Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.07.1857
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1857-07-22
- Erscheinungsdatum
- 22.07.1857
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- Deutsch
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91, 22. Juli. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 1359 setzung des Eingangszolles für geleimtes Papier von fünf auf zwei s Thlr. und des Ausgangszolles für Lumpen von drei auf einen Thlr. ! vorgeschlagen, wofern man nicht letzteren Zoll im Interesse der armen Lumpensammler gänzlich abschaffen wolle. Zugleich macht das gedachte Blatt darauf aufmerksam, daß nach früheren Vorgängen der Zollverein selbst mitten in der Tarifperiode zu derartigen Abän derungen einzelner Tarifpositionen berechtigt sei; auch die enorme Erhöhung der Eisenzölle wurde mitten in der Tarifperiode (1844), unter Benutzung eines temporären Drucks der englischen Eiscnpreise, durchgesetzt; ebenso erfolgten die Garnzollerhöhungen für Leinen mitten im Laufe der Tarifperiode im Jahre 1846 und traten vom 1. Jan/1847 an in Kraft. Auch die Augsburger Allgem. Ztg., die doch sonst mehr dem Schutzsysteme das Wort redet, zeigt sich einer solchen Agitation gegen den hier offenbar mit einer Schutzzollmaß regel getriebenen Mißbrauch zugeneigt. Und in der That, wenn es feststehender Grundsatz einer weisen Handelspolitik sein muß, ein mal, solche Maaren, welche zu den ersten, nothwendigsten und am meisten verbreiteten Bedürfnissen des Volkes gehören, nicht durch zu hohe Schutzzölle zu vertheuern, andererseits aber, wo mit dem ge währten Schutze ein Mißbrauch getrieben und die Ausschließung der fremden Concurrenz zur Schaffung eines Monopols im Interesse einer Anzahl von Producenten benutzt werden will, ein solches Ge baren nicht zu unterstützen, so scheint der vorliegende Fall in bei derlei Hinsicht dazu angethan, ein Einschreiten der Zollvereinsregier- ungcn zu Gunsten einer so zahlreichen Classe, wie die Consumenten des Papieres sind, und eines so wichtigen Gewerb- und Cultur- zweiges, wie der hierbei vor allem in Frage kommende buchhändle rische und literarische Verkehr ist, als vollkommen begründet erschei nen zu lassen. Inwieweit inzwischen auch auf eigene Hand die Buchhändler gegen jene Maßregel der Papierfabrikanten ebenfalls durch gemeinsames Handeln sich einigermaßen schützen, beziehendlich dieselben zum Aufgeben jener Maßregel veranlassen können (z. B. dadurch, daß sie, wie das Börsenblatt ihnen anräth, sich dahin eini gen, ihr Papier blos bei solchen Fabrikanten zu nehmen, die an jener Vereinbarung nicht Theil genommen haben), muß der eigenen Ein sicht, Energie und dem Gemeinsinn derselben überlassen bleiben. Auf Eines möchten wir bei dieser Gelegenheit noch aufmerksam machen. Der vorliegende Fall einer Preiserhöhung des Papiers scheint uns eine dringende Veranlassung, auf die ungeheuere natio nalökonomische Verschwendung hinzudeuten, welche vermöge der der- maligen Einrichtung des deutschen Buchhandels mit dem Papiere insofern getrieben wird, als bei jedem Verlagswerke viel mehr (min destens 50 Proc. mehr) gedruckt wird, als der Verleger selbst wirk lich abzusetzen hofft. Es hängt dies damit zusammen, daß bei uns nicht, wie in Frankreich und England, die Bücher von dem Verleger an den Sortimentshändler und von diesem an das lesende Publicum auf feste Bestellung verkauft, vielmehr von dem Einen wie von dem Andern nur in der ungewissen Hoffnung, Käufer dafür zu finden, hinausgesandt werden. Diesem Mißbrauche — denn als ein solcher muß es bezeichnet werden — ist zu einem nicht geringen Theile die in unserm Buchhandel und unserer Literatur heutzutage bemerkbare Leichtfertigkeit und Unsolidität des Producirens und Verwerthens schriftstellerischer Erzeugnisse zuzuschreiben. Nationalökonomisch be trachtet, kann es aber gar nichts Widersinnigeres geben, als diese unproductive Vergeudung von Material und Arbeit, dieses Be drucken ungeheurer Massen von Papier, in der fast sichern Aussicht, daß dasselbe nie einen andern Werth haben werde, als den von Maculatur. Es wäre hohe Zeit, daß der deutsche Buchhandel durch eine große gemeinsame Maßregel diesen schädlichen Mißbrauch (der vor 60 bis 70 Jahren noch nicht in Deutschland existirtc, und von dem man in Frankreich und England keinen Begriff hat) wieder zu beseitigen suchte, und es kann dazu, wie gesagt, niemals eine dringen dere Veranlassung sich finden, als diese gegenwärtige Papier klemme. (Weim. Ztg.) Die höheren Papierpreisc haben mehr als einen Aus druck des Unwillens und der Besorgnis, auch Vorschläge, wie dem entgegenzuarbeiten sei, und Anklagen gegen die Papierhändler her- vorgcrufen. Nun, diese wollen verdienen, was wir auch wollen, und können sic auf dem eingeschlagenen Wege durchkommcn, wohl ihnen. Ehe wir aber gegen sie zu Felde ziehen, sollten wir ein wenig vor der eig nen Thüre kehren, denn wer anders als wir trägt denn die Schuld daran, daß die Nachfrage nach Papier die Production überflügelt und so die Preise in die Höhe treibt? Sind wir cs nicht, die, um unsere Maschinenpressen zu beschäftigen, oder aus bloßer Specula- tionswuth das Publicum Jahr aus Jahr ein mit einer Masse blo ßen Lesefutters, Unterhaltungsblättcrn für Erwachsene und leider auch für die liebe Jugend, Wahrsagebüchern, Kometen- und Welt- untcrgangsschriften, naturwissenschaftlichen Volksbüchern, worin weder Natur noch Wissenschaft ist w. rc., überschütten, von den eigentlich schmutzigen Büchern ganz zu geschweige«? Hörten wir damit auf, so würden sich die Lager der Papierhändler bald füllen und die Papierpreise schnell herabgehen. Was wirklich zur Litera tur gehört, wird die Papierlager so schnell nicht leeren, die Preise nicht steigen machen. Und die Zeitungen? Die thäten auch wohl, ihren Umfang zu vermindern und weniger Ballast mitzuschleppcn; werden sich auch ohne Zweifel durch Verwendung geringeren Papiers helfen. Wünschenswert), wäre allerdings, wenn der Eingangszoll auf Papier ermäßigt oder abgeschafft würde, aber nur den Staaten ge genüber, die ein Gleiches thun. Eine große Wirkung auf Ermäßig ung des Preises würde das indessen nicht haben. Fiele dagegen der Ausgangszoll auf Lumpen hinweg, so müßte das die Papierpreise in Deutschland nothwendig in die Höhe treiben. Hält die angebliche Convention der Papierhändler bei vermin derter Nachfrage wirklich Stich, könnte das vielleicht die gute Folge haben, daß wir Buchhändler uns ein Beispiel daran nähmen und an unfern Conventionen und Satzungen fcsthaltcn lernten. Sponäiius. Miscellen. Leipzig, 20. Juli. Wir haben im vorigen Jahre einen schweizerischen Concordats-Entwurf über den Schutz des schuft« ! stellerischen und künstlerischen Eigenthums milgethcilt (Nr. 39), dem bereits die angesehensten Cantone beigetretcn waren und auf dessen Ausführung von einflußreicher Seite hingearbeitel werde. Auch in einem späteren Berichte aus Bern ist die Zusicherung gege ben worden (Nr. 103), daß für die bezügliche unausgesetzte Wirk samkeit des dortigen Vereins-Vorstandes ein erfreulicher Erfolg in sicherer Aussicht stehe. Diesen Hoffnungen entgegen haben wir jetzt aus guter Hand zufolge anqestellter Nachforschung erfahren, daß man die Sache habe liegen lassen, da sie keinen Anklang fand. Die Schweiz ist geistig unproductiv und die auswärtigen Schrift steller, sollen einige Cantone gemeint haben, brauche man nicht zu schützen. Wir nehmen mit Bedauern davon Act, die schweizerische Eidgenossenschaft abermals entfernter von der Reihe der Staaten zu sehen, die durch Anerkennung des geistigen Eigenthumsrechts nur ihre eigene Gesittung zu ehren glauben, — zumal als darin jetzt selbst die Türken den Schweizern den Rang abgelaufen haben! In Bern freilich wird man sich des „kestins lento" getrösten!
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