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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.01.1866
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1866-01-03
- Erscheinungsdatum
- 03.01.1866
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- Deutsch
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8 Nichtamtlicher Theil. »N 3. Januar, —— und später in eigenem Haus/ ns« verlangte, verschwanden schnell; sch konnte sagen, was mein Lehrherr bestätigte, daß ich zwarbei- t e n verstand und arbeiten wollte; ich fühlte, daß ich etwas zu leisten vermochte, ohne mich selbst überheben zu wollen. Nach meiner Lehre verbrachte ich einige Monate als Ueber- gang im väterlichen Geschäfte, um mich zum Eintritt in eine der heute noch geachtetsten und bedeutendsten Buchhandlungcnvorzu- bccciien, wo mir eine Stelle zugesagt war. Dort traten mir alle Verhältnisse des Buchhandels in grö ßerer Ausdehnung entgegen. Bedeutender, gediegener Verlag, auSgcbrcitctes Sortiment, sehr renommirtc Druckerei. Ander Spitze des Ganzen ein fein gebildeter Buchhändler und Geschäfts mann, dessen Umblick und Uebersichr eines großartigen Geschäf tes ich heute noch bewundere, ein ziemlich großes Personal von mehreren Gehilfen urd zwei Lehrlingen. Wie in allen größeren Buchhandlungen, so war auch hier eine Theilung der Arbeit erforderlich, welche freilich aufDcnjeni- gcn einseitig wirken mag, der nur das ihm aufgetragene Pensum zu beseitigen sucht. Ich strebte nach mehr, nach Vervollkomm nung und Ausbildung meiner Kräfte, und schon nach kurzerZcit gelang es mir, neben pünktlicher Erfüllung meiner eigenen Pflich ten , mich auch den Anderen zur Hilfe stellen zu können und so nicht bloß dieZufriedcnheit des Prinzipals, sowicdessenVcrtraucn zu erwerben, sondern mir selbst auch stets mehr zu genügen. Das Jneinandergrcifen der Arbeiten gelang immer mehr und mehr und so fühlte sich das ganze Personal wohl in seinem Berufe. Zu letzterem Umstande trug nun allerdings etwas bei, was mir sehr weniger zu existiren scheint.: der E o rp s g e i st! Buch händler waren wir mit Leib und Seele, die ganze Well schien un ter uns zu liegen; aber nicht die Routin e war es, welche uns genügte, die Anforderungen, welche wir an unsere eigenen Kenntnisse stellten, waren nicht gering, unser Umgang nur mit Leuten der Wissenschaft oder solchen, die sich davon ungezogen fühlten. Gesellige Erholungen, wie sic heutzutage als Bedingung ausgestellt werden, konnten wir uns freilich nur selten gönnen, denn wir waren sammtlich — arm an Geld! Unsere Gehalte — ich darf deren Beträge gar nicht erwähnen, weil die jetzige Generation sie bemitleiden würde, waren sehr gering; das war uns jedoch vollkommen gleichgültig, wir streckten uns nach der Decke, unser« Kleidung war höckst einfach, vielleicht zuweilen in der Arbeit etlvas nachläßig, und konnten wir einmal von einigem ersparten Gcldc uns eine Erholung bereiten, so war sic um so genußreicher, als sie selten genug eincrat. Keiner von uns be neidete die viel besser bezahlten kaufmännischen Eommis; wir hielten uns fern von ihnen, was schon der buchlzändlcsjische^o.1^ gebot, und waren weit entfernt, deren Mäßen und Eleganz'nach'- äffen zu wollen. Gearbeitet wurde sehr fleißig, nichts blieb im Rückstand, und mit Kenugthuung konnte der Prinzipal seine Geschäftsräume durchwandern, in welchen er stets vvlleThätigkeic erblickte. Nie mand von uns hatte sich gewisse Mußestunden des Tages bedingt, wie dies jetzt vorzukommcn pflegt, wir blieben im Geschirr und nur Abends dann und wann erbat sich einer oder der andere die Erlaubniß, das Theater zu besuchen, welche nie verweigert, wohl aber zuweilen mit einem Biller zur Loge des Prinzipals beglei tet war. Bei all dieser bescheidenen Existenz waltete dennoch, wo es sich paßte, ein unverwüstlicher buchhändlerischer Humor, der seine Spitzen nach allen Seiten hin zu richten wußte und zuweilen in allerlei komischen Artikeln im seligen Krieger'schen Wochenblatt seinen Ausdruck fand. Kleine Streitigkeiten und Eifersüchte leien fehlten zwar auch nicht, sie verschwanden aber schnell, so bald es sich um die E hr e de s Geschäftes und Berufes, unser hochgchalkcnes Panier handelte. Zufällige Umstände bestimmten meine Rückkehr ins väter liche Geschäft früher als ich gewünscht, während ein längerer Aufenthalt an verschiedenen andern Orten meiner buchhänd lerischen Ausbildung jedenfalls förderlicher gewesen wäre. Es ließ sich dies nicht ändern und so warf ich mich mit voller Jugend kraft in ein mir noch ziemlich fremdes Feld, benutzte die seltenen Mußestunden zu Literaturstudien und gewann auf diese Weise neben der Routine des Tages einen Schatz mancher Kenntnisse, der mir noch beute zu Geboie steht. Das Personal, welches ich vocfand an Gehilfen und Lehr lingen, stand mir im Alter ziemlich gleich, es bedurfte also aller Umsicht, um m/tne Stellung nicht von vornherein zu gefährden, und gern gestehe ich, daß mir die Erfüllung dieser Aufgabe nicht leicht wurde, während sic mir schließlich dock leidlich glückte. Vom heiteren, sorglosen Gehilfen sprang ich plötzlich in den Stand des Prinzipals ; der Abstand war groß, ich mußte lenken und leiten, lehren und lernen zugleich. Wohl fühlte ich, daß Schwanken im Unsichern hier nur Nachtheil bringen konnte, darum galt es feste Wacht über mich selbst zu halten, und zu kei ner Zeit bedurfte ich mehr des noseo to ixsum als damals. Zum festen Gesetze gestaltete ich mir, dem Berufe des Buch handels nur solche Zöglinge zuzusühren, welche nickt bloß tüch tige Vorbildung, sondern aück Lust und Lieb? hatten, um einem Stande,anzugehören, welcher der glänzenden Erfolge so wenige aufzuweiscn hat, während er täglich Selbstverleugnung und Aus dauer fordert. Es gehört ein fester Wille dazu, um sich als jun ger Mensck zu sagen: meine Aussichten für Gegenwart und Zu kunft können in der Regel nur bescheiden sein, und dennoch in der Liebe zu dem erwählten Stande auszuharren, der besonders jetzt nur von zu vielen Seiten verpfuscht wird. Meine Zöglinge suchte ich durch wohlgeordnete Stufenfolge in die verschiedenen Arbeiten einzuführen; meine Anforderungen waren nicht gering, meine Leitung streng und kurz, wie der Ver lauf des Geschäfts es bedingt. Erläuterungen über das Gelei stete sind nur in den knappen freien Augenblicken möglich, wer den aber crtheilt, wenn sich Anlaß darbietet, und so -ward mir die Genuqthuung, meist wackere Genossen dem Buchhandel zuzufüh ren, während ick die wenigen Ungeeigneten nach dem ersten Vier teljahre ihren Angehörigen zurückgab j mit der Messung, sie ei nen andern Stand ergreifen zu lassen. So hielt ich durch eine lange Reihe von Jahren eine Gesin nung in meinen Zöglingen aufrecht, die allerdings weniger mo- jw«n,' äbir,desto wsrkfa^ner in den Leistungen genannt werden darf. Wer meine Schule durchgemacht und sie tüchtig benutzt hatte, dem war es leicht, in andern Geschäften sich eine ehren volle Stellung zu erwerben, um so mehr als ich, wenn es ge wünscht wurde, nach bestandener Lehre einen jungen Mann gern noch ein Jahr als Gehilfen behielt, um demVorurtheil entgegen- zuarbeiten, daß ein der Lehre erst Entlassener nicht ganz tauglich für Arbeit sei. Ob nun meine Zöglinge im Stande sind, ein königl. preuß. Buchhändlerexamen richtig zu bestehen, ob ich selbst einem sol chen gewachsen wäre, ist mir unbekannt, möchte aber daran zwei feln, nachdem mir einige der üblichen Eramina bekannt wurden, welche sehr wenig b u chh and leri sche Weisheit darboten. Ich lege wenig Werth darauf, da man sich leicht auf die nöthigen Ant worten einpauken kann, ohne deshalb an wirklichen Kenntnissen zuzunehmen. Ein nützliches Examen könnte nur dasjenige sein, welches von solchen B u ch h änd ler n geleitet würde, die selbst
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