Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.10.1852
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- 1852-10-06
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- 06.10.1852
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1466 der Schlemihl-Geschichte A. v. Chamisso's bilden, sondern dieselbe nur ergänzen solle, so kann ich doch den Maßstab des Unterschiedes nicht heraussinden, den Sic an den Begriff zwischen Fortsetzung und Er gänzung anlegen. Sie werden mir beipflichlen, daß es überall etwas sehr Mißliches um das eine wie das andere bei geistigen Schöpfungen, die in der Lesewelt einiges Glück machten, ist, und ich brauche Sie an Weither, Wanderjahre, Geisterseher, Demetrius u. A. nicht zu erinnern. Bleiben wir bei dem Buche von Peter Schlemihl stehen, so war eS, wenn ich nicht irre, zuerst T-A. Hoffmann, der nachtretend sein verlor nes Spiegelbild schrieb; Andere folgten, und der Gott sei bei uns errichtete ein Leihhaus ; er machte guten Markt mit Namen, Haaren, und was sonst der Mensch sein eigen nannte, und allenfalls nicht täglich be durfte. Keiner der Nachahmer erreichte Chamisso, was ganz natürlich war. Wenn nun Sie oder Ihr Freund ein Buch zu veröffentlichen ge denken, welches den angegebenen Inhalt umfaßt, so nehmen Sie doch offenbar einen Faden wieder auf, den Chamisso wohl nicht ohne Bedacht fallen ließ, geschehe dies auch in noch so geistreicher Weise, und das finde ich im Allgemeinen sehr bedenklich. Unstreitig ist Ihnen auch Herrn Friedrich Förster's Werk- Peter Schlemihl's Heimkehr bekannt, welches 1843 erschien. Ich erlaube mir eine sehr lesenswerthe und zu beherzigende Kritik dieses Buches, von einem Ihnen wohl bekannten Verfasser, aus Nr- 10 der Blätter für literarische Unterhaltung, 1844, bcizulegen. Der Kritiker verkennt nicht das Anziehende und Verdienst liche jener Arbeit, erklärt sie aber in ihrem Verhältniß zum ächten Schlemihl betrachtet, fürd urch a u s v crun gl ück t. Wie es um denBoden der Wirklichkeit steht, und wie damit die P o csi e gewahrt isti» der neuen Arbeit Ihres Freundes, ob sie erlösend verfährt, ob sie Peter Schle mihl noch einmal an das Licht, das er meiden mußte, zieht, und in welcher Weise Werke, Manuskripte, die doch nicht vorhanden sein können, da das Ganze ein Märchen, erwähnt werden und der Lesewelt Urtheil abgcwinnen sollen, dies kann ich nicht absehen, davon gar nicht zu reden, daß die jetzige Zeit derartigen Phantasiegebilden wohl nicht mehr die frühere Gunst schenkt. Auf den Grund meiner vierjährigen buchhändlerischen Erfahrung verspreche ich dem beabsichtigten Werke keinen günstigen Erfolg, am wenigsten dann, wenn ein neuer Schlemihl zum Vorschein kommen will; ich bin vielmehr der Ansicht, daß man den alten Schlemihl in seiner Höhle müsse ruhen lassen, wie auch der Verfasser der beiliegenden Kritik meinem Gefühle nach sehr richtig bezüglich der Förster'schen Fortsetzung sich ausspricht. Sie sehen, geehrter Herr, schon aus dem Interesse, wel ches ich dem Werke widme, daß ich mit allem Obigen keineswegs eine unbedingte Ablehnung aussprechen will; ich theile Ihnen meine Beden ken mit und Sie haben die Güte, mir, wenn es vollendet ist, das Ma- nuscript zur Einsichtnahme anzuvertrauen. Finde ich meine Bedenken wi derlegt, so sollen Sie mich nicht abgeneigt finden, das fragliche Manu skript zu drucken, und ich werde dem Herrn Verfasser einen Ehrensold gewähren, der seine Mühe anständig belohnt. Ich habe die Ehre re." „Das ist doch eine Antwort, die was wiegt!" rief ich erfreut aus, nachdem ich diesen Brief mit aller Aufmerksamkeit gelesen. „Dieser Ehrenmann weiß doch, was wir wollen und erwartet keinen Guide de Voyageur durch Oberägypten. Das ist noch einer von den gediegenen Veteranen, welche mit Scharfblick und Urtheil an die Uebernahme neuer Werke gehen!" „Dort wollte Einer erst eine künftige Messe abwarten und einen Autornamen erborgen, ein Zweiter that brüsk mit seinem wissen schaftlichen Verlag, ein Dritter las ein literarisches Collegium gratis et kruslr», Vierter berechnete die Kosten weitläuftig und aus führlich, um sein Nein zu versilbern, ein Fünfter ritt das politische wilde Roß, das bald daraus mit so manchem Reiter völlig durchging. Wozu das Alles?" — " ^ " „Daß er, der Einsichtvolle, sich keinen Begriff über die Gewin nung der Manuscripte machen kann, ist sehr verzeihlich, da ihm der Zusammenhang unbekannt; freilich — hat denn Mendel diese Ma nuscripte?" — Mir wurde bei dieser Frage, die ich an mich that, förmlich bange und es überlicf mich heiß, wie beim Gedanken an eine große fällige Zahlung, wenn in der Kasse die größte Ebbe ist. Wußte ich denn, ob jene Höhle, die Mendel mit Belleville fand, wirklich die richtige war? Mußte jenes Hundeskelett gerade das von Schle mihl's Pudel sein? War es überhaupt ein Hundeskelett? Giebt es nicht in Aegypten der wilden Hunde in Menge, und Schakale und »U 102 Füchse im Ueberfluß? Ja — wenn ein Halsband mit gewissen Buch staben dabei gelegen hätte! Warum hatte Mendel abgebrochen ? Warum sprach er sich in seinem Briefe so dunkel und unklar aus über das Gefundene, das, wie es schien, ihn dennoch arm gelassen? Aber wenn — doch dies war kaum zu denken — das Ganze nur ein Mendel'sches Phantastcstück war? Wenn die ganze Geschichte mit dem alten Professor, mit dem Briefe, mit der Reise nach Aegyp ten von Mendel, der sich in die Schlemihl-Geschichte verliebt und innig in sie eingelebt hatte, ersonnen ward ? Diese Gedanken beunruhigten mich außerordentlich. Ick dachte über Vieles näher nach, und stieß auf eine Unwahrscheinlichkeit nach der andern. Wie Schuppen siel es mir von den Augen: das Ganze war eine Mystisication. Man läßt keine Briefe aus dem Orient im Hutfutteral stecken — kein Consul schenkt oder leiht dem ersten Besten, der nach Aegypten reisen will, dreihundert Thaler — man gelangt nicht so mir nichts dir nichts nach Aegypten, man findet dort keine jüdischen Kaufleute, die einen auf ihre Kosten mit nach Nubien reisen lassen. — Mendel! Mendel! Wie flüchtig geht er durch alle die antiken Wunderwerke hin, wie wenig gründlich beleuchteter sie! Der Memnonkoloß tönt nicht— er hat am Ende nie getönt, wenn er nicht eine Aeolsharfe im Kopfe hatte- — Er wird auch keinen so ewig langen Schatten werfen, und wozu überhaupt da noch den Kopf zerbrechen? — Mendel ist sicher nie weiter aus Leipzig gekommen, als bis in die Muldethälcr, nach Dresden und in den Plauen'schen Grund oder in die sächsische Schweiz rc. Neuigkeiten der ausländischen Literatur. (Mitgetheilt von Wfg. Gerhard.) Französische Literatur. 1,cr.i.L„ee>o, 1'., Ißstucation publique. I. Partie, Paris, Oomptoir stcs rmprimeurs-ums. 2 kr. I-x«oaior, I'sdbe, Lxsmsn oritique «iss lettres sie l>I. 1'sbbä Llaume sur le paganisme «ians I'ststucation. In-8. Paris, l-ouniot. 6 kr. I-ovuoovnix, N. on, I<a rerolution e sst l'orleanisiue. 4. estition, revus, corrigee et augmentäe. In-12. Paris, Dentu. 1 kr. 511 c. 8x»o, 6noav«, le stemon clu ko^er. Oomestie sn 2 aetss. In-I8 Paris, 6rrau«t et llrrgnerru. 1 kr. 8.crr, 3., 1,'ortkograpkiste lies äcoles, o» le plus utile ries ouvrsges classiques. 1»-8. Paris, tes prrncspnua: tröraires. 1 kr. 50 c. ViAuaexri, Lsisxa, Histoire <ls I'ltalis en 1848—1849. In-8. Paris, Impr. stc poussietg'ue. Italienische Literatur. ^l-uisn-rri, 6,«ii.lo, opere «lei gransti cencorsi premiate «lall' 1. li. ^ccastomia <i! belle arti in iVIilsno, in kol. grauste, käse. I. sti 12 tsvole. Mlano 1847 12 I,. a. Kslviru e religio»« o Nikons» s Ilioinirs. Ilaeconto stell' Kvv. 6. 0. 18. VIII e 166 pag. b'irsnre 1851. 2 paoli. ^rexanvonlo per ben ricevere i saeramenti stella penitenü» est euca- ristia e per den asceltare ia sta messa arrickito sti molto alirs orarioni. 32. 1>osti. eon 6g. legato in pelle. gramniaticali sti lingua italiana per i giovani clis vogiia»» avvisarsi all» stustio stella lingua latina ost snclie sl commercio. 18. 164 pag. von 1 tsbollione. Volterra 1852 2 I>. a. «Ivoisio , 6o«r.., introsturivne sgli stustj ecelesiastici conkorme ai bisogni rsligiosi s eivili. 16. XVI e 428 pag. Prato. 1851. 8 paoli. L.ciet l, 6l«is., Vocabolario milanese-italiano oonipilato per Ia 6io- ventu. 24. X o 958 pag. lVlilano 1852 8 H. a. Lna'rol.o«i, Oivs., illustrarione sti pianto lVIoLsiubires!. Nissertsaions I. IVIeinoria letta all' -Vccast. st. 8c. sti Nologna. 7. kebbr. 1850. 4. n>sj. 26 pag. c. 5 tavol. litogr. Lologns. 12 paoli. Los«, 1-iilvr, prolsgomeni INssticina teorico-p,atica. Parte 1. uscito in 12 kssoicoli. gr. 8. 510 pag. Porrara 1851 17 I-. a. 40. Pasc. 9—12 1 l..a 62.
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