 Jahren eine Buchhandlung, die hatte mit einem 8 Meilen weiten concur- renzlosen Umkreise gerade ihr ehrliches Auskommen, ja es waren auch mit der Zeit einige Tausend Gulden erspart — für Fälle der Noth ein Rückhalt. Ja, da sind aber seitdem die Unmassen von Lehrlingen zu Eommis herangercift, und wer möchte es lehtern verargen, end lich auch des Glückes der Selbstständigkeit theilhaftig werden zu wollen ; warum soll Einer alles schlucken, der Andere nichts? Auf 10,000 Einwohner kommen ja gewöhnlich sogar 2 Apotheken, warum also nicht auch 2 Buchhandlungen? Es gibt ja mindestens 1500 schulfähige Kinder darunter, die jährlich ihre Katechismen, Bibeln und Fibeln gebrauchen, dann sind gegen 40 Beamte in der Stadt, die jungen Frauen gebrauchen Kochbücher und Gesangbücher, zu Weihnachten Bilderbücher, der Leihbibliothekar, wenn er sich nicht etwa direkt von Leipzig oder Frankfurt sortirt, für fl-150 bis fl. 200 Romane rc.; also frisch hier etablirt! Ein Circulair legt das Bedürfniß einer weitern Handlung dar, die nöthigen Fonds fehlen natürlich nie, eben so wenig ein halb Dutzend Zeugnisse, es werden Novitäten in 4—6facher Anzahl ver langt rc. Nun aber die Kunden? ! Nun die erhalten Alles zur An-, , Ein- undDurchsicht, sie werden besucht, man verspricht Rabatt, man überbietet sich darin, man geht zuletzt zur Parforcejagd über und — sieht wohin man kommt- Wie dies im Kleinen, so gehts stufen weise auswärts und findet seine Spitzen in Leipzig und Berlin. Ein Jeder klagt und schreit über Rabatt und schlechte Geschäfte, aber Kei ner sagt, wo's Uebel liegt und der Schuh drückt. Mögen sich unsere Collegen hier selbst ihr Urtheil und die Schlußfolge bilden. Jetzt kommen wir zu einer anderen Jagd, die nur in wenigen Städten ein wildreiches Terrain bietet, wir meinen die Commit- tendenjagd. Sie ist am ergiebigsten in Leipzig, wo sie mit der dortigen Lerchenjagd concurriren durfte. Sollten nicht Viele der Leser des Börsenblattes schon die Erfahrung gemacht haben, wel cher Art oder vielmehr Unart diese Jagd ist? Sollte nie auch Anderen, als dem Schreiber dieser Zeilen, ein Briefchen, elegant und zierlich, zu- gcgangcn sein, das ihnen viel von Ergebenheit u. Thätigkcit erzählt, das ihnen Winke über nöthiges Vertrauen gibt, das sie mahnt, wenn jemals sie durch unvermeidliche? Umstände veranlaßt, einen Com missionswechsel vornehmen müßten, sie Niemanden finden könn ten, der mehr ihre Interessen im Auge haben würde, der ihnen billiger ihre Geschäfte besorgte, als ihr ergebenster N. N.? — Wer sollte es glauben, daß von Leipzig aus sogar schon auf künftige Principale, die vielleicht selbst noch nicht an ein Etablissement den ken, Jagd gemacht wird? Doch, wir wollen dieß weise Vorsorge nennen, es gibt Fälle, wo man nie zu früh kommen kann und es ist löblich, wenn man in derjJugend für's Alter sorgt. Aber es hat auch seine ernste Schattenseite. Wie manche unsolide, ja insolvente Hand lung könnte sich nicht Jahre lang fortschleppen, wenn es nicht stets Leute gäbe, die mit Bereitwilligkeit Commissionen annehmen, die auf zugeben Andere in ihrem und Anderer Interesse fanden, die Solchen dann d a s liefern, was gläubige Verleger ihnen »Oonto verweigern, und wodurch wahrlich dem Buchhandel in keinerWeise ein Gefallen ge dieht, denn mancher thätige und alte College muß eine mit nichts zu rechtfertigende Concurrenz und Schleuderei um so länger ertragen, und büßt am Ende das ein, was er mit der Thätigkeit und Recht lichkeit eines halben Menschenalters gewonnen hat. Doch auch ge nug hiervon. Wir sind überzeugt, daß wir hier nur von Aus nahmsfällen sprechen, denn der größte Theil unserer Collegen irr Leipzig, Berlin, Frankfurt, Stuttgart, Wien rc. gibt sich hierzu nicht her, deß sind wir gewiß und unsere Erfahrung hierüber datirt nicht von gestern, denn wir sind im Buchhandel grau geworden- Eine weitere Jagd ist die nach Orden. Fragen wir zuerst was Orden in ihrem Ursprünge, in ihrer damaligen und ihrer heu tigen Anwendung waren und sind? Wir glauben darauf erwidern zu müssen: in der Regel äußerliche Anerkennungszeichen für dem Vaterlande geleistete große Dienste, für persönliche Tapferkeit oder Lebensaufopferung, durch welche ein für Fürst und Volk großes uni» wichtiges Resultat erreicht worden ist, überhaupt etwas Außerge wöhnliches. Es wurde früher damit die größte Auswahl getroffen, ob schon es im Laufe der Zeit ausnahmsweise vorgekommen sein könnte, daß solche Auszeichnung auch an Taugenichtse kam. Wir sehen nun manchen Collegen auf diese Weise geziert, ja Manche sogar vielfach, und freuen uns darob, indem es dem, der mit Leib und Seele seinem Berufe und Stande angehört, nicht gleichgültig sein kann, im Einzelnen das Ganze geehrt zu sehen, und Männer zu Collegen zu haben, die so Außergewöhnliches geleistet haben. Aber ein bescheidener und gewiß nicht unbilliger Wunsch dürfte es sein, bei Bekanntmachungen solcher Ehrenbezeugungen im Bör senblatte, auch jedesmal dem Gesammtbuchhandel das Motif und den Grund solcher Auszeichnung mitgetheilt zu sehen, damit ein Jeder wisse, was er noch besonders in dem so Beglückten zu ehren habe. Böse Zungen fehlen nie, ja selbst im Buchhandel nicht, und so gibt dieses vornehme Jgnoriren Veranlassung zu wahren Vcrläum- dungen. Da soll der Eine seinen Orden bekommen haben, weil er dem und jenem hohen Herrn ein Verlagswerk, das er doch gewiß nur in seinem Interesse gedruckt hat, zu passender Stunde verehrt hat, der Andere, weil er gute Freunde und Geld hat, der Dritte, weil er Viel druckt, somit durch große Papierconsumtion sich um den Staat verdient macht, der Vierte , weil er hohe Herren bei sich sieht, der Fünfte, weil er sich bemcrklich zu machen weiß rc. rc rc. Es ist wahrhaft empörend, wie einem Jeden sein Verdienst miß gönnt wird und wir halten es für unsere Pflicht hier auf die Er füllung unseres obigen Wunsches um so mehr zu dringen, damit solches Verdächtigen ein Ende nehme. Aber wir können hierbei die Ansicht nicht unterdrücken, daß doch manche ältere Collegen, (wenn wir schon von demGlauben ausgehen müssen, daß cs heutzutage mit Ordensverleihungen nicht mehr so alterthümlich strenge genommen wird) wenn auch der Eine oder Andere derselben vielleicht nicht von äußeren Glücksumftänden be günstigt ist, bis jetzt unbeachtet blieben für Alles, was sie an Zeit, Kräften, Geld und Aufopferung jeder Art für das Gesammtwohl des Buchhandels wie für die Literatur thaten. Wir könnten hier sogleich mehrere Namen nennen, doch unsere Worte gelten nur der Sache, nicht den Personen, und so mag ein Jeder sich selbst
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