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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.07.1857
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1857-07-22
- Erscheinungsdatum
- 22.07.1857
- Sprache
- Deutsch
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III. Es sollten einmal Bäcker und Fleischer (deren Waaren — gleichwie Papier-— einBedürfniß sind) Aehnliches versuchen, so würde ihnen noch ganz anders auf die Finger geschlagen! I V. Eine Correction überspannter Preise wird erzielt werden durch Aufhebung des Eingangszolls auf geleimte, halbgeleimte und seine Papiere. Da der bisherige Eingangszoll auf Papier dem Zollverein fast nichts eingetragen hat (eben weil er durch seine Höhe gleich einem Verbot des Eingangs wirken mußte), so kann er ohne Nachtheil für die Zollvereins-Casse aufgehoben werden. Darauf muß man mit aller Energie hinwirken. V. Einer Verbindung gegen die Vereinigung der Papier-Fabri kanten bedarf es absolut nicht. VI. Aufhebung des Ausgangszolls aus Hadern ist un möglich, so lange nicht allgemeine Reciprocität stattsindet. Diese Satze sind durch die bisherige Discussion festgestellt. Wenn nicht neue Ereignisse in der Frage eintreten, so werden wir — für jetzt — unsere Debatten darüber schließen können. Weimar, 30. Juni. Zu den vielen Preissteigerungen, welche wir jetzt fast von Tag zu Tag erleben, ist neuerlichst eine hinzuge kommen, deren Wichtigkeit dem größeren Publicum vielleicht auf den ersten Blick nicht so groß erscheint, als sic in der That ist. Es ist dies die Steigerung der Papierpreise. Schon im vergangenen Herbst wurden dieselben um ungefähr 10 Procent erhöht, und jetzt haben sich wiederum die bedeutenderen Papierfabrikanten des Zoll vereins zu einer weiteren Preiserhöhung um 10 bis 20 Proc. ver einigt, so daß der ganze dermalige Aufschlag, je nach den Sorten, 20 bis 30 Proc. betragen wird. Eine solche Preiserhöhung bei einem Material, welches für das geistige Leben des Volkes, nach den jetzigen Culturverhaltnifsen, bei nahe ebenso nothwendig ist, wie Fleisch und Brot für das leibliche, und welches, gleich diesen materiellen Nahrungsstoffen, in unge heuersten Massen verbraucht wird, muß jedenfalls die Aufmerksam keit nicht blos der zunächst davon Betroffenen, sondern des ganzen Publicums (welches fast ohne Ausnahme zu den Eonsumenten die ses Artikels gehört), vornehmlich aber auch aller Derer auf sich zie hen, die es mit der Pflege des Volkslebens in geistiger und materieller Beziehung zu thun haben. Wenn man bedenkt, daß es fast keinen Menschen in Deutschland gibt, der nicht schreibend oder lesend jähr lich wenigstens einige Buch Papier verbraucht oder verbrauchen hilft, so kann man sich annähernd eine Vorstellung machen, wie groß der Bedarf dieses Artikels und von welchem Belang daher eine Preis erhöhung desselben um 20 bis 30 Proc., d. h. um ein Fünftel bis fast ein Drittel des bisherigen Preises, sei. An einzelnen Beispielen läßt sich die Sache noch deutlicher machen. Ganz besonders hart werden dadurch natürlich die Zeitungen betroffen, welche gcnöthigt sind, um in die weitern Schichten des Volkes einzudringen, ihren Preis so niedrig als möglich zu stellen, und bei denen, da sie täglich erscheinen und möglichst viel Stoff ihren Lesern bieten wollen, das Papier einen sehr bedeutenden Theil der Herstellungskosten bildet. Bei manchen Blättern von größerem Umfange und sehr starken Auf lagen ist daher der Unterschied, der durch die Preissteigerung des Papieres in ihrem Kostenpreis erzeugt wird, ein ganz außerordent licher. So z. B. dürfte er sich bei der Cölnischen Zeitung leicht auf ein 10 bis 12,000 Thlr.> bei der bekannten Wochenschrift, „Die Gartenlaube" auf nahezu 6000 Thlr. jährlich belaufen. Bei Bü chern von einigem Umfange ist der Zuschlag nicht minder bedeutend. Insbesondere gilt dies von den zahlreichen Schul-, Jugend- und Volksschriften, bei denen in der Regel, um sie auch den minder be mittelten Elassen zugänglich zu machen, der Verkaufspreis den Kostenpreis nur um ein ganz Geringes übersteigt, und daher jede, auch die geringste Steigerung des letzter» eine Steigerung des erster» beinahe nothwendig nach sich ziehen muß. Bei den Büchern kommt überdies noch hinzu, daß, nach der Einrichtung unseres Buchhandels, von jedem Buche in der Regel bedeutend mehr Exemplare gedruckt werden, als man abzusetzen Hoffnung hat. Auch für diesen Theil der Auflage muß das theuere Papier verwendet und der Kostenpreis dafür natürlich auf die wirklich abgesetztcn Exemplare vertheilt werden. Was wird nun die Folge sein? Der Buchhändler, als Kauf mann, kann den entstehenden Ausfall nicht tragen, sondern wird sich dafür schadlos zu halten suchen. Dies kann er entweder dadurch, daß er den Preis der Waare — der Bücher oder Zeitungen — er höht, oder dadurch, daß ec die übrigen Herstellungskosten zu ver ringernsucht. Hinsichtlich der materiellen wird dies kaum möglich sein, denn die Druckkosten sind im Gegentheil in den letzten Jahren eben falls gestiegen; er wird also versuchen müssen, durch schlechtere Qua lität der Waare seinem Schaden beizukommen, und, da dies in Bezug auf die äußere Herstellung eher in's Auge fällt, auch, wie schon gesagt, nicht so leicht möglich ist, so werden manche minder gewissenhafte Verleger sich damit helfen, daß sie an den geistigen Herstellungskosten sparen, d. h. geringere Arbeit für ein niedrigeres Honorar, statt der besseren, die sie theurer bezahlen müßten, dem Publicum bieten. Dagegen wird manches gute und nützliche Buch ungedruckt bleiben, weil der Verleger bei den gesteigerten Herstel lungskosten Bedenken trägt, etwas zu drucken, was er unter andern Verhältnissen wohl gedruckt haben würde. Genug, die Literatur und die auf sie begründete Volksbildung wird unter dieser Maßregel empfindlich leiden. Natürlich entsteht die Frage: war eine solche Preissteigerung des Papieres nothwendig? ist sie gerechtfertigt? Zunächst nun ist die Form, unter der sie angekündigt worden, eine sehr gehässige. Während die armen Arbeiter, die durch Vereinigung eine Erhöhung ihrer Arbeitslöhne erzielen wollten, von Polizeiwegen daran verhin dert oder dafür gestraft wurden, vereinigen sich die reichen Papicr- fabrikanten und dictiren ihren Abnehmern eine so bedeutende Preis steigerung, indem sie zugleich durch jene Verabredung diesen Letzteren den Schutz gegen Uebertheuerung, der in der freien Concucrenz, d. h. der Mitbewerbung einer Mehrheit von Verkäufern liegt, abzu schneiden suchen. Als Rechtfectigungsgrund für die Steigerung der Papierpreise geben die Fabrikanten die eingetretene Steigerung der Lumpen und der Arbeitslöhne an. Allein man hat ihnen nackgerechnet, daß sie trotz dieser Steigerung noch immer 10 Proc. verdienten, also nicht nöthig hatten, einen noch höheren Gewinn zu erstreben. Die Möglichkeit, dies zu thun und den Preis ihres Fabrikats, sobald sie nur Zusammenhalten, nach Belieben zu bestimmen, ist den Papierfabrikanten des Zollvereins durch den ihnen gewährten Schutz zoll auf fremde Papiere (ein Thlr. pro Etr. ungeleimtes, fünf Thlr. pro Ctnr. geleimtes, zehn Thlr. pro Ctnr. verziertes Papier) gege ben, wozu noch ein Ausgangszoll von drei Thlr. für den Centner Lumpen kommt. Durch diesen doppelten Schutz ist jede auswärtige Concucrenz so gut wie ausgeschlossen. Bestände kein Schutzzoll, so würden die deutschen Buchhändler und sonstigen Papierverbraucher ihren Bedarf aus England, Frankreich, der Schweiz oder Belgien beziehen können, wo insgesammt (??) die Papierpreise billiger sind, als dermalen im Zollverein. Es ist daher auch bereits von mehreren Organen der Presse nachdrücklich auf eine Herabsetzung des Schutz zolles für Papier und des Ausgangszolles für Lumpen gedrungen worden*). Insbesondere hat das Bremer Handelsblatt eine Herab- *) Vergl. den Schluß des vorstehenden Artikels, Absatz IV u. VI.
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