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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.08.1852
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1852-08-09
- Erscheinungsdatum
- 09.08.1852
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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1146 77 Nichtamtlicher Theil. Aus Leipzig. Ungeachtet die im Jahre 1845 von einem, vom Börsenverein der deutschen Buchhändler beauftragten, Ausschüsse verfaßte „D e n k- schriftüber dieOrganisation des deutschen Buchhan dels und die denselben bedrohenden Gefahren, auf den Beschluß der Hauptversammlung des Börscnvereins der deutschen Buchhändler vom 20. April 1845 berathen und abgefaßt von dem dazu statuten mäßig erwählten Ausschüsse. Als Manuskript für die Mitglieder des Börsenvcreins," in den Händen der Mehrzahl deutscher Buchhänd ler, namentlich der damaligen Börscnmitglieder, sich befinden dürfte, stehen wir doch nicht an, den nachstehenden kurzen Auszug, der sich in der Beilage zu Nr. 217 der (Augsburger) Allgemeinen Zeitung befindet, hiermit dem Gcsammtbuchhandel zu unterbreiten, wün schend, dadurch Vielen und gewiß auch der jüngeren Generation, einen Dienst zu erzeigen. Die Organisation des deutschen Buchhandels. Der Geschäftsbetrieb unsers Buchhandels beruht bekanntlich auf einem ebenso originellen als in sich abgerundeten gewerblichen Organismus. Die nähere Kenntniß desselben sollte schon um des willen eine allgemeinere sein, weil es sich hier um ein wirklich natio nales Besitzthum handelt. Denn dieser Organismus des Buchhan dels ist hervorgegangen aus der Jndividualisirung des Geisteslebens in Deutschland, aus der von einer großen Hauptstadt unabhängigen allgemeinen Verbreitung der literarischen Production. Er zeigt uns die Lichtseite des deutschen Particularismus- Die unter dem Joch der literarischen Centralisation seufzenden Engländer und Franzosen beneiden uns oft genug um den wundersam gegliederten Geschäfts betrieb unsers Buchhandels. Wir sehen es darum als die gute Wirkung einer schlimmen Ursache an, daß die gegenwärtig dem deut schen Buchhandel durch Stempel- und Postgesetze drohenden Gefähr dungen die Aufmerksamkeit auf die eigenthümliche Organisation des selben entschieden wieder hingelenkt haben, so daß die Bedeutung die ses reich gegliederten Baues der größeren Masse der Gebildeten über haupt mehr und mehr zum Bewußtsein kommen wird. Der durch das preußische Postgesetz hervorgecufenen Denkschrift des Buchhänd ler-Ausschusses ist eine Darstellung der „Eigenthümlichkeiten des deutschen Buchhandels" als Beilage zugegeben, welche 1845 zur Ab wendung einer dem Leipziger Commissionswesen drohenden Maßre gel verfaßt wurde- Für einen größeren Leserkreis wird dieselbe noch manche so neue Ausführungen enthalten, daß wir uns veranlaßt sehen, mit Benutzung dieser Darstellung einzelne Züge des Organis mus unsers buchhändlerischen Geschäftsbetriebs in einfachen Umrissen zu zeichnen, denen wir in einer der nächsten Nummern eine Skizze der gegenwärtigen Wirren im englischen Buchhandel gegenüberzu stellen gedenken. Der Buchhandel ist bei uns nicht auf bestimmte Hauptplätze concentrirt, er hat seine Sitze aller Orten. Fast alle Buchhandlun gen aber stehen mit einander in unmittelbarer, auf den gleichen Be dingungen beruhender Rechnungsverbindung ohne Zwischenhändler. Hieraus resultirt: Gleichmäßigkeit der Bücherpreise in ganz Deutsch land; Leichtigkeit und Sicherheit der Verbreitung der Bücher auch nach den abgelegensten Punkten; Unabhängigkeit der Autoren von einzelnen großen Monopolisten des Verlagshandels. Der letztere Um stand, dem zufolge jeder Schriftsteller sich einen Verleger in nächster Nahe suchen kann und für die verschiedensten Local- und Einzelintcr- essen leicht einen besonder» Verleger finden wird, hat freilich auch den Nachtheil im Gefolge, daß das locale literarische Kleingewerb der Buchmacherei in Deutschland ärger wuchert als in irgend einem andern Lande- Zu den oben genannten Punkten kommt nun aber noch, als den deutschen Buchhandel besonders auszeichnend, daß alle neuen Erscheinungen im ersten Jahr durch den ganzen Bereich desselben „als Neuigkeit" versandt werden, und so das Publicum, besonders das wissenschaftliche, im Stande ist, jedes neue Buch zu prüfen, ehe es kauft. Man hat früher zwar von einer deutschen „Gelehrtcn- republik" gesprochen: die Sitte der Versendung pro novitsto ist der stärkste Pfeiler eines echt republicanischen Geistes in unserer Ge- lehrtenwclt, denn jedem jungen Schriftsteller, auch dem namenlosen, wird hierdurch die Möglichkeit gegeben, mit seinem Werke an die Einsicht des gesammten urtheilsfähigen Publicums zu appelliren. In den andern Ländern, wo ein solches Herkommen nicht existirt, steht das Publicum wie die Literatur auch zehnmal mehr unter der Des potie des gefeierten Namens der Autoren. Es ist von entschiedener Wichtigkeit für unser gesammtes literarisches Leben, daß der Ver such, diese Neuigkeitssendungen einzustellen, oder ihnen durch Ver klebung der einzelnen Exemplare allen Sinn zu nehmen, neuerdings wieder vollständig gescheitert ist. Unsere für das gesammte Publicum so bequeme und billige Verbrcitungsweise der Bücher kann aber nur bestehen durch das im Laufe der Zeit zu einer gewissen Vollkommenheit ausgebildete Com missionswesen. In früherer Zeit, wo dasselbe noch nicht exi- stirte, kamen die Buchhändler zur Frühjahrs- und Herbstmesse nach Frankfurt, später nach Leipzig, um persönlich ihre Bücher gegen ein ander auszutauschen. Im ganzen übrigen Jahre war der buchhänd lerische Verkehr nur ein höchst unbedeutender, denn die Verschickung der Bücher durch die Post stand in keinem Verhältniß zu ihrem Preise. Jetzt geht das Geschäft das ganze Jahr hindurch seinen ge regelten und raschen Gang. Dies ist nur dadurch möglich gewor den, daß die ungeheuere Zersplitterung der Geschäftsverbindungen an gewissen Orten, den Commissionsplätzen, wieder ihren Sammel punkt findet. Das einfachste Verfahren dabei findet statt auf den Commis sionsplätzen des südwestlichen Deutschlands: Frankfurt, Nürnberg, Augsburg und Stuttgart- An diesen Orten hat jeder süddeutsche Buchhändler einen dortigen College» zum Spediteur, der sein Com- missionär genannt wird, er selbst heißt dessen Committent. Hat er nun eine Versendung von Neuigkeiten zu machen, oder haben sich eine hinlängliche Menge Packcte mit bestellten Büchern gesammelt, so packt er die für das südliche Deutschland bestimmten zusammen in einen Ballen und schickt sie seinem Commissionär am nächsten Commissionsplatze, z. B- von Tübingen nach Stuttgart. Dort über gibt der Commissionär des Tübingers jedem der andern Stuttgarter Commissionärs die für dessen Committenten bestimmten Packele. Ebenso nimmt er von jenen die an seine eignen Committenten adres- sirten Packete in Empfang. So oft sich nun beim Commissionär so viele Packete an eine Buchhandlung gesammelt haben, vaß sie zu sammen das erforderliche Fuhrgcwicht halten, packt er sie in einen Ballen und sendet sie an ihren Bestimmungsort. Denselben Weg gehen auch die Verschreibungen, welche auf ganz kleinen offenen Zet teln, deren fünfzig und mehr das einfache Bciefgewicht zu haben pflegen, gemacht und von Zeit zu Zeit zusammen an den Central punkt der Buchhandlungen, deren Verlag darauf verlangt wird, ge sandt und dort vertheilt werden. Endlich werden auch die jährlichen Rechnungen durch Zahlungen vermittelst der Commissionärs an den Ccntcalpunkten saldirt. In gleicher Weise verkehren die österreichischen Buchhändler über Wien, ein Theil der nordostdcutschen über Berlin, der nieder rheinischen über Köln.
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