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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.05.1866
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1866-05-07
- Erscheinungsdatum
- 07.05.1866
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- Deutsch
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Gymnastalclasse. Im Jahre 1829 zog er mit seinen Eltern von Bayreuth nach München, wohin sein Vater als Oberconsistorial- rath und Hauptprediger der protestantischen Gemeinde berufen worden war. Im darauffolgenden Jahre, am 1. October 1830, trat Ehr. Kaiser als Lehrling in die Literarisch-artistische Anstalt der I. G. Eotta'schen Buchhandlung. Nachdem er hier seine vierjährige Lehrzeit bestanden hatte, arbeitete er als Gehilfe noch in demselben Geschäft unter der anerkannt tüchtigen Leitung des Hrn. Rud. Oldenbourg bis zum April1839, und'ging dann nach Stuttgart, um in der E. Schweizerbarr'schen Veclagshandlung eine Stelle zu übernehmen. Mit seinem Aufenthalte inStuttgart begann für den jungen Mann ein neues Leben. Während er vorher in München seine Mußestunden fast nur im elterlichen Hause zugebracht, fühlte er sich jetzt in der heitern schwäbischen Residenzstadt ungemein zu geselligen Kreisen hingezogen. Ec entwickelte dabei so viele Lie benswürdigkeit und einen so frohen Humor, daß er bald viele Freunde fand und bei allen seinenCollegen beliebt wurde. Auch betheiligte er sich an der im Jahre 1840 in Stuttgart abgehalte-- nen Feier des Buchdrucker-Jubiläums, indem er im Festzuge als Marschall die bayerischen Farben vertrat. Trotz vielem gesell schaftlichen Verkehre wußte er doch so haushälterisch zu verfah ren, daß er immer mit seinem Gehalte ausreichte; das freudige Bewußtsein, nun ganz von eigenemBroterwerb leben zu können, ließ ihn jede Unterstützung aus dem Elternhause verschmähen. Und diese damals schon an den Tag gelegte Genügsamkeit, ver bunden mit verständiger Sparsamkeit, sind als Grundpfeiler sei nes später», zu so schöner Blüthc gelangten großen Geschäftes zu betrachten. Nach zweijähriger Tbätigkeit in der E. Schweizerbarl'schen Verlagshandlung schied Ehr. Kaiser von Stuttgart, um nach der Vaterstadt zurückzukehren. Er nahm den Segen seines wackeren Prinzipals, der ihn lieb gewonnen hatte, sowie die aufrichtige Sympathie seiner zahlreichen Freunde als ein ermunterndes Ge leit auf die Heimreise mit. In München angelangt, ward ihm neuerdings beste Aufnahme im Eotta'schenHause, wo er in guter Erinnerung geblieben war. Obgleich er jetzt wieder am liebsten im Kreise seiner Familie, bei Eltern und Geschwistern weilte, so verkehrte er doch auch häufig außer dem Hause mit Eollegen, und bewies sich besonders gegen jüngere so freundlich und herzge winnend, daß dieselben noch heute diesen schönen Eharakterzug rühmen. Weitere vierJabre hatteer in der Literarisch artistischen Anstalt als Gehilfe gearbeitet, als er sie abermals verließ, und zwar, um sein eigenes Geschäft zu gründen, wozu die Uebernahmc der damaligen G. Jaquet'schen Buchhandlung in München eine günstige Gelegenheit bot. Mit seinem Austritte aus dem Eotta' schen Hause, in welchem er fast dreizebn Jahre als Lehrling und Gehilfe thätig gewesen, schwanden keineswegs seine näheren Be ziehungen zu demselben, sondern er bewahrte ihm stets, ja bis zu seinem Tode, eine dankbare Anhänglichkeit. Am 9. Juni 1845 eröffnete Ehr. Kaiser eine Buchhandlung unter seinem Namen. Der nun selbständige Wirkungskreis bil det einen neuen Abschnitt in seinem Leben. Hatten wir ihn bis her beim Verfolgen seiner Jugendzeit, seinerLehr- undGehilfen- jahre seines liebenswürdigen und gediegenen Eharakcers willen lieb gewonnen, so werden wir ihn jetzt als Mann kennen und achten lernen. Unter seiner umsichtigen Leitung gestaltete sich das junge Geschäft recht erfreulich; eine besonders tüchtige Stütze fand er in dem im Jahre 1847 mit ihm associirten Hrn. F. W. Ehristern, welcher viel zum raschen Gedeihen des Sortiments beitrug. Einige Jahre darauf löste sich das zwischen Beiden bestandene Verhältniß, da Hr. Ehristern sich selbst etabliren wollte und des halb nach New-Uork übersiedelte, wo er nun seit lange Besitzer eines bedeutenden Geschäftes ist. Inzwischen hatte sich Ehr. Kaiser mit Albertine Gabler, der Tochter eines sehr geachteten bayerischen Ofsiciers verehelicht (am 20. November 1849) und diese Ehe ward eine überaus glückliche. Zwei liebe Kinder ent- sproßen derselben, ein Mädchen und ein Knabe, welch letzterer noch in zarter Jugend vor einigen Jahren zur tiefen Trauer der Eltern starb. Es war das eine recht bittere Heimsuchung, denn auf den talentvollen und aufgeweckten Knaben hatte der Vater seine schönste Hoffnung gesetzt; Sc sah im Geiste schon den Sohn an seiner Seite arbeiten und freute sich bei dem Gedanken, daß dieser einst das Geschäft, seine herrlich gediehene Schöpfung, über nehmen und fortführen werde. Leider sollte dieser langgehegte Wunsch nicht in Erfüllung gehen! Demungeachtet arbeitete Ehr. Kaiser mit gleicher Unvcrdros- senheit in seinem Geschäfte fort, das von Jahr zu Jahr an Um fang gewann. Neben einem schwunghaften Sortimente gab ein großartiger Colportagebetrieb, wie ihn wohl wenige Buchhand lungen in Deutschland kennen, die Hauptveranlassung zur gewal tigen Ausdehnung des Geschäftes. Bewundernswert!) ist die von Ehr. Kaiser eingeleitete Organisation des erwähnten Geschäfts zweiges; die Anlage der hierzu nöthigen Bücher, die vielfache Eontrole über den richtigen Gang jeder einzelnen Subscribenten- Mappe, die Art und Weise der Abrechnung mit den Colportcuren und Austrägern, kurz das Ganze darf als ein Meisterwerk prak tischen Denkens gerühmt werden. Klein und bescheiden war der Anfang, langsam aber gediegen die allmähliche Entwickelung des Kaiser'schen Geschäftes,das heute,Dank derAusdauer und Tüch tigkeit seines Ehefs, in solcher Blüthe dasteht. Es hat zwanzig Jahre unermüdlichen Arbeitens bedurft, um dieses Resultat zu erzielen. Ein so bedeutender Umsatz und das große Ansehen der Firma sind nicht das Werk von gestern; allein gerade das allmäh liche Vorwärtsschceicen bildete eine desto sicherere Grundlage, auf welcher das Geschäft mit Gottes Segen blühte und Früchte brachte. Wenn je ein Prinzipal von seinem Personal aufrichtig ver ehrt und geliebt wurde, so war es Ehr. Kaiser. Sein Tod schlug eine tiefe Wunde in den Herzen der älteren Gehilfen, die jahre lang an seiner Seite gearbeitet und ihn während dieser Zeit schä tzen gelernt hatten. Stets für das Wohl seiner Leute besorgt, be wies er sich nur nobel gegen sie; er war ihnen in mancher Bezie hung wahrbaft ein Vater. Als das Geschäft immer mehr gedieh, setzte er seinem Personal eine jährliche Dividende vom Umsatz aus, und legte solche wieder verzinslich an. Zu diesem Zwecke errichtete er Jedem ein Eonko, auf welchem die treffenden Be träge bis zum etwaigen Austritte aus seinem Geschäfte gutge schrieben wurden; so verhalf er dem Personal zu einem Spar pfennig, der sich mit der Dauer vermehrte und später Jedem eine willkommene Gabe sein mußte. Eine solche Gcoßmuth ge nügte indessen dem besten derPrinzipalenichk. Sobald der Som mer begonnen hatte, erlheilteer aus eigenemAncricb jedem seiner Gehilfen einen acht- bis zehntägigen Urlaub, den einer nach dem andern behufs einer Erholungsreise antrat. Damit aber der Ge nuß derselben keinem geschmälert werde, sorgte der väterliche Prinzipal auch für hinreichende Mittel. Trotz der in den Winter monaten sich anhäufenden Arbeit im Geschäfte gestattete Ehr. Kaiser dennoch seinem Personal den abwechselnden Besuch von Abend-Vorlesungen; er wollte, daß letztere auch geistige Nahrung finden. Im Geschäft war er stets gut und freundlich gegen das Personal, wenn dieses seinen Pflichten gewissenhaft nachkam; selbst in Unterlassungsfällen konnte er mitunter noch sehr nach- 149'
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