Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.08.1852
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- 1852-08-20
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- 20.08.1852
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1206 82 Täuschung. Denn nur von den Orten aus, welche ähnliche Vor theile wie Leipzig genießen, wird eine energische Opposition gegen die Leipziger Schleudereien bewirkt werden können. Es wäre sogar zu wünschen, daß Cöln, der Centcalpunct von Rheinland und Westphalen, der Hauptort vom ganzen Rheinstrom, mit Frankfurt und Stuttgart in Concurrenz träte und Ansprücke auf Francaturzwang laut werden ließe. Aber leider würden diese An sprüche wohl zu wenig unterstützt werden, da ein großer Theil des rheinisch-wcstphälischcn Verlags sich durch den heiligen Borromäus hat Portofreiheit erwirken lassen! (Aus Süd-Deutschland.) Der Rheinisch-Westphälische Buchhändler-Verein, in seinem Gegensätze zum heil. Borromäus-Vcrein, wurde zwar, wie natürlich, ernster seit Kurzem in unfern Blättern besprochen; nur der Vorstand desselben fand bis jetzt noch immer für gut, sein Schwelgen sortzusetzen. Es wird daher nützlich sein, wenn wir den bis jetzt noch unent schiedenen Kampf weiter fortsetzen und den Vorstand des Rh.-W. Vereins veranlassen, auch seine Gründe geltend zu machen und sein Verfahren dem deutschen Buchhandel gegenüber zu erläu tern, wo nicht zu rechtfertigen, damit dieser weiß, ob ihm Recht widerfahren, wenn er als Schuldiger bloßgestellt wird an allem Un heil, was Presse und Literatur überhaupt seither gesündigt, im stren gen Gegensatz zum Glauben der „deutschen" Volkshalle und der von ihr in Schutz genommenen, ja als einzigen Rettungsanker hin gestellten kathol. Vereine, wozu nun auch der neuentstandene kathol. konservative Preßverein gehört, der unfern d. Buchhandel ebenfalls nahe angcht. Dieser hat darum alle Ursache auf seiner Hut zu sein und sich nicht blenden zu lassen durch den Schimmer von Bruderschaften, die an Zahl zwar ihm bei Weitem überlegen, auch an Titeln und Geldmitteln reich genug und aller Orten verbreitet, selbst Segen dem Buchhandel versprechend, wenn er gleisenden Men schenworten traut und indifferent und schwach genug sich zeigt, ge rechten und gehörigen Widerstand zu leisten mit aller geistigen Kraft in seinem guten Rechte. Es beharre demnach jener Rh.-W. Buchhändler-Verein pro- testirenden Antheils fest auf seinem Grund und Boden, er mache seine Rechte geltend, seine Statuten streng bewahrend, die ihm der Staat durch seine Concessionen garantirt, ihm solche nur nach rigorosem Examen ertheilt und ihn unter strenger Controle hält. Jndeß wird das Streben von anderer Seite unaufhaltsam den noch seinen Gang mit um so größerer Erbitterung und heil. Eifer fortsetzen, dem d. Buchhandel in seiner Gesammtheit zum Schaden, nebenbei ihn zu verdächtigen, so daß derselbe seine liebe Nokh haben wird, sich allen Zudrang und allen Glaubenszwang vom Halse zu halten, der schleichend wie Ouecksilbec alles Mark und Knochen durch dringt und alle Kraft des Lebens und des Geistes zu schwächen und zu vernichten droht, nur Liebe und Einigkeit predigend— den Haß im Herzen tragend. Ist's erwiesen, daß der Vorsteher des Rh.-W. Buchh.-V-, der Verleger der „deutschen" Volkshalle, zugleich Mitglied des heil. Borromäus-Dereins ist, so ist's freilich kein Wunder, wenn bisher im Stillen Partei ergriffen worden und von dieser Seite, wie von ande rer, nicht gewagt wurde, offen und ehrlich hervorzutreten und sein Glaubensbekenntniß abzulegen; denn Niemand kann zween Herren dienen, bedienen wohl mehrere. Herr Deiters in Münster hat das vor einiger Zeit zu erklären und zu vertheidigen versucht, alles in Liebe, Freundschaft und Colle- gialität, aber auch nur von seinem befangenen Standpunkte aus; indeß er vergißt, daß er zuvor Pflichten und Verbindlichkeiten als Buchhändler und Mitglied des Rh.-W. Vereins übernommen und mit seiner Unterschrift beglaubigt hat, die eben im Widerspruche mit dem Verhältnisse zum Borromäus-Vcrein stehen und gewissenhaft er füllt sein wollen, wenn jener Verein in Ehren bestehen soll und dem deutschen Buchhandel angchörig betrachtet sein will. Es ist dann ferner kein Wunder, wenn wir Anderen von solchen klugen Ver legern und College» sammt ihren Unterhändlern für Dummköpfe ge halten und gescholten werden, und dann nur zu bedauern, daß dergleichen Prostitution des ganzen deutschen Buchhandels in unserm Börsenblatte anonym Aufnahme gefunden, wenn es nicht absichtlich geschehen, um den Anonymus selbst zw prostituiren. Auch haben wir Anderen, Gott Lob! eine solche Politik^ welche von dem bekannten Grundsätze nicht läßt, alles »ä majorem, xlorism Seiner Selbst wagen zu können, —nicht zu beneiden. Ja wir können uns sogar damit trösten, daß die sIms mstor Bonn sich den Hauptsitz der Propaganda gefallen lassen muß, und daß unter den Augen des Sohnes und treuen Biographen eines Vaters, der unserem Stande in hohen Ehren angehörte, der für die gute und gerechte Sache des d. Buchhandels stets ehrlich und redlich mitgefoch- ten, — der den Namen eines Buchhändlers als Ehrentitel declarirte, — daß dieser Name zum Trödler herabgewürdigt wird, im besten Glauben, die Welt mit Literatur besser bedienen, reeller und konser vativer versorgen zu können, als der profane Buchhandel je im Stande wäre, und billiger dazu. Andere Ansichten vom Verhältniß des Borr.-Vereins zum d. Buchhandel bringt uns auch ein Mitglied des Rh.-W. B.-V., Herr Buddeus, die besser in der Klarheit und Wahrheit der Sache be gründet sind; denn wir kennen im Buchhandel keine andern Dinge neben uns, als die unsere Grundlage bilden und uns zur Seite stehen; wir kennen auch keinen konfessionellen Streit, den wir der Wissenschaft überlassen, möchten aber auch unsere Heiligthümcr nicht verlästert, angefeindet, verdrängt und beschuldigt wissen durch Jncul- pationen, Manipulationen und andere Eingriffe, die dem Geiste unsers guten Rechts, ja nur der Billigkeit widerstreiten; keine Pfuscherei, kein Vernichten seiner Grundsätze, mit einem Worte keine Mißhand lung wissenschaftlicher Bestrebungen, denen wir angehören sollen, die dem deutschen Geiste bisher Ehre machten und auch ferner nur allein Ehre bringen werden. Bei uns ist kein 8io volo, 8io jub6o zu befürchten; es entwickelt sich alles aus innerer naturwüchsiger Ueberzcugung und Erfahrung des bessern Thcils, der uns zur Basis dient, dem aller Qualm und Dunst zuwider, alles Posaunen und martialische Auftreten, gleichsam gerüstet mit Himmelsgewalt und Schlüssel, nur um so bedenklicher erscheint, da denn doch überall das Menschliche durchblickt und nicht verkleistert noch auf die Dauer übermalt werden kann; der Geist ist's, der lebendig macht und erhält, nicht der tobte Glaube. Im Begriffe, Vorstehendes abzusenden, trifft noch des tapfern redlichen Kämpfers Bädeker, den des scl. Vaters Geist belebt, — weitere Enthüllung der bis jetzt so geheim gehaltenen buchhändleri- schcn Verhältnisse seiner Umgebungen ein, die allerdings Staunen erregen, aber nicht erschrecken machen, denn wir lernen nur das Terrain und die Thätigkeit besser kennen, auf welchem und mit welcher man sich anderer Seits bewegt und regt. Wir überlassen vor der Hand den eingebildeten Sieg darauf, so wie den sehr vielen Verlegern ihre besondern zeitigen Vorthcile auf Kosten ihrer Handelsgenossen und collegialisch Verbündeten — so lange es die Politik erlaubt und für gut hält; hoffen übrigens, daß nicht alle Bethörtcn sich ferner bethören lassen und auch der Rh.-W. Verein zu besserer Besinnung kommt und den angerichteten Schaden wieder gut zu machen sucht. Vorstehendes lag schon seit Wochen im Unmuthe verschlossen im Pulte. Neuere Zeitungsnachrichten geben Anlaß und Aussichten, daß solches noch etwas fruchten kann; zu spät kommt es in keinem Falle, der Kampf ist noch nicht zu Ende.
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