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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.02.1864
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1864-02-22
- Erscheinungsdatum
- 22.02.1864
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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M 23, 22. Februar. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 393 nungnichtver schließen, daß eine so ernste Aufgabe, wie die gestellte, nicht mit den Kräften durchgeführt werden kann, welche nach einer geistigen und körperlichen Anstrengung von 8—10 Stunden täg lich noch übrig bleiben. Wohl erscheint es mir thunlich, daß ein Mensch nach den Mühen des Tages sich in den Abendstunden einer ernsten Beschäftigung hingibt, wenn dieselbe den Ausbau und das Forcbilden eines systematisch angelegten wissenschaftlichen Fundaments bezweckt; nicht aber, fürchte ich, wird Jemand eine so vielseitige Beschäftigung mit ihm großentheils neuen Dingen unter solchen Umständen nutzbringendverwerthen können. Außer dem bin ich der Meinung, gehört mindestens ein Jahr voller und ausschließlicher Thätigkeit dazu, um einen Einblick in die genann ten Wissenschaften zu thun, der zu einem erfreulichen, die spatere Thätigkeit ordnenden und bestimmenden Fortarbeiten führt. Abgesehen jedoch von diesen Betrachtungen, scheint mir der Antrag an einem Uebel zu leiden, welches in der bereits mehrfach erwähnten Eigenschaft aller Fachwissenschaften seinen Ursprung nimmt. Es sollen die Verträge über genannte Wissenschaften einem buchhändlerischen Publicum gehalten werden. Darf über haupt von dergleichen Vorlesungen ein Nutzen erwartet werden, so erscheint es unbedingt norhwendig, daß sie sich den Eigcnlhüm- lichkeiten unseres Berufes eng anschlicßen, cs müssen dieselben Fachwissenschaften lehren. Hierzu bedarf es zunächst sehr geschickter und tüchtiger Docenten, welche mit großer Hingebung und vollerLiebe zurSache sich dieser schwierigen und bis jetztnoch kaum begonnenen Arbeit unterziehen. Wird dies nicht berücksich tigt, sobleibres bei den gewöhnlichen Vorlesungen, welcheihr Object von allgemeinen Gesichtspunkten aus betrachten, und der Zweck fachwisscnschaftlicher Ausbildung wird nicht erreicht. Es erscheint nun wohl thunlich, daß man tüchtige Kräfte, die imStande und Willens sind, dieser Aufgabe zu genügen, an den Sitz der Akademie concentrirt, nickt aber wird man an jedemOrkc, wo der gleichen Vorträge gewünscht werden, die geeignerenDoccnlen fin den und für ihre Mühe honoriren können. Ich erlaube mir noch mals auf den so schwer ins Gewicht fallenden Umstand hinzuwei sen, daß die buchhändlerischen Fachwissenschaften größtentheils erst gesammelt und zusammengestellr werden müssen, daß der Schwerpunkt der Akademie gerade in dieser eigcnthümlichen Umbildung zu liegen scheint. So soll dic'Akademie einen dop pelten Zweck haben, einmal den zunächst in die Augen fallenden, der weiteren wissenschaftlichen Ausbildung ihrer Zöglinge, dann ober auch die Anbahnung eines noch fast unangebauten Literalur- jweiges, dieeigenthümlichcDurchbildung sämmtlicher literarischen Wissenschaften zu Nutz und Frommen unseres so schönen Standes. Hr. 11r. Paul Möbius trat vor einiger Zeit mit der Idee her vor, eine Schule zur Vorbereitung für den Buchhandel zu gründen. Ich kann nicht umhin, auf die Gefahr aufmerksam zu machen, welche mir in jeder Erziehung auf ganz bestimmte Ziele hin zu liegen scheint. Nur zu häufig führen derartige «schulen ouf Kosten einer allgemeinen Bildung zur Einseitigkeit und zum Schematismus. Der Vorzug einer Akademie nach dem Müllec'- schen Projekte besteht hauptsächlich darin, daß ein junger Mann auf denGrund mehrjähriger gcschäfilicherErfahrun- gcn sehr wohl im Stande sein wird zu bestimmen, worauf hin er sein Augenmerk zu richten hat, und nach seiner allgemeinen Ausbildung eine intensivere fa ch w i sseNsch a ftli ch e sich viel leichter anzueignen vermag. Möchten Sie, meine Herren Eollegen, doch nochmals diese wichtig erscheinende Frage Ihrer vorurcheilsfreien Erwägung un terziehen. Vielleicht sindenSie einiges in den vorstehenden Zeilen Gesagte nicht ungerechtfertigt. Wie dem aber auch sei, ich bin überzeugt, daß uns Allen das wahre Wohl unseres Standes am Herzen liegt, und hierzu ist es gewiß nicht überflüssig, immer wie der auf ein veredelndes geistiges Thun hinzudeuren. Nur wo mit dem Erwerb des täglichen Brotes ein solches Streben in gleicher Linie steht, wird der Buchhandel seine hohe und schöne Ausgabe erfüllen, und ich möchte meinen, daß die Gründung einer allge meinen deutschen Buchhändler-Akademie*) diesem Streben sicherlich nicht entgegenstehcn würde. Die Förderung der Bildung ist zugleich Förderung der Freiheit; nur in oer Freiheit, auf der Basis frischer geistiger Ent wicklung wird unser Buchhandel gedeihen. 0 . . . Misccllcn. Die Redaction des Börsenblattes nahm in Nr. 15 einen Artikel gegen das bei uns erschienene Werk „Juristische Ab handlung über die Flöhe" auf, woraus wir Folgendes zu erwidern haben: Die Kölnische Zeitung hat den von ihr her- vorgcrufencnStreic über die „Flöhe", herausgeqcben von Goethe, nicht ruhen lassen, ihr Kritiker tritt aber jetzt aus den Grenzen des Anstandes und spricht von Betrug, sogar von frechem Betrug. Ist eine Fälschung irgend einer Art vorgegangen, so trifft sie nicht uns, sonder» die Firma Alexander Duncker in Berlin, welche dies Buch zuerst mir der Bezeichnung „von Goethe" her ausgab, später das letzte Exemplar mit dem Vcrlagsrechte als ein Werk Goethe's verkaufte, auf welche Weise es in unsere Hände kam. Wenn auch vr. Vogler sein Werk über Goethe unter pseudonymem Namen schrieb, so ist er noch kein Lügner und Fäl scher, denn wie viele Autoren schreiben ihre Werke pseudonym, wenn sic Verhältnisse veranlassen, momentaw ihren Namen zu verschweigen; daß er es eine Uebersetzung aus dem Englischen nannte, ist ebenso wenig ein Betrug, wie man jemals Wilibald Alexis ein Verbrechen daraus machte, daß er seine ersten Romane „Walladmor" und „Schloß Avalon" als von Scott aus dem Englischen übersetzt ins Publicum brachte; freilich erschienen diese damals, zur Zeit als Scott der Löwe der Literatur war, bei F. A. Vrockhaus, den man eines Betruges oder einer Fälschung nicht zeihen mag. Oder kennen unsere neuesten Herren Kritiker nichts von Literaturgeschichte? Hr. vr. Vogler war in seinem Privat leben und Charakter ein so ehrenhafter Mann, wie es vielleicht der sich so sehr erbosende Kritiker, den wir nicht kennen, nicht ist. Der Recensenc der Kölnischen Zeitung behauptet ohne irgend einen Beweis, daß die „Flöhe" nicht von Goethe seien, wir be haupten das Gegentheil, gestützt auf das von Al. Duncker ver kaufte Verlagsrecht. Wir haben etwas für uns, der Kritiker nichts. Die „Flöhe" machen bedeutendes Aufsehen, dies ist Vas, ' was uns betrifft; was aber die etwaige Fälschung betrifft, mag ^ der Kritiker mit der Firma Alexander Duncker abmachen, uns aber unbehelligt lassen, da wir nur veröffentlichten, was wir ! rechtlich gekauft haben. Verlagsbureau in Altona. Soeben ist die vielbenützte Leiner'sche Zahlungsliste , für die bevorstehende Ostermcsse erschienen. Dieselbe ist in größ tem Folioformat mit drei neben einander stehenden Firmenreihen und enthält sämmtliche Handlungen, welche rheils als Verlags-, theils als größere Eommissions- und Svrtimentsqeschäfte Zah- I lungen zu erhalten haben, sowie auck diejenigen Kunst- und Mu sikalienhandlungen, welche in Jahcesrechnung liefern. Eines Wei teren als der Anzeige von ihrem Erscheinen bedarf es zum Ge- ^ brauchdieser beliebten Liste nicht. *) Der Name „Akademie" hat vielleicht vielfach angestoßen, indem daraus Dinge gefvtgerr werden, die zum Buchhandel ni»t paffen wür den. Der Name indeß lhut ja nichts zur Sache und unrecht wäre es, deswegen dem Projecte die Mithilfe zu versagen.
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