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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.02.1864
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1864-02-22
- Erscheinungsdatum
- 22.02.1864
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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392 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 23. 22. Februar. schafcen befassen. Hr. Müller hat dieselben in dem. den Moti ven seines Antrages beigefügten Programm namhaft gemacht und zwar als: Wissenschaftskunde, allgemeine Literärgesschichke, Bi bliographie, Bibliothekenkunde rc., buchhändlerische Gesetzgebung, buchhändlerische Technologie,.Geschichte des Buchhandels, Hand lungswissenschaften rc. Wenn zugegeben wird, daß diese Dis- ciplinen demBuchhändler zu wissen noch thun, um seinen Stand auch in geistiger Beziehung zu vertreten und segensreich zu wir ken, so sind dieselben damit als buchhandlerische Fachwissenschaf ten gekennzeichnet. Angenommen, diese Anschauung wäre richtig, so erhebt sich die Frage: wo können diese Wissenschaften erlernt werden? Dem jungen Buchhändler ist meiner Meinung nach auf den Universi täten nicht die Gelegenheit dazu geboten, schon weil die meisten dieser Disciplinen dort nicht gelehrt werden. Ja, ich frage, sind überhaupt wohl diese Wissenschaften mit Rücksicht aus dieEigen- thümlichkeiten unseres Berufes aufgefaßt und bearbeitet worden? Sollte die Antwort verneinend lauten, so scheint mir das Be- dürfniß einer Akademie nach dem Vorschläge des Hrn. Müller außer Zweifel gestellt. Der Einwand, es habe bis jetzt auch ohne Akademie recht tüchtige Buchhändler gegeben, bedarf wohl keiner eingehenden Widerlegung; darnach wären, weil Hippokrates ein ohne Zweifel sehr tüchtiger Arzt gewesen, medicinische Universitä ten überflüssig. Gestatten Sie mir zu erwähnen, daß ich selbst längere Zeit hindurch sehr verschiedene Eollegien auf der Universität gehört habe. Ich glaube daher nicht ganz ohne Urtkeil darüber zu sein, inwieweit dem jungen Buchhändler Vorträge über Literär- und deutsche Literaturgeschichte (andere von den oben bezeichneten Wissenschaften werden zur Zeit auf den Universitäten nicht ge lehrt) von Nutzen sein können. Eine genügende Vorbildung vorausgesetzt, können dieseStudien ihmeinen Einblick in dieMe- lhode wissenschaftlicher Forschung gewähren; die interessantesten Details wird er kennen lernen, ein großartiger allgemeiner Ueber- blick über den Stand der betreffenden Wissenschaften entrollt sich ihm. Sicherlich eine reiche Ausbeute für den gebildeten Mann ! der Nutzen aber, den er für seinen buchhändlerische» Stand zieht, ist gering genug. Mit großer Mühe findet er in dem gewaltig gehäuften Stoff spärliche Notizen, welche sich verwerthbar erwei sen; die ihm ganz besonders wichtigen Daten sieht er kaum be rührt. Eollegien aber über Bibliographie, Bibliothekenkunde, allgemeine WiffenschaftSkunde (im encyklopädischen Sinne), Ge schichte des Buchhandels, Preßgesetzgebung und Verlagsrecht, buch- händlecische Technologie und Handelswissenschafken werden ver geblich gesucht. Ich glaube daher, die Ansicht, ein junger Buch händler fände auf unseren Universitäten genügendes Material zur intensiven Ausbildung in seinem Stande, möchte sich hiernach wesentlich modisiciren. Mehrfach bin ich der Meinung begegnet, die ungleichmä ßige Vorbildung der Zuhörer einer buchhandlerische» Akade mie würde allein hinreichen, die Ausführung der Idee unmöglich zu machen. Auch dieser Grund möchte bei näherer Betrachtung an Bedeutung verlieren. Nach dem Programm des Hrn. Müller soll die Akademie nur von solchen jungenLeulen besucht werden dürfen, welche ihreLehrzeit bestanden und 1 bis 2JahreGehilsen, mindestens also 4 bis 5Jahre im Buchhandel beschäftigt gewesen sind. In einer solchen Zeit lernt auch der mit geringerer Vor bildung ins Geschäft getretene jungeMann durch dieEigenchüm- lichkeit unserer Beschäftigung eine große Menge von Bildungs elementen kennen, die, wenn sie systematisch verwerthet werden, ihm wohl zur eigenen und eingehendere» Fortbildung verhelfen können. Natürlich gilt dies nur von solchen jungen Leuten, die Trieb und offcnenKopf besitzen; diese aber werdenauch meist nur die Zuhörerschaft der Akademie bilden. Bei solchen jungen Män nern wird im Laufe der Lehrzeit vieles ergänzend vorbereitet, was bei geschickter und vorsichtiger Leitung vortrefflich ausgebilder wer den kann. Die Zuhörerschaft einer buchhändlerischen Akademie erscheint mir daher eine in gewisser Beziehung gleichmäßiger vor gebildete zu sein, als dies z. B. bei landwirthschaftlichen Akade- > mien der Fall zu sein pflegt. So gut man aber diesem Publicum nützliche Vortrage über j Chemie und Pflanzenphysiologie halten kann, so gut kann man ! es einem buchhandlerische» über Literärqeschichte. Es kommt j eben nur darauf an, daß der betreffende Docent die Wissenschaft, l welche er lehrt, in eine buchhändlerische Fachwissenschaft umzu wandeln versieht. Ich gebe mich der Ueberzeugung hin, daß durch ein derartiges Institut eine große Anzahl junger Leute für ein geistiges Schaffen in unserem Stande gewonnen würde, welche heute aus Mangel an Erkenntniß nur den materiellen Theil un seres Geschäftes auszubilden suchen. Häufig genug liegt der Mangel an rechter wissenschaftlicher Beschäftigung bei jungen Buchhändlern, wie bereits erwähnt, einfach in der Unkenntniß einer Methode. Sie verstehen die vor handenen literarischen Hilfsmittel nicht auszubeutcn und schrecken vor den Schwierigkeiten des Anfangs zurück. In der That! be trachten wir die vorhandene Literatur über vorgenannte Katego rien, so ist ein solches Zurückschrecken nicht eben wunderbar. Wir besitzen, soviel mir bekannt ist, z. B. bis jetzt kein Werk über allgemeine Litcrärgeschichte, welches den Zwecken des Buchhandels entspräche und zum Studium für junge Leute geeignet erschiene; ebenso wenig enthält unsere Literatur Werke, welche die Wissen- schaftskundc, die Bibliographie, die buchhändlerische Technologie und den so ungemein wichtigen Theil buchhändlerischer Fachwis senschaften, die deutsche Preßgesetzgebung und das Verlagsrecht, zweckentsprechend behandelten. Kann einem jungen Mann es wohl verdacht werden, wenn er nach den Mühen des Geschäfts am späten Abend sich nicht noch hinsetzen mag, um so trockenes Brot zu genießen, wie Grässe, Merleker, Schleiermacher rc. es ihm bieten? Selbst wenn aber Lehrbücher dieser Kategorien in so vorzüglicher Ausführung vorhanden wären, wie immer sie ge wünscht werden könnten, so wurde dennoch das lebendige W ort schwer entbehrt werden. Möchten Sie doch erwägen, daß die Mehrzahl der jungen Leute bei dem Eintritt in unseren Stand nur sehr geringe Vorkennknisse in der Literaturgeschichte mitbrin gen; von Bibliographie, Wissenschaftskunde, allgemein juristi schen Begriffen rc. haben sie aber so gut wie gar keine An schauung. Der Gedanke dürfte wohl keinen Widerspruch er fahren, daß eine Wissenschaft sich übechauptnich tallein ausBüchern erlernen läßt; wie ungleich schwerer aber wird eine solche Beschäftigung sein, wenn, wie ich vorhin anzudeuten mir erlaubte, eine zweckentsprechende Literatur nicht vorhanden, Vorträge auf den Universitäten über einen großen Theil dieser Gegenstände nicht gehalten werden! Nach diesen Ausführungen möchte ich den Re fe l s h ö fe r'- schen Antrag noch mit einigen Worten erwähnen. So günstig mir die Annahme dieses Antrages von der in Jena imSeptember v. I. berathcnden Commission auch erscheinen mag, indem hier durch im Princip die Nothwendigkeit weiterer wissenschaftlicher Fortbildung für den jungen Buchhändler anerkannt ist*), so we nig, will es mich bedünken, wird dieDurchführung desselben den angestrebtenZwecken entsprechen können. Ich kann mich der Mei- *) Dem Vernehmen nach werden von der Commission Vorträge über folgende Gegenstände empfohlen werden: 1) Geschichle und Litera tur der Wissenschaften; 2) Preßgesetzgebung und Verlagsrecht; 3) Ge schäftsführung, namentlich Buchhaltung; 4) Vorträge über die dem Buchhandel dienenden Gewerbe.
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