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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.01.1866
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1866-01-03
- Erscheinungsdatum
- 03.01.1866
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18660103
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auf der Höhe der Zeit stehend, den Anforderungen derselben zu entsprechen vermögen. Einen entschiedenen Werth lege ich auf eine möglichst gründ liche Kenntnis der Literatur und der neueren Sprachen auf Grundlage mindestens der lateinischen. Hier ist es jedoch, wo nicht bloß die Vockcnntniffe heutzutage sich mangelhaft zeigen, sondern auch nicht selten die Ausdauer fehlt, um fehlendes Wis sen gehörig zu ergänzen. Sobald sich der Anlaß bietet, versäume ich nie, flüchtige Andeutungen zu geben, welche zur Forschung an- regcn sollen; einen reichen literarischen Apparat stelle ich zu Ge bot, ich finde ihn jedoch nicht so häusigbenutztals ich eswünschle, wenigstens nicht so gründlich als ich es vor langen Jahren khat und durch Studium von Katalogen ic. mir manche dauernde Kennt- niß erwarb. Im Ganzen fordert unser Stand eine Maste Wissen, welches eigentlich bei der geringen Zeit, die uns bleibt, nur durch Be nutzen jedes sich darbietenden Anlasses und meist nur im Fluge erhascht werden kann. Deshalb erinnere ich beständig an Schär fung des Gedächtnisses, dieses kostbaren Gutes für den Buch händler, an Erwerbung einer raschen Combinalionsgabe, welche aus vielen Verlegenheiten zu helfen vermag und damit edle Zeit ersparen läßt. Betrachte ich jedoch schließlich all den nökhigen Aufwand an Studien mancher Art, die beständige Anforderung an Uebung geistiger Kraft und Ausdauer, an rastlose, bekanntlich nicht immer von Erfolg begleitete Arbeit, gegenüber der Gegenwart und Zu kunft eines jungen Buchhändlers, so muß ich offen gestehen, daß all sein Mühen nur wenig Ehance dacbietet im Vergleiche zu jungen Männern, welche andere kaufmännische Zweige erlernen und darauf ihre Hoffnungen stützen. Dem jungen Kausmanne mit tüchtigen Waaren- undComp- toirkenntnissen steht die ganze Welt offen. Wenn er die neueren Sprachen mündlich und schriftlich gewandt zu handhaben weiß; gelingt es ihm, nach und nach in fernem Lande Anstellung zu finden, so müßte ihn das Unglück streng verfolgen, wenn ec nicht bei Ausdauer und Fleiß sich dort auch ohne Mittel eine Zukunft erwürbe, nicht selten glänzend und geeignet nach einer Reihe von Jahren von erworbenem Vermögen in der Heimath angenehm zu leben. Dem jungen Buchhändler dagegen bieten sich als Gehilfen meist nur bescheidene Gehalte und nur ganz große Geschäfte ver mögen ihm Honorare zu bezahlen, welche seinen Leistungen ent sprechend sind; die große Masse der mittleren und kleineren Ge schäfte können nur mäßigen Gehalt geben, weil sie mit dem besten Willen nicht mehr vermögen und öfter schon bei der ins Unendliche gehenden vielseitigen Arbeit neben eigenem tüchtigen Schaffen für vermehrtes Personal stärkere Ausgaben sich auf- bürdcn müssen, als die Ertragsfähigkeit ihres Geschäfts erlaubt. Wie wenige Stellen im Auslände dem jungen Buchhändler offen stehen, ist bekannt. Rußland, Ungarn, Paris, London und einige italienische Städte sind bald versorgt, überseeische Plätze entweder keine vorhanden, oder höchstens zwei bis drei. Man sieht, die Aussichten sind nicht glänzend, wenn es sich ums Dienen handelt, beinahe ebenso gering aber für Diejeni gen, welche im eigenen Etablissement selbst herrschen wollen. Größere Städte leiden an maßloser Eoncurrenz, kleinere Orte schneiden sich gegenseitig und den größeren Plätzen die Wirkungs kreise ab. Täuschungen jeder Art sowohl in als mit den Ver käufen von bestehenden Geschäften, deren jedes Börsenblatt 5 bis 6 zur Anzeige bringt, sind nickt selten, während früher höch stens Todesfälle mit Erbabtheilungen Verkäufe veranlaßten. Und alles dies gegenüber ei. er überfluthenden literarischen Pro duction, welche notorisch wert über das wirkliche Bedürfniß hin ausgeht und deshalb nach kurzen Fristen von deren Schöpfern, welche sich und ihre Schöpfungen nicht zu halten vermögen, nothwendig in die Hände der Antiquare und Maculaturhändler übergeht, bei letzteren auch nur zu Gewichts preisen, da un geheftete Maculatur bereits zu den Seltenheiten gehört. — Nebenbei will ich nicht bestreiten, daß mit dem Schund der Lite ratur, besonders in Lieferungs-Belletristik der ordinärsten Art, aus der Residenz der Intelligenz große Geschäfte von Verlegern gemacht werden, aber auch nur durch Eolportage, und was bei der letzteren, trotz der brillanten Rechenexcmpel in den Verleger-Cir cularen, wirklich verdient wird, das möchten wohl am besten die Angst- und Nothschreie und die Verfolgungen gegen die colportirendcn Subjecte darthun, welche wöchentlich in dem Börsenblatte von geprellten Sortimentern sehr erbaulich zu lesen sind und sich neben den Bekanntmachungen durchgebranncer Bücherlicbhaber besonders gut ausnehmcn. Wer nach dieser nicht übertriebenen Schilderung noch Buch händler werden will, der muß demnach viel geistige Kraft mitbringen und mit festem Charakter, wie eiserner Ausdauer be gabt sein. Nur mit diesen Eigenschaften versehen, mag ec einem Leben entgegensehen, das der Freude über gelungenes Streben wenig, der enttäuschten Hoffnungen sehr viele bringt. Einer für Viele. Miscellen. Rüge. — Zu welcher rücksichtslosen, unbilligen und auch recht unklugen Verfahrungsweise die Gewinnsucht führt, zeigt uns die Ankündigung des Hrn. Payne in allen öffentlichen Blättern: daß er im Jahre 1867 eine Ausgabe von Schiller » 1 Thlr. veranstalten werde. Die Anzahl Exemplare von Schiller's Werken, die dieser Anzeige wegen jetzt zum Wcihnachlsfeste we niger verkauft sind als sonst, ist gewiß enorm, der Schaden, wel chen Hr. Payne dem Sortimentsbuchhandel zugefügt hat, sehr bedeutend, das Verfahren an und für sich gerade jetzt vor Weih nachten für ihn ganz nutzlos und darum unerklärlich, denn wer Schiller's Werke j e tz t verschenken wollte, reflcctirt vielleicht ini Jahre 1867 gar nicht mehr darauf, oder nimmt dann eine andere Concurrenzausgabe, die nicht ausblciben wird. Wenn aber die Cotta'sche Buchhandlung eine ähnliche Ausgabe bringt, und dazu ist sie ja in jcderWeise in den Stand gesetzt, so wird nach diesem rücksichtslosen Vorgehen von Hrn. Payne der Sortimentsbuch handel sich gewiß energisch für die Cotta'sche oder sonst jede an dere Ausgabe, nur nicht für die Payne'sche verwenden. Der Buchhandelignorirt denMerkens'schen Körnerund denMerlenS'- schen Zschokke, obgleich gesetzlich für Viele dem Vertrieb dieser Ausgaben nichts im Wege steht; der Sortimentsbuchhandel wird nach diesem Vorgehen des Hrn. Payne auch seinen Schiller so viel als möglich ignoricen und er wird ihn ignoriren können, da es an Concurrenzausgaben nicht fehlen wird. Brandenburg. Adolph Müller. Der durch seineForschungenundArbeiten über die Geschichte Italiens rühmlichst bekannte vr. A. v. R e u m o n t (in Rom)hat seine Mußezeit zu einem neuen und großartigen Werke benutzt, welches demnächst in der König!. Geheimen Ober-Hofbuchdrucke rei (R. v. Decker) in Berlin erscheinen wird. Es ist dies eine Geschichte der Stadt Rom in drei Bänden. Der erste Band wird schon im Frühjahr zur Ausgabe kommen, das Ganze aber bis zum Herbst vollendet sein. Drelunddreißigster Jahrgang. 2
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