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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.05.1864
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1864-05-23
- Erscheinungsdatum
- 23.05.1864
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- Deutsch
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genannt worden, so involvirt die Herstellung derselben, bei wel cher die Illustrationen eine bedeutende, ja oft größere Rolle als der Text spielen, wesentlich auch das Gedeihen künstlerischer Hilfsanstalten, in erster Linie der Xylographie, welche durch ihre trefflichen und stets vervollkommneten Leistungen wiederum nicht bloß für den einheimischen Bedarf arbeitet, sondern vielfach auswärtige Aufträge an sich zieht. Nicht minder für zeichnende Kräfte, und für die der übrigen Zweige der Illustration (Litho graphie, Farbendruck, Kupfer- und Stahlstich). In gleicher Folge für Pap ierfabrica ti on — wo behufs des Drucks für Holzschnitte besonders feinere und stärkere Pa piersorten angefertigt werden, welche der Natur der Sache nach für den Producenten lucrativec als gewöhnliche Sorten sind. Weniger gedeihlich für die besseren und feineren Erzeugnisse der Buchbinderei wirkt die herrschende Verlagsrichtung. Die periodischen Erscheinungen werden ihrem größten Theil nach nicht, oder jedenfalls nicht am Ort ihres Erscheinens gebunden, son dern höchstens gefalzt und broschirt — eine ziemlich untergeord nete, wenn auch gewerblich bedeutende Thätigkeit erfordernd, während die Zahl der herzustellenden feinen Einbände nicht im Zunehmen begriffen ist und dadurch auch weniger Fortschritte in ihrer Schönheit und Vervollkommnung zeigen, nach welchen Sei ten immerhin Orte wie Leipzig und Berlin rc- uns voranstehen und zugleich nicht theurer produciren. Die zu Ende des Jahres 1863 eingetretenen kriegerischen Verhältnisse konnten sich natürlich für das Jahr selbst nicht mehr fühlbar machen: allein eS wird dies ohne Zweifel für das ange tretene Jahr 1864 der Fall sein, — was man klagend von mehr als einer Seite bereits zu vernehmen hat. Th. L. (Süddtsch. Buchh.-Ztg.) Die Volksausgabe von K. v. Scherzer's Reise der Novara. Nie hat ein deutsches Reisewerk größere Verbreitung gefun den als die „Reise der oesterreichischen Fregatte Novara 1857 bis 1859", verfaßt von Karl v. Scherzer. Die erste Auflage wurde in der Staatsdruckerei und auf Kosten der Regierung in 5000 Exemplaren der Band zu 4 fl. 50 kr. veranstaltet. Hierauf erwarb Earl Gerold's Sohn in Wien das Recht einer zweiten Auflage um 6000 fl., ein Spottpreis, wenn man an die beigege benen 250 Holzschnitte und die vielen Kärtchen denkt. Die zweite Auflage erschien in Gestalt einer Prachtausgabe, die der vorsichtige Verleger nur in 2000 Exemplaren in Umlauf setzte. Jetzt endlich ist eine sogenannte Volksausgabe in 30 Lieferungen zu 6Ngr. (6Thlr. das ganzeWerk) in21,000Exemplaren veran staltet worden. In diesem Zweige des deutschen Buchhandels ist ein ähnlicher Erfolg noch nicht dagewesen, im Gegentheil hören wir beständig klagen, daß mit Ausnahme von Handbüchern die geographische Literatur von den deutschen Bücherconsumenken meistens verschmäht wird und die Hrn. Verleger selbst mit er wählten Sacken nur Schaden sich holen. Zum Erfolge jenes Wiener Werkes trugen manche günstige Umstände bei. Die Fahrt der Novara war die erste deutsche Erdumsegelung, und das deutsche Volk begierig, eine deutsche Flagge — gleichgültig ob es eine schwarzgelbe oder schwarzweiße gewesen wäre — in den anti- podischen Lüften wehen zu sehen. Durch Zeitungsberichte waren deutsche Leser mit dem Gang der Fahrt und mit den Theilneh- mern bekannt geworden. Die Neugierde der Massen war erregt und dadurch ein entscheidendes Moment für den buchhändlerischen Erfolg gewonnen. Dann erhielt das Werk durch dritthalbhun- dert Illustrationen einen großen Reiz für alle Diejenigen, die nicht bloß hören, sondernauck „etwas für das Auge" habenwollen. Wenn wir nun zugestanden haben, daß diese günstigen Um stände und die Popularität des Stoffes viel, sehr viel zu der großen Verbreitung mitgewirkt haben, so müssen wir doch auch eine sehr ansehnliche Portion des Erfolges als Verdienst des lie benswürdigen Verfassers, unseres Freundes Scherzer, mit Be schlag belegen. Er hat den Ton getroffen, in welchem man sprechen soll, wenn man von der großen Masse der Gebildeten verstanden und gern gehört werden will. Das ist ein kleines Verdienst, werden Viele denken. In unfern Augen ist es ein sehr großes Verdienst, weil es so außerordentlich selten ist. Wäre die Sache so leicht, so würden Unzählige nicht jenen rechten Ton verfehlen und wir hätten eine größere Anzahl lesbarer, das heißt für das große Publicum lesbarer Bücher. Eben wegen seines populären Inhalts ist das Buch auch wissenschaftlich von großem Werth. Freilich wird man sagen: die eigentlich wissenschaftlichen Arbeiten der oesterreichischen Welt- umsegler sind noch gar nicht erschienen, wir sollen erst ihre an thropologischen, ethnographischen, zoologischen, botanischen, mi neralogischen und geologischen Beschreibungen, ihre statistischen und meteorologischen Tafeln und ihre sonstigen Vermessungen in würdigem Quartformat erhalten. Dann erst werden die Acten und die Urkunden für die Wissenschaft vorliegen. Das ist alles unbestreitbar, und dennoch glauben wir, daß Scherzer's Werk den Fortschritt der Erdkunde mehr fördern wird, als jene Urkunden. Wir denken immer an A. v. Humboldt's Geständniß, daß Georg Forster's Schriften und der Roman Paul et Virginie auf seinen Lebensgang von Entscheidung gewesen sind. Ohne Zweifel wäre A. v. Humboldt in jedem Fach groß geworden, vielleicht als Berg mann, vielleicht als Botaniker, seinen eigentlichen Fachstudien, bevor er die große Reise nach der neuen Welt antrat. Kosmo- graph ist er aber durch jene Anregungen geworden. Rechnen wir nun bescheiden, daß jedes Exemplar der Novara-Reise von je zwei Personen gelesen wird, so sind 54,000 Leser mit einer ge sunden und anziehenden Lectüre versehen worden, wahrend die Zeit, welche sie dazu aufwendeten, sonst vielleicht auf der Bier bank verschwätzt oder an einen schlechten Roman verschwendet worden wäre. Ob sich unter den 54,000 Lesern Ein Humboldt befinden wird, darüber kann nur die Zukunft entscheiden. Allein gewiß ist es nicht viel, wenn wir annehmen, daß 1 Procent oder 500 dieser Leser durch jenes Buch Geschmack an der Erdkunde überhaupt gewinnen, und dieser Wissenschaft auf Lebenszeit gewogen bleiben. Nehmen wir weiter an, daß von diesen 500 Liebhabern Ein Procent sich entschließt, für jene liebgewonnene Wissenschaft zu arbeiten, so haben wir fünf Geographen mehr gewonnen. Sv klein wir auch die Ziffern gegeben haben, das Ergebniß bleibt immer ein großes. Man kann der Wissenschaft auf doppeltem Weg dienen: indem man ihr neue Wahrheiten oder neue Erkenntnisse, und indem man ihr neue Kräfte zuführt. Das letzte ist das Verdienst einer populären Darstellung und ist das hohe Verdienst des Scherzer'schen Textes. (Ausland.) Miscellen. Eine seltene Festfeier begeht im nächsten Jahre die Vier- ling'sche Buchdruckerei in Görlitz, nämlich das dreihun dertjährige Jubiläum ihres Bestehens. Gegründet wurde dieselbe 1565 von Ambrosius Fritsch (geb.1523zu Oschatz), der sich namentlich durch den Druck zahlreicher Pasquille, womit die An hänger der verschiedenen christlichen Bekenntnisse, Ealvinisten, Katholiken undLutheraner damals sich auf die schmählichste Weise angriffen, hervorthat und deswegen verwarnt und schließlich ein gesteckt wurde. Sein erstes Druckwerk war ein lutherischer Ka techismus in Octav 1565. Im Jahre 1567 begann er den Ka-
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