Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.01.1866

66 Nichtamtlicher Theil. M 4, 10. Januar. lassen" nicht kennt, sucht durch fabelhafte Preisherabsetzungen neuer Bücher das Publicum anzulocken, wovon Jedem der Be weis durch ihren in allen Frankfurter Blattern marktschreierisch annoncirten Weihnachtskatalog (auf 8 Seiten in Fol.) schwarz auf weiß geliefert werden kann. Wir wären im Stande, ganze Reihen derartiger Preise anzuführen, beschranken uns jedoch we gen Mangel an Zeit aus zwei Beispiele: Palleske, „Schillqrls Leben" von Volckmar gebunden zu 1 Thlr. 18 Ngr. oller 2 st. 48 kr. netto und nicht anders zu beziehen, kündigt die Boselli'- sche Buchhandlung zu 3 fl. an; die Wildermuth'schen Jugend schriften, die im Ladenpreis 2 fl. 24 kr. kosten und, wenn 7/6 be zogen, l fl. 22 kr. pr. Exemplar zu stehen kommen, annoncirt diese sogenannte Sortimentsbuchhandlung zu 1 fl. 48 kr. und ^ gibt, wie wir gehört haben, hierauf nochmals 5)h Extrarabatt. Dies ist die Verfahrungsweise einer Sortimentsbuchhand- lung; kann man es dem Antiquar nun verargen, wenn ec, um auch wenigstens etwas zu verdienen, Manches unter dem Laden preise verkauft, ohne indcß solche Preisherabsetzungen einzuführen, wie die Boselli'sche Buchhandlung es thuk, die, wie es scheint, nur darauf ausgeht, ihre College» und die Antiquare zu foppen. Ja — zu foppen; denn wie könnte man anders über den nachstehenden Passus urtheilen, den diese Sortimentsbuchhand lung über den bereits vbcnbemerkten Weihnachtskatalog setzt: .... „und sind alle von anderen Buch- undAntiquarialshand- lungen noch angezeigten Werke, wenn nicht noch billiger, doch mindestens zu denselben Preisen auch hier vorräthig." Wir als Buchhändler und Antiquare möchten an der Wahrheit dieser Be hauptung doch etwas sehr zweifeln! Wir übergehen vollends die vielen marktschreierischen An kündigungen dieser Firma, da sie schließlich glauben könnte, der Verfasser dieser Zeilen beneide sie um ihre Kundschaft und wollte auch nur leben und nicht leben lasten. Nein, dies ist nicht die Veranlassung dieses Aufsatzes, sondern nur die irrigeBehauptung, daß der Antiquar allein zur Förderung des modernen Anti quariats beitrage, hat denselben hcrvorgerufen. Nur die Verleger können einem derartigen Unwesen in den Weg treten, indem sie solchcnFirmen, die das Geschäft nicht kauf männisch, sondern auf obenangegebene Weise trödelmäßig be treiben, selbst gegen baar verlangte Partien nicht verabfolgen; auf andere Weise werden sie hinlänglich für den hieraus ent springenden Verlust entschädigt. Frankfurt a/M., am zweiten Weihnachtstage 1865. Zc. Ueber die Reform des deutschen Buchhandels. In Nr. 152 d. Bl. wird unter der Aufschrift „Reform des deutschen Buchhandels" das Ansichtsversenden als der Krebs schaden bezeichnet, der vor allem zu beseitigen sei, um eine bessere Zeit für Buchhandel und Buchhändler herbeizuführen. Der Aufsatz ist der Deutschen Zndustriezeitung entnommen und es ist wohl der Zweifel gestattet, daß er von einem Fachmanne geschrie ben wurde. Vor allem scheint es sich für den Hrn. Verfasser darum zuhandeln, bessereHonorarc dem streng wissenschaftlichen Schrifl- stellerthume zu sichern. Wer im Buchhandel, der nicht von rein handwerksmäßigem Gesichtspunkte denselben betreibt, unterstützte nicht gern ein solches Bestreben? Aber der Hc. Verfasser des Aufsatzes verkennt die Zustände, unter welchen sich der Buchhandel in Deutschland bewegt, und welche die heutige Lage desselben schufen, gänzlich, wenn er das Ansichlsversenden für dieselbe ver antwortlich macht. Das Ansichtsversenden ist einer der wirksamsten Hebel des Absatzes und, verständig geübt, trägt es seine guten Früchte, wenn, wie sich nicht in Abrede stellen laßt, auch dieser oder jener Käufer eines Buches durch die Möglichkeit, sich mit dem Inhalte ohne es zu kaufen bekannt zu machen, verloren geht. Eine Einrichtung nxuß man,nach ihren Ergebnissen im Großen, Ganzen, nicht nach Wahrnehmungen oder gar Vermuthungen in einzelnen Fällen beurtheilen. Reform des deutschen Buchhandels! Wie viel ist nicht schon über dieses Thema geschrieben worbest; aber alles vergebens, und vergeblich wird alles bleiben, so lange man die Sache nicht an einer anderen Wurzel als der Hr. Verfasser des Aufsatzes in der Zndustriezeitung erfaßt. Die Reform des Buchhandels wird sich vollziehen, wenn der Geist sich einmal wirksam zeigt, der Re formen vollzieht, und dieser Geist ist eine erhöhte Intelligenz der Träger des Sortimentsbuchhandels, gepaart mit kaufmännischer Einsicht, kaufmännischem Tact und jenem Grade kaufmännischen Wissens, der unter Verhältnissen, wie wir sie heute nicht bloß im Buchhandel, sondern auf allen Gebieten der Handels - und Ge- werbthätigkeit vorsindcn, auch im Buchhandel nicht entbehrt werden kann, wenn das geschäftliche Ansehen desselben nicht immer tiefer und tiefer in den Augen des Publikums sinken und der Credit in den kaufmännischen Kreisen nicht gänzlich verloren gehen soll. Verzeichniß der in Preußen steuerpflichtigen (außerhalb Preußen erscheinen den) gangbarsten deutschen Zeitschriften für 1866, soweit solche dem Buchhandclangehören; nebst Angabe des betreffenden Steuerbetrages. (Nach dem Preis-Courant des K. Zeitungs-Comtoir in Berlin.) JLHrl. Stellerbetrag. Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. Nürnberg — 15 S-f Blatter, historisch-politische. München — - 12 - Bbrscnblatt für den deutschen Buchhandel. Leipzig . — - 25 - Buchhändler-Correspondenz, oesterreichische. Wien . — - 15 - Buchhändler-Zeitung, süddeutsche. Stuttgart ... - - 15 - Centralblatt, chemisches. Leipzig — - 15 - Christen-Botc. Stuttgart — - SH - Dorfbarbier, illustrirter. Leipzig — - 14 - Europa. Leipzig - - 15 - Familien-Journal, illustrirtes. Leipzig — - 12 - Figaro. Wien — - 15 - Handclsblatt, Hamburger. Hamburg ...... I - — - Hendschel's Telegraph. Frankfurt a. M — - 15 - Jagd-Zeitung. Wien - - 15 - Industrie-Zeitung, deutsche. Chemnitz - - 15 - Kirchen- und Schulblatt, evangelisches. Stuttgart . — - 15 - Narrhalla. Mainz ....-- 8U - Pilger aus Sachsen. Dresden — - 14 - Punsch. München - - 11H - St. Galler-Blätter. St. Gallen - - 11H - Schaubühne, die deutsche. Dresden. - - 1b - Schul-Ieitung, sächsische. Dresden — - 15 - Serapeum. Leipzig — - 15 - Signale für die musikalische Wclr. Leipzig 15 - Theater-Chronik, Hamburger. Hamburg ....-- 15 - Ueber Land und Meer. Stuttgart ..... — - 15 - Volksbote, christlicher. Basel — - II - Waldheim's illustrirte Blätter. Wien ..... — - 15 - Wespen. Hamburg — - 14 - Wochenschrift, Prager medizinische. Prag ....-- 15 - — Wiener medizinische- Wien - - 15 - Zeitschrift, oesterreichische, für Berg- und Hüttenwe sen. Wien - - 8 - — f. Chemie und Pharmacie. Heidelberg 15 - — f- Leihbibliotheken und Antiquare- Leipzig ... - - 7 - Zeitung, agronomische. Leipzig - . . — - 15 - — des Vereins deutscher Eisenbahn-Verwaltungen. Leipzig . . ^. — - 15 - — illustrirte. Leipzig — - 15 - — allgemeine, des Judenthums. Leipzig — - 8 - — allgemeine Wiener medicinische. Wien 15 - — allgemeine musikalische. Leipzig — - 15 -