Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.04.1866

Amtlicher Theil. 939 47.23. April. Zuschrift an den Vorstand des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. Angelegenheiten der Bibliothek bctr. In Veranlassung des bevorstehenden Schlusses des Rech nungsjahres bin ich so frei, dem verehrlichen Vorstande des Bör senvereins der Deutschen Buchhändler abermals einige kurze Be merkungen über den Fortgang und Stand der Vereinsbibliothek vorzulegen. Abgesehen von einer größeren Zahl kleinerer Stücke, Flug blätter, Circulare und Scriptucen belaufen sich die Vermehrungen der Bibliothek sin verflossenen Zahr auf 113 Nummern. Wie schon die Jahre vorher, habe ich meinAugenmerk darauf gerichtet gehabt, die größeren, schwer zugänglichen Prachlwerke zu vervoll ständigen, und zählen diesmal dahin: Holtrop, Uonumsnto t^po^rLpsii^u68 äos ^ms8 »nck Lersiort, t^poArapliioal »nti^uitiov ok OrostLritnin. Weigel u. Zestermann, die Anfänge der Druckerkunst in Bild und Schrift. Von den kleineren Erwerbungen verdienen einer besonderen Erwähnung die belgischen Eensuredicte von 1568 (sowohl in flä mischer,als in französischer Sprache), sowie das französische Buch händler-Reglement von 1688. Die Zahl der Geschenke (von den Herren Fr. Frommann, Louis Mohr in Straßburg, Sal. Hirzel, F. Thimm, Gläser in Dorpat, Kesselring'schen Hofbuchhandlung, S. Williams, Schmidt in Heiibronn und der Weidmannschen Buchhandlung) ist zwar an sich nur klein geblieben, dafür aber relativ um so werthvoller. Herr Fr. Frommann Halle nämlich vie Freundlichkeit, seine buch händlerischen Collectaneen und Scripluren zu übersenden, zum Theil noch aus der Zeit des Bestehens seiner Firma in Züllichau stammend. Auch die Appellation an die Theilnahme der Herren College« in Frankreich (in meinem vorjährigen Bericht) ist nicht resuliatlos geblieben. Herr Louis Mohr in Straßburg hat sich in zuvorkommender Weise erboten, für dieAusfüllung der Lücken bezüglich des französischen Buchhandels bedacht zu sein, und ver spreche ich mir von seiner freundlichen Unterstützung viel für diese Abteilung der Bibliothek. Weniger Fortschritte als ich wünschte und als erwartet und verlangt werden darf, hat leider die definitive Aufstellung und Katalogisirung der Bibliothek gemacht; meine geschäftliche In anspruchnahme hat mir schon länger nur wenig freie Zeit übrig gelassen. So gern ich nun aber auch eine aus Interesse zurSache übernommene Aufgabe persönlich zu Ende führen möchte, so wäre doch ein ferneres Hinzögern unstatthaft. Ich habe mich daher nach einer Hilfe umgesehen und dieselbe in Herrn Meyer (im Hause des Herrn H. Hartung) gefunden, so daß ich voraus setzen darf, dem verehcl. Vorstande im nächsten Jahr in jener Beziehung, sowie über wahrscheinlich sich geltend machende räum liche Bedürfnisse Bericht erstatten zu können. Mit besonderer Hochachtung Leipzig, den 15. April 1866. A. Kirchhofs. Generalversammlung des Unterstützungs-Vereins deutscher Buchhändler und Buchhand lungs-Gehilfen. Abgehalten Berlin, den 18. März 1866. Der Vorsitzende, Herr G. W. F. Müller, cröffnete die Versammlung um IlH Uhr, begrüßte die Anwesenden und ging zur Erledigung der auf der Tagesordnung stehenden Gegen stände über. 1) Trug der Secrelär des Vorstandes, Herr Julius Sprin ger, den Jahres der ich t über die Wirksamkeit des Vereins 1865 (Anlage I.) vor. Der Vorsitzende, daran anknüpfend, weist noch besonders auf den Betrag von 1680 Thlr. hin, welcher 1865 für Unterstützungen an Mitglieder des Börsenvereins verausgabt worden. 2) Trug Herr H. Kaiser den Bericht des Rechnungsau s- schusses (Anlage II.) vor; und wurde 3) die von demselben beantragte Decharge von der General versammlung erlheilt. 4) Wurde bei der statutenmäßigen Wahl eines Vorstandsmit gliedes an Stelle des ausscheidenden Herrn George Winckel- mann, Herr George Winckelmann, und 5) bei der Wahl eines Vorstandsmitgliedes an Stelle des bis 1869 in den Vorstand gewählten, durch Wegzug von Berlin ausgeschievenen Herrn B. Brigl, Herr Wilhelm Hertz gewählt, wie 6) bei der Wahl eines Mitgliedes des Rechnungsausschusses an Stelle des ausscheidenden Herrn A. Plötz, Herr A. Plötz wiedergewählt. lieber diese drei Wahlacte ist ein notarielles Protokoll aus genommen, welches nach §. 9. des Statutes der Regierungsbe hörde überschickk wird. Nachdem hiermit die Gegenstände der Tagesordnung erschöpft waren, empfiehlt Herr Appelius, den Jahresbericht über die Wirksamkeit des Vereins, dessen Veröffentlichung bisher nur im Böcsenblatte geschehen, fortan auch in beson deren Abdrücken zu verbreiten. Der Vorsitzende erklärt, daß der Gegenstand bereits von dem Vorstande des Vereins in Be- rathung gezogen sei und daß der Vorstand, nachdem er durch die heutige Wahl wieder vollzählig geworden, über denselben dem nächst Beschluß fassen werde. Die Generalversammlung spricht sich hierauf mit großer Majorität für eine solche Veröffentlichung des Jahres berichts zugleich mit dem Mitgliederverzeichnisse in einer besonderen Broschüre aus. Herr W. Hertz wünscht hierauf, daß die Generalversamm lung den Vorstand beauftragen möge, bei dem Vorstande, resp. der Generalversammlung des Börsenvereins zu beantragen: dem Stifter des Unterstützungs-Vereins, dem ver storbenen George Gropius, im Börsengebäude in Leipzig durch eine Votivtafel an geeigneter Stelle ein Denkmal zu stiften. Nachdem Herr Hertz dies einge hender morivirt, spricht sich die Generalversammlung für solchen Auftrag an ihren Vorstand aus. Auf Aufforderung des Herrn Appelius geben die An wesenden durch Erheben von ihren Sitzen dem Vorstande den Dank der Generalversammlung zu erkennen, welche hierauf ge schlossen wird. Nach beendeter Generalversammlung erfolgte nach §.8. des Statutes dieConstituirung des Vorstandes unter sich und wurde bestimmt: Herr G. W. F. Müller als Vorsitzender, Herr Julius Springer als Secrelär, Herr George Winckelmann als Cassirer, Herr R. Gaertncr und Herr Wilh. Hertz als Prü- fungscommiss arien. Berlin, den 18. März 1866. Der Vorstand -es Unterstützungs-Vereins deutscher Luchhlindter und Guchhandtungs-Grchitfen. G. W. F. Müller. Julius Springer. George Winckelmann. R. Gaertner. Wilh. Hertz. 132*