Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.02.1878
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- 1878-02-06
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- 06.02.1878
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482 Amtlicher Theil. iV- 31, 6. Februar. am 27. November Herrn Friedrich August Modes, Firma Immanuel Müller; am 15. Januar 1878 Herrn Ludwig Hermann Kößling, Firma Kößling'sche Buchhandlung. Außerdem starb am 1. Februar 1877 der dem Verein und insbesondere auch der Deputation früher als Mitglied angehörende Herr Ludwig Wilhelm Hieronymus Reisland, Firma Geb hardt L Reisland. Auch diese Männer haben sich in verschiedener Weise um den Verein und um den Leipziger Buchhandel hochverdient gemacht, so- daß ihnen ein dankbares Andenken bei uns gesichert bleibt. Aus dem Verein theils freiwillig, theils wegen Aufgabe des Geschäfts oder Erlöschens der Firma sowie auf Grund sonstiger statutarischer Bestimmungen sind 14 bisherige Mitglieder aus geschieden. Dagegen sind 35 neue Mitglieder in den Verein ausgenommen worden. Die Zahl der Vereinsmitglieder beträgt jetzt 334 und es repräsentiren dieselben 330 Firmen. Anfang vorigen Jahres zählte unser Verein 320 Mitglieder, welche 313 Firmen repräsentirten. Von zweien unserer Vereinsanstalten haben wir Ihnen diesmal mehr als in vergangenen Jabren zu berichten, nämlich von der Be stellanstalt und der Lehranstalt für Buchhandlungslehrlinge. Nachdem schon früher oft darüber geklagt worden war, daß die bisherige Localität der Bestellanstalt in der Buchhändlerbörse theils dem fortwährend zunehmenden Verkehre nicht mehr entspreche, theils von der Mehrzahl, namentlich der größeren Commissionsgeschäfte, zu weit entfernt sei, wurden die damit verbundenen Uebelstände in der auf die letzte Generalversammlung folgenden Deputationssitzung zur Sprache gebracht und von der Deputation dadurch anerkannt, daß sie sofort eine Commission zu näherer Untersuchung der Angelegen heit und Berichterstattung darüber niedersetzte. Die Thätigkeit dieser Commission wurde noch dadurch angespornt und die Entscheidung der Angelegenheit zu einer dringenden gemacht, daß der Vorstand des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler uns unterm 16. April um baldthunlichste Räumung der seither von der Bestellanstalt in Anspruch genommenen Localität in der Buchhändlerbörse ersuchte, da er derselben zu andern Zwecken bedürfe. Nach reiflicher Ueberlegung wurde in einer gemeinschaftlichen Sitzung der Deputation und der Delegirten zur Bestellanstalt am 6. August beschlossen, die von Herrn H. Haesscl im Parterre seines neuerbauten Hauses, Linden straße Nr. 7d, angebotenen Localitäten für die Bestellanstalt zu er- miethen. Der betreffende Contract zwischen dem Vereine und Herrn Haessel wurde unterm 6. Sept. abgeschlossen. Danach sind die für die Bestellanstalt bestimmten Localitäten zunächst auf 6 Jahre, vom 1. Oct. 1877 bis 30. Sept. 1883 zu dem Miethzinse von jährlich 1500 M. gemiethet, stehen dem Vereine auf dessen Wunsch aber auch für die ferneren 6 Jahre, bis zum 30. Sept. 1889, zu dem er höhten Miethzinse von jährlich 1800 M. zur Verfügung. Die Be stellanstalt ist bereits Anfang October in ihr neues Local übergesiedelt, und dasselbe entspricht in jeder Weise seiner Bestimmung weit besser als das frühere, wie es sich auch mehr in der gegenwärtigen Geschäfts lage des Leipziger Buchhandels befindet. Von der in unsrer Mitte angeregten Einberufung einer außerordentlichen Generalversamm lung zur Genehmigung der durch jenen Contract nothwendig ge wordenen Ueberschreitung unsers diesjährigen Budgets glaubten wir um so eher Abstand nehmen zu können, als wir durch eine mit zahl reichen Unterschriften versehene Eingabe aus Ihrer Mitte in dankens wertster Weise auf jenes neue, von uns bereits ins Auge gefaßte Local aufmerksam gemacht und um dessen Wahl ersucht worden waren. Die Deputation hofft deshalb aus Indemnität durch nachträgliche Genehmigung der betreffenden Budgetüberschreitung Ihrerseits. Auch unsere Lehranstalt für Buchhandlungslehrlinge hat zu gleicher Zeit mit der Bestellanstalt ihr altes Local in der Buch händlerbörse, das sie seit ihrer Gründung vor 25 Jahren innegehabt, verlassen müssen. Der Börsenverein der Deutschen Buchhändler hatte uns in dem schon erwähnten Schreiben vom 16. April auch um Ver legung der Lehranstalt aus der Buchhändlerbörse ersucht, weil der große Saal der letzteren renovirt werden sollte, und sich auch sonstige Unzuträglichkeiten aus der Benutzung der von der Lehranstalt inne gehabten Räume ergeben hatten. Auf unsere deshalb an den Rath unserer Stadt unterm 23. Mai gerichtete Bitte wurden uns von diesem in entgegenkommendster Weise am 13. Aug. mehrere ganz zweck entsprechende Localitäten in dem früheren Nikolaischulgebäude für den jährlichen Miethzins von 300 M. vom 1. Oct. v. I. an gegen vierteljährige Kündigung überlassen; die Festsetzung einer längeren Dauer dieses Miethverhältnisses konnten wir nicht erlangen und auch nicht beanspruchen, dürfen aber wohl hoffen, daß die sich auf nur wenige Tagesstunden beschränkende Benutzung jener Localitäten ohne die dringendste Nöthigung uns nicht entzogen werden wird. Unsere Lehranstalt hatte mit Anfang dieses Jahres das erste Vierteljahrhundert ihres Bestehens zurückgelegt. Ein aus der Mitte früherer Schüler der Anstalt gebildetes Comitv forderte zu einer festlichen Begehung dieses Zeitabschnittes auf, die auch am 6. Januar erfolgte. Ihre Deputation entsprach gern dem an sie gerichteten Er suchen, sich an jener Feier zu betheiligen, und sie wiederholt an dieser Stelle, was ihr Vertreter dort aussprach: den wärmsten Dank des Vereins an Alle, welche unsere Lehranstalt bisher unterstützt und ge fördert haben, namentlich auch gegen ihre früheren und gegenwärtigen Direktoren und Lehrer, dann aber auch die Hoffnung, daß es der Anstalt gelingen werde, die ihr gestellte schwierige Aufgabe immer besser zu lösen. Die Erfüllung dieser Hoffnung und der bei jener Jubelfeier vielfach ausgesprochenen Wünsche für das fernere Bestehen und Ge deihen der Anstalt hängt allerdings wesentlich von Ihnen ab: von der Fortdauer der Opferfreudigkeit seitens des Vereins und seiner einzelnen Mitglieder, durch welche allein die Anstalt erhalten wird, sowie von der Bereitwilligkeit jedes Prinzipals, von seinen Lehrlingen die Anstalt besuchen zu lassen. Und gerade im Rück blick auf jene Jubelfeier halten wir diesmal uns besonders für verpflichtet, Sie um Beides zu ersuchen. Was insbesondere den Be such der Lehrlinge betrifft, so machen wir daraus aufmerksam, daß ein solcher in den meisten Fällen selbst gesetzlich geboten ist, insofern als das Gesetz den zweijährigen Besuch einer Fortbildungsschule nach Verlassen der öffentlichen Schule verlangt, falls nicht der be treffende Schüler diese bis zur Vollendung des 15. Lebensjahres besucht und die seinem Alter entsprechende Classe absolvirt hat. Daß außerdem aber sowohl das eigene geschäftliche Interesse als die Pflicht des Lehrherrn gegen seinen Lehrling eine weitere Ausbildung des letzteren nach anderen Seiten hin, als sie das tägliche Geschäftsleben bietet, wünschenswerth macht, brauchen wir Wohl nur anzudeuten und nicht weiter auszuführen. Entsprechen wir damit, daß wir an Sie diese Bitte richten, gern einem Wunsche des gegenwärtigen Directors unserer Anstalt, Herrn vr. Sachse, so konnten wir seinen Anschauungen über die aus der Uebersüllung der Classen, namentlich der zweiten, für den Unterricht herzuleitenden Bedenken wenigstens in etwas entsprechen, indem wir ihn autorisirten, künftig diejenigen Schüler, welche nach zweijährigem Besuche der Anstalt sich den Anforderungen derselben nicht gewachsen zeigen und nicht in die erste Classe versetzt werden können, aus der Anstalt zu entlassen. Diese Maßregel schien uns nach reiflicher Er wägung von dem Interesse der Anstalt geboten, zugleich aber als das beste Mittel gegen eine Uebersüllung derselben, die sonst eine unverhältnißmäßige Erhöhung des bisherigen Budgets herbeiführen würde.
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