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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.04.1866
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- 1866-04-04
- Erscheinungsdatum
- 04.04.1866
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- Deutsch
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durch dasselbe auf das Krankenlager geworfen, hat er einen rast losen Fleiß und eine intelligente Thätigkeit im Interesse seiner Prinzipale bis an sein Lebensende entwickelt. Seine buchhänd lerischen Zeugnisse liegen mir vor — ich habe bessere, beredtere nie gesehen. Er gehörte unserem Berufe mit vollem Herzen, mit ganzer Hingebung an. Und neben dieser Thätigkeit entwickelte er eine andere, gesonderte für die Verbreitung und Veredelung des Turnwesens, die in ihrer ungemein großen Ausdehnung das ganze Leben eines Anderen ausgefüllr hätte, — eine so wirksame Thä- tigkeit, daß sie seinem Namen ein ewig lebendiges Gedächtnis gestiftet hat, daß er mit Recht genannt wird an der Seite Jahn's und Friesen's. Fritz Siegemund ist am 13. November 1831 in Berlin ge boren. Kurze Zeit vorher hakten seine Eltern in einer Berliner Kellerwohnung ein kleines Schankgeschäft begründet. Sein Vater hatte nur eine höchst unbedeutende Schulbildung empfan gen, seine Mutter hingegen, die Tochter eines wackern Tischler meisters aus einer kleinen mecklenburgischen Stadt, besaß einen Bildungsgrad, der eigentlich über der Sphäre lag, die sich ihr im Geschäft ihres Mannes eröffnete. Noch nicht vollauf acht Jahre, stand unser Fritz mit dem Vater und einer zweijährigen Schwester am Grabe seiner Mutter. In einem Ourrieulum vitus, das Siegemund für die Behörden selbst verfaßt hat, sagt er darüber: „Dieser frühe Tod hat einen tiefen Schalten über meine ganze fernere Jugend geworfen und viel dazu beigetragen, daß mein Wesen so verschlossen und in sich gekehrt wurde." Sein Vater verheirathete sich später wieder, aber der Eharakter des Geschäftes ließ kein Familienleben zu. „Ernst wie ein spätes Alter", schrieb der Verstorbene, „verfloß diese Zeit, Jugendspiele blieben fern. Auf der Schule war mir bei Versetzung nach Secunda das Amt eines Bibliothekars über tragen worden; dasselbe ist für die Wahl meines zukünftigen Berufes von großer Bedeutung gewesen. Ich entschied mich für den Buchhandel." Siegemund trat zur Erlernung des Buchhandels im Jahre 1847 in die Stuhr'sche Buchhandlung in Berlin. Im Jahre 1853 erhielt ec, nachdem er ein Jahr in der Stiller'schen Hof buchhandlung zu Schwerin thätig gewesen, eine Stellung in der Veclagshandlung meines theuren, früh verstorbenen Onkels M. Simion. Er fühlte sich so wohl in dieser Stellung, daß er dar über sagt: „Ich würde die in Simion's Hause verlebte Zeit zur glücklichsten meines Lebens rechnen, wenn nicht der Tod des vor trefflichen Simion und ebenso der Tod meiner zweiten Mutter trübe und düster dazwischen getreten wäre." Nach dem Tode meines Onkels siedelte Siegemund mir dem Verlage nach Leipzig über, mußte aber bald nach Berlin zurückkehren, um der Mili tärpflicht zu genügen. — Da traten im Jahre 1855 die ersten traurigen Symptome einer Besorgnis erregenden Krankheit bei ihm auf, und auf ärztlichen Rath begann er zu turnen. Von dieser Zeit ab sind die Agitationen für die Verbreitung des Turn wesens seine theuerste Herzensangelegenheit geworden, der er mit seltenster Ausdauer und Aufopferung bis zum letzten Herz schläge treu blieb. Seine Arbeiten hatten einen gesegneten Erfolg. An mehr als hundert Orten entstanden Turnvereine, durch seine Wirksamkeit hcrvorgerufen, selbst in fernen Erdtheilen hat er resultatreiche Verbindungen angcknüpft. Doch hier ist nicht der Ort, eine weitere Entwickelung seiner turnerischen Thätigkeit zu versuchen*). *) Eine nähere Ausführung findet man in der Broschüre: „Fritz Siegemund", welche zum Besten der jungen, verwaisten Schwester des Verstorbenen in meinem Verlage erscheinen wird. Diese Schrift wird auch, auf den Wunsch Vieler, die Grabrede des Predigers vr. Lisco enthalten. Im Jahre 1864 nahm seine Krankheit an Heftigkeit zu, er mußte seine beinahe 10 Jahre hindurch innegehabte Stellung in der Verlagshandlung von Ernst & Korn aufgeben, um die ihm schädliche, rauhe Winterszeit, frei von allen Anstrengungen, in dem lieblich gelegenen Freienwalde zu verleben. Jetzt faßte er den Plan, ein selbständiges Geschäft zu gründen, er bestand die in Preußen vorgeschriebene Buchhändler-Prüfung, aber die wieder kehrenden Leiden seiner Krankheit, die Lungenblutungen, vecan- laßten ihn, hiervon abzustehen. Er trat in meine Verlagsbuch handlung ein, in welcher er leider nur bis zum Februar d. I. blieb. Die Blutverluste folgten einander schneller und furcht barer als früher. Er ging in die Heilanstalt „Nuison äs oantö" bei Berlin, welche er lebend nicht mehr verlassen sollte. In einer armen Familie von nicht hoher Bildung geboren, heimgesucht von einer Krankheit, deren traurigen Ausgang er vorhcrgeahnt, und im jugendlichen Mannesalter dahingegangen, hat Fritz Siegemund in der Stellung eines Buchhandlungs gehilfen durch begeisterte Hingebung für alles Gute und Edle, durch sein thatenreiches Leben sich ein unvergängliches Denkmal gesetzt. Berlin. Albert Goldschmidt. Der süddeutsche Rothstift ist nach längerer Unterbrechung wieder einmal Gcsprächsgegen- stand in diesen Blättern geworden; zunächst in Folge eines Be seitigungsantrags, welchen Hr. Bielefeld in der nächsten süd deutschen Generalversammlung stellen will. Darauf erklärt in Nr. 30 des Börsenblattes Hr. A. Schaber in Stuttgart es „für eine Pflicht jedes süddeutschen Buchhändlers, diese höchst wichtige und tief eingreifende Angelegenheit reiflich als seine eigene zu prüfen". Diese Aufforderung klingt ein wenig seltsam, wenn man weiß, daß seit zwei Jahrzehenden Ie d e rmann mehr als Zeit hatte, dies nach den verschiedensten Seiten zu thun, und Hrn. Bielefeld's Antrag nur als eine höchst natürliche Folge' dieser Ueberlegung angesehen werden kann. Gekannt und bekannt ist die Sache wahrlich genug. Seltsam — auch gehaßt von allen Seiten, den zahlenden nämlich, muß man sich nur wundern, daß sie trotzdem immer noch da ist. Hat sie je noch Freunde, so sind diese wohl zu zählen, und jedenfalls unter denen, die denRolh- stift nur negativ handhaben, d. h. sein Product in ihre Tasche stecken. Aber selbst unter diesen lichten sich die Reihen, das be weist die trefflich klare Antwort des hier völlig competenten Hrn. K. Aue, welche dieser in der letzten Nummer der Süddeutschen Buchhändler-Zeitung an Hrn. Schaber gegeben hat und die dem Materiellen der Sache wohl nichts mehr übrig läßt. Hr. Schaber bemäkelt nun aber auch die Eompetenz der Generalversammlung und meint, die süddeutschen Vereinsstatuten litten an einem be denklichen Mangel, dem nämlich, daß die Abwesenden nicht stimmen könnten. Eine solche Einrichtung ist vielleicht in China üblich, wo die Entfernungen größer sind. Hier zu Land heißt es eben durchweg bei allen solchenStatuten: wenn Du stimmen willst, und Dein Recht wahren, so komm und thu's; willst Du dies nicht, so prägst Du selbst die Schuld. Nsrtiuin non äatur. Und eine seltsame, fast nicht ganz absichtslose Begriffsverwirrung ist es, hier von „Entzogenscin des allgemeinen Stimmrechts" zu reden. Wem ist es denn entzogen? Doch nur dem, der es nicht ausüben will, resp. nicht nach der schwäbischen Hauptstadt reisen, was, nebenbei gesagt, bei deren bekannter Gastfreundschaft noch Niemand gereut hat; und je mehr auswärtige College» kommen, desto mehr freut es die Stuttgarter. Haben etwa unsere Leipziger Statuten diesen „bedenklichen Mangel" nicht auch? Hoffentlich läßt sich durch dieses Sand-in-die-Augen-streuen Niemand den Blick dafür verdunkeln, was dem Ganzen und Einzelnen frommt.
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