Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.09.1857
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1857-09-02
- Erscheinungsdatum
- 02.09.1857
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- Deutsch
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den ganzen Osten des preußischen Staates, und ganz besonders auch für Rußland. Es steht mit etwa tausend preußischen Postanstalten und mit etwa 140 außerpreußischen in dirccter Verbindung. Die verschiedenen Postanstalten senden ihre Bestellungslisten dem Zeit- > ungs-Eomptoir ein, dieses kauft die bestellten inländischen wie aus- ; ländischen Zeitungen von den Verlegern, bezieht und befördert sie ! durch die Post. Die Gelder werden von den einzelnen Postämtern, i je nach Eingang gewisser Summen, an die Cassc des ZeitungsEomp- ^ toirs gezahlt und die Verleger können bei letzterem jederzeit gegen ! Quittung Abschlagszahlungen in Empfang nehmen. Die Abrech nung findet nach beiden Seiten zu Ende eines jeden Vierteljahrs ! statt. Beispielsweise nimmt das Zeitungs-Comptoir aus Rußland allein für englische, französische und deutsche Zeitungen, für Pariser ! Modeblätter u. A. jährlich beträchtlich mehr als 100,000 Thlr. ein. ! Unter den dorthin wandernden Zeitungen in französischer Sprache ^ erscheint natürlich im jetzigen Augenblick der in Brüssel begründete „Nord", jener weit in den Westen vorgeschobene Posten der russi- , schon Diplomatie, an einer numerisch hervorragenden Stelle. Bezug und Abrechnung sind, wie bereits vorher erwähnt, durch das Stem pelsteuergesetz erschwert worden. Einmal bedarf es zur Ermittelung und Feststellung des Absatzpreises für den Besteller stets einer dop pelten Correspondenz mit dem Verleger und dem Hauptsteueramt, sodann aber liegt dem Zeitungs-Comptoir über die Besteuerung außer- . preußischer Blätter noch eine besondere Controllführung ob. Der Preisaufschlag, den die Zeitungen durch jenes Gesetz erhielten, liegt klar genug vor, macht sich jedoch in einzelnen Fällen in eigenthümlich greller Weise geltend. Der Münchener „Volksbote für Bürger und Landmann", für dessen ultramontane Tendenz wir sonst keineswegs geneigt sind eine Lanze zu brechen, kostet in München jährlich 2 Thlr. 3 Sgr. Hierzu kommt in Preußen eine Stempelsteuer von 2 Thlr. 15 Sgr., so daß dieses Blatt mit den bairischen und preußischen Post aufschlägen bei uns zu Lande 6 Thlr. 5 Sgr. kostet. Wie beträcht lich billiger dagegen das Zeitungs-Comptoir selber geworden, lehrt die Thatsache, daß cs für die „Vossische Zeitung" früher 3 Thlr. Speditionsgebühr berechnete und jetzt nur 1 Thlr. 2 Sgr. Es hat hierbei natürlich nur den inzwischen eingctretenen Erleichterungen des Verkehrs und der Verwohlfeilung des Transports gebührende Rechnung getragen, aber es verdient schon Anerkennung, daß es in seinem Betriebe hinter den Fortschritten der Cultur nicht allein nicht zurückblieb, sondern sich dieselben bereitwillig zum Nutzen des Ge werbes und des Publicums aneignete. Dies ist übrigens ein Vor zug, den wir an der gesammten technischen und finanziellen Ent wickelung der preußischen Post im Gegensatz zu manchen anderen Verwaltungszweigen rühmend hervorhcben müssen. Morgens um 3 Uhr beginnt im Zeitungs-Comptoir die Expe dition, dauert mit Unterbrechung weniger Stunden den Tag über soxt und ist um 9 Uhr Abends beendet. Den Anfang machen die politischen Morgenblatter, die in Ungeheuern Massen eintreffen, um in gewaltigen Packeten weiter zu ziehen. Sie müssen um G/g Uhr sämmtlich zur Versendung fertig sein, damit sie mit den ersten Mor genzügen in die weite Welt hinauswandern können. Während des Tages werden die eingehenden auswärtigen Zeitungen entweder an die Berliner Besteller abgeliefert oder mit den nächsten Bahnzügen und Posten weiter befördert. Die Gesetzsammlung, welche nach ihrem jedesmaligen Erscheinen in riesigen Bergen aufgestapelt liegt und einen eigenen Expedienten erfordert, das Justizministerialblatt, die Courszettel, die belletristischen und sonstigen nichtpolitischen Blätter machen sich ebenfalls in den Tagesstunden von dannen. Abends um 4-K Uhr müssen die politischen Abendzeitungen eintreffen, die Bör senblätter und Sonnabends der Kladderadatsch. Alles geht mit dem Glockenschlage vorwärts, und eine unheilvolle Verwirrung muß ent stehen, wenn ein Ballen Zeitungen verspätet einrückt, denn die abend liche Expedition ist reich an mannigfaltigen Coursen und nimmt eine sehr vielseitige Vertheilung der verschiedenen Blätter in Anspruch. Wenn am Morgen die zu bewältigenden Massen größer sind und Ströme von Arbeitsschweiß dabei vergossen werden, so wiegt die Vereinzelung am Abend an zeitraubender Thäcigkeit die schwerere Handhabung der mächtigen Morgcnkolosse wieder auf. Ein um 5^ Uhr Nachmittags abgehender Localzug nach Stettin kann gar nicht vom Zeitungs-Comptoir aus beschickt werden. Die Zeitungs- Expeditionen liefern daher die betreffenden Exemplare unmittelbar nach dem Bahnhof, damit sie während der Fahrt in dem Wagen des Postbureaus verpackt werden. Dagegen bedient das Zeitungs-Comp toir folgende Abendzüge: um 6 Uhr den kleinen Hamburger Zug für die Stationen bis einschließlich Wittenberge; um 6^/» Uhr den An- haltischen Courierzug, welcher die Zeitungen nach einem Theile Sach sens, den beiden Hessen, Nassau, Frankfurt a. M., Württemberg, Baden, Pfalz, Schweiz u. s. w. liefert; um dieselbe Stunde den Courierzug nach Cöln mit den Lieferungen für die Strecke bis Mag deburg und jenseits Bückeburg für Westphalen, Rheinland, Bel gien, Frankreich, England; um dieselbe Stunde den Personenzug nach Breslau, der in Sorau übernachtet und bis einschließlich Neu zelle Zeitungspackete abliefert. Um 7 Uhr geht eine Personcnpost nach Neustrelitz, um 8 nach Luckau, um 8Vs ein Personenzug nach Cöln. Letzterer nimmt die Packete für die bei dem Cölner Courier- zuge ersparten Ortschaften zwischen Magdeburg und Bückeburg mit, wo er sie noch bis zum nächsten Morgen abgeben kann, während der Courierzug bis Magdeburg Abends und jenseits Bückeburg Mor gens liefert, die dazwischen liegenden Lieferungen aber unterläßt, weil sie nur in der Nachtzeit erfolgen könnten. Um 11 Uhr endlich gehen Couricrzüge nach Hamburg, Breslau, Königsberg und München. Der Breslauer Zug befördert die Packete für ganz Schlesien jen seits Neuzelle und für Oesterreich, der Königsberger bedient die Pro vinz Preußen und Rußland, der Münchener einen Theil von Sach sen und das ganze Baiern. Die Expedition schreitet in folgender Weise vor. Zuerst wer den von jeder einzelnen Zeitung gleich nach ihrem Eintreffen die Exemplare abgczählt, welche je nach den verschiedenen Orten gehen. Sodann werden die verschiedenen Zeitungen, welche nach demselben Orte bestimmt sind, zusammengelegt, eingepackt und mit aufgekleb- ter Adresse versehen. Solcher Packele werden täglich etwa 5000 angcfertigt; mancher Ort erhält jeden Tag fünf solcher Zeitungs- packctc. Abends sind drei Postexpcdienten und sechs Packer mit die ser Arbeit beschäftigt, und von den Stufen der Treppe aus, die von den oberen Bureaux in die Expeditionsräume hinabführt, bietet sich dann dem betrachtenden Auge ein sehr bewegtes Bild eiliger Ge schäftigkeit dar. Jeder Expedient besorgt bestimmte Course, die nach einem Verzeichniß verpackt werden. Nachdem jeder Ort sein besonderes Packet erhielt, werden an das nach einer Eisenbahn- Station bestimmte Packet alle diejenigen, welche von dort aus ent weder auf Seitenbahncn oder auf anderen Poststraßen weitergehen, durch Schnüre befestigt. Die großen und kleinen Packete, die mit einander denselben Cours oder einen Theil desselben zurückzulegen haben, kommen endlich in einen gemeinschaftlichen großen Beutel, der das Etikett seiner letzten Ortsbestimmung trägt und häufig einem großen Scheffelsackc gar nicht unähnlich ist. In solchen Beuteln liegen die verschiedensten Zeitungen neben einander, und ein Dich ter würde gewiß manches interessante Gespräch, manchen Mein ungsstreit und manchen Ausbruch concurrirendcr Leidenschaft wäh rend der erzwungenen Reisen auf gemeinschaftliche Kosten belauschen können. Oder geht es vielleicht ganz friedlich zu in dem Zeitungs sacke? Wie es aber auch da drinnen zugehen mag, Eines ist gewiß, dem Zeitungs-Comptoir gelingt cs, alle Parteien, wenn nicht unter
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