Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.11.1857
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- 1857-11-25
- Erscheinungsdatum
- 25.11.1857
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- Deutsch
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2326 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 145, 25. November. Hinsicht aus Erleichterung der Arbeit von Seite der Redaction, wäre es sehr zu wünschen, daß im Grundbau des ganzen Werkes einige salschangelegte und unrichtig gezogene Linien verändert werden mögen. Die Genesis des ganzen Unternehmens ist folgende: ein Minister beauftragte einen seiner Beamten, den Bibliothekar, ihm einen amtlichen Bericht über die Preßzustände des Landes einzulie fern; nachdem nun der Minister diesen für seine amtlichen Zwecke gefertigten amtlichen Bericht gelesen, gestattete er in seiner bekann ten nicht genug zu würdigenden Achtung vor der Intelligenz diesen Pcivatbecicht auch drucken lassen zu dürfen, und der Oeffenllichkeit zu übergeben, damit, wenn es die Gelehrlenwelt interessire, sie auch nebenbei von diesem nun einmal gefertigten Aktenstück prositircn könne Auf diese Art entstand denn freilich ein Vortrag, der für den Objectiven einen Beigeschmack von censurähnlicher Kritik hat, und dem Raisonnement des Berichterstatters übergroßen Spielraum ließ. Zst es nun einesthcils nicht zu läugnen, daß der Minister völlig in seinem Recht ist, sich einen Bericht erstatten zu lassen, von wem er irgend will, genießt dieser nur sein Vertrauen, und auch in welcher Art und über welche Fragen immer, so argumentirl der Fachgelehrte von seinem Standpunkt aus nicht minder richtig, wenn er sagt: „Ich anerkenne die Großmuth, sie nützt mir aber nicht viel, denn ich brauche bloß nackte Data, diese aber in möglichster Reichhaltig keit und completester Adjustirung, nicht aber Raisonnement und Kri tik, die ich, als zum Fach gehörig, mir schon selbst machen kann, oder wenigstens nicht jedermann die Berechtigung zugestehe, mich in meinem speciellen Fach oder in meiner Nationallitecatur belehren zu wollen; nun, und in jenem Jahresbericht finden sich die Data eben sehr incomplet und unzureichend, dagegen wird das Volumen drei mal so stark als nöthig durch überwucherndes Raisonnement, und statistische Tabellen, von denen die Halste nur eine Wiederholung jn anderer Figur der vorhergehenden." Und in der Thac sind nicht nur auch im Jahresbericht die Nationalliteraturen kunterbunt unterein ander geworfen, was hier übrigens weniger stört, da man doch die einzelnen Fächer in einer Totalität übersehen kann, sondern obendrein wird im Jahresbericht nicht bloß wieder die Angabe der Verkaufs preise, vielmehr auch die Angabe der Seitenzahlen weggelassen, und die Titel nicht vollständig, bloß im Auszug gegeben; also weiß der Leser nie, ob von einer Broschüre oder von einem dicken Buch die Rede ist— eine Mangelhaftigkeit, die jedem geschulten Bibliographen, wie überhaupt jedem wissenschaftlichen Forscher das ganze Werk bei nahe unbrauchbar macht. Dagegen ist ein kaleidoskop-mannichfaltiges Spiel mit statistischen Daten geboten, die nichts weniger denn Ersatz für das Fehlende bieten. Denn wenn auch allgemeine statistische Zu sammenstellungen gerade in diesem Fach von hoher Wichtigkeit sind, so ist doch z. B- ein Nachweis, wie viel Bücher der Gesammtproduc- tion in Octav, wie viele im Quartformat oder Folio erschienen sind, Und ähnliches, eben nicht sehr merkwürdig. Endlich aber scheint die Humane Idee des Auftraggebers am unrichtigsten durch die äußere Ausstattung des Werkes erfaßt worden zu sein. Es liegt jetzt all jährlich ein splendid gedruckter, an tausend Großoctavseiten starker Band vor, der nur durch die bedeutende Munisicenz der Regierung rrm den trotzdem zu hohen Preis von etwa 4 fl. E.-M. abgegeben werden kann, und das auch nur gegen dirbcte Bestellung und Baar- zahlung, während die Redactionskosten nicht minder bedeutende sind. Und doch ist d^s ein Unternehmen solcher Art, daß es, in der Hand geschickter Privatspeculation, eine Auflage von 40,000 Exemplaren Haben könnte, statt daß jetzt kaum einige hundert abgesetzt werden, denn nur reiche Liebhaber und Bibliotheken können sich ein Sammel werk anschaffen, das mit jedem Jahre naturgemäß an Umfang und Inhalt zunehmen muß, also schon seines Formats wegen den Raum . einer Privatbibliothek in mehreren Jahrgängen überfüllen würde. Und nun kommt ein drittes Unternehmen, das „Bibliographische Centralorgan" hinzu, welches seiner privaten Natur nach, und bei beschränkterem Raum, nämlich jährlich bloß 12 Nummern in Klein- Quart, und bei ziemlich großem Druck durchaus nicht die Vortheile jener von der Regierung ausgehenden Publicationen bieten kann, und sich auf Auswahl beschränken muß, das aber entgegengesetzt alle Mängel und Unzulänglichkeiten der Vorgänger getreu copirt und in seinem Surrogatcharakter noch deutlicher und fühlbarer zu Tage tre ten läßt. Hier ist nur ein Heil zu hoffen. Der Verstockteste wird es heute in Oesterreich nicht mehr läugnen können, daß die Regierung das Beste will, und daß von ihr selbst die Initiative zu allem Gu ten, zu allem Fortschritt ausgeht. Die so überrasch sich folgenden Thatsachen sprechen am deutlichsten. Es fehlt also nicht an Willen; man kann nur bloß nicht verlangen, daß in all den verschiedenen Fächern die Ideen stets gleich die richtigste und praktischste Ausführ ung finden sollen, das Experimentiren ist, wo man Großes will, nicht zu vermeiden. Aber die Kritik ist dazu da, achtungsvollst, doch bestimmtauf die Unzulänglichkeiten hinzuweisen, und es nicht zu ver schweigen, welche öffentliche Meinung über ein Unternehmen herrscht. Jn diesem speciellen Fall dürfte nur eine Radicalreform helfen, denn die Consequenzen der bisherigen Durchführung sind wohl richtig, aber nicht so sehr deren Prämissen. Das Ministerium allein, als Ccntralstelle der einlaufenden Pflichtexemplare, ist im Stand, eine wirklich vollzählige „Oesterrei- chische Bibliographie" zu liefern, die Privatunternehmung und der Einzelnfleiß reichen dagegen nie und nimmer aus. Mögen daher diese großen Vortheile der Sache und die Regierung stets der Pcotector des Unternehmens bleiben, nur mit dem Unterschied, daß diese Vor theile der freien Concurcenz übergeben werden mögen, welche nicht nur dasselbe auf eine unter den bisherigen Umständen unmögliche Höhe des Absatzes und der Verbreitung zu bringen vermag, sondern auch im Stande ist die ganzen Kosten und Lasten der Herstellung zu tragen, ja vielleicht sogar noch der Regierung eine directe Einnahme zu bieten, ohne die jetzige Tendenz der amtlichen Eontrole zu behin dern, vielmehr sie noch deutlicher zu geben, denn Daten und Zahlen beweisen stets mehr als Raisonnement, wenn erstere nur so gruppirt sind, um scharf ihre Bedeutsamkeit ins Auge springen zu lassen. Zu diesem Zweck müßten statt der wöchentlichen Beilage zur Wiener Zeitung und des „Bibliographisch-statistischen Jahresbe richts," wie auch des „Eentralorgans" zwei andere Unternehmungen geschaffen werden: eine wöchentlich mehrmal erscheinende kritische Literaturzeitung, etwa nach Art des Zarncke'schcn Eentralblat- tes, worin sogleich nach Erscheinen aller bibliographische Apparat aufgespeichert, und nur die wichtigsten Erscheinungen mit kurzen kritischen Schlaglichtern gekennzeichnet würden; und sodann eine halbjährige wirkliche Bibliographie, ganz getreu nach Art des Hinrichs'schen Katalogs, nur nach Sprachengruppen, und nicht nach allgemeinen Fächern eingelheilt, aber eben so compendiös, wohlfeil und vollständig in den Detailangaben, und, was die Hauptsache ist, mit möglichst vielseitigen Fach- und Autorenregistern versehen. Die Literaturzeitung könnte jedoch nicht von einem Einzelnen geschrieben sein, sie müßte die ganze Gelehrtenwelt Oesterreichs als Mitarbeiter, jeder in seinem Fach, heranziehen, und der freien Meinung mög lichsten Spielraum gewähren; dann würde die Regierung aus erster Hand und von berechtigtster Seite erfahren was im Lande vorgeht, und die Wissenschaft zugleich wahrhaft Nutzen haben. Die Biblio graphie dagegen könnte als Anhang die wichtigsten statistischen Zu sammenstellungen, und etwa in einem Vorwort resumirend den Stand des Fortschritts bringen, während zugleich ein drittes Unter nehmen ,dasRepertoriumderösterceichischen Journali stik, alljährlich sich nur mit dem Detail der Journale zu beschäftigen hätte, und so gesondert einen hochwichtigen Beitrag zur Literaturge-
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