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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.06.1866
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1866-06-27
- Erscheinungsdatum
- 27.06.1866
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- Deutsch
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tung vor dem geistigen Erzeugnisse hervor, wenn auch solch bloßer Besitz weit nachsteht dem Gebrauche, den ein Cicero, Atticus, Horaz (Lx. I, 18, 109), Plinius und Andere von ihrer Biblio thek gemacht haben. Daß eine Bibliothek aber zur nothwendigen Ausstattung eines comfortablcn Hausstandes gehörte, bezeugt schon Vitruv, der ihr den erforderlichen Platz bei Besprechung der Theile eines Hauses anweist. Welcher Theil der Wohnung aber der unentbehrlichen Bibliothek zugewiesen war, haben die Ausgrabungen in Hecculanum und Pompeji hinlänglich nachge- wicscn. Das Zimmer war nach Morgen gelegen, die Wände ringsum mit Schranken besetzt, die mit Rollen aller Art erfüllt waren. Die Facher in den Schranken (»rmaria) nennt Martial (I, 118, 15) nicht unpassend iiiüi, d. i. Nester; denn warum sollten wir daran zweifeln, daß diese niäi gleich einem eolum- fiarium (Taubenschlag) zur häufigsten Benutzung dienten? Zu gleich waren die Bibliotheken, zumal die öffentlichen, und später auch die Privatbibliotheken, der Ort, wo man die Bildnisse be rühmter Männer aufhing (klin. 35, 2; Llartial IX), sowie auch Statuen der Musen dort ausgestellt waren. Zur Beaufsich tigung und Instandhaltung der Bibliotheken gab es besondere Sklaven, deren durch die verschiedenen Namen (librarii, seribas, antiguarii) gegebene unterschiedliche Beschäftigungen hier auf zuführen nicht der Ort ist. Ebenso wenig ist es uns aber gestattet, uns hier weiter über die Zeit zu verbreiten, in der zuerst Privat- bibliotheken in Folge einer gewissen Art von Buchhändlergeschäft entstanden. Nur darauf wollen wir Hinweisen, daß gegenüber der Ansicht Böckh's, der den Gedanken an einen Buchhandel noch zu Platon's Zeit als gänzlich unstatthaft hinstellt, weitere Ar gumente mindestens das Bestehen eines attischen Buchhandels für die Zeit Alexgnder's feststellen, ohne daß es nöthig wäre, beispielsweise daran zu erinnern, daß doch mindestens die Jugend (Trvnäxx oder vx'm) sicherlich die Gesänge Homer's haben mußte und daß dies wohl nicht durchweg durch Abschrciben im väter lichen Hause allein besorgt werden konnte, da die librarü der Römer dem griechischen Haushalte gänzlich fehlten, für dessen materielle Bedürfnisse allein die griechischen Sclavcn zu sorgen hatten. Es wurden also die Bücher für Privatbibliotheken sicher lich durch Kauf erworben. Die erste wirkliche Bibliothek schreibt Bernhardy (Grundriß der griech. Literatur. Halle 1852. I, 57) dem Euripidcs zu, „dem Besitzer philosophischer Schrif ten, in denen er stubenhockend studirtc". Welche Belebung aber die Gründung von öffentli chen Bibliotheken dem Buchhandel gewähren mußte, ist kaum nöthig anzuführen (vgl. kstit-Lackal, Ikssstsroliss sur Iso bibliotli. unsisnuss st mocksrnss. karis 1819). — Als Vorboten der Ptolcm äischcn Bibliothek in Alexandria, jenes großartigsten Institutes solcher Act, dem wahr scheinlich die von Aristoteles angelegte, nach einem wissen schaftlichen System geordnete Bibliothek zum Muster diente, erscheinen die wenn auch noch in halb mystisches Dunkel gehüll ten Institute der öffentlichen Bibliotheken des Pisistcatus in Athen und des P oly krates auf Samos. Hier dürfen zugleich die bibliothekarischen Bestrebungen der pcrgamenischen Könige (Attalusl., Eumenes II.) schon deshalb nicht übergangen werden, weil ihre Sammlungen nach dem Verlust der Alexandri- nischen Bibliothek den Ptolemäern einen dankenswerthen Ersatz lieferten. Wenn nun für Griechenland speciell dieJdee der öffent lichen Bibliotheken erst spät erwachte, so kann doch mit Sicherheit die Existenz von Privatbibliotheken angenommen werden, da Lucian die Urtheilsunfähigkeit der Käufer verspottete, die sich durch das wurmstichige Aussehen mancher Schriften täuschen ließen, das ihnen den Schein hohen Alters geben und womöglich den Werth eines Autvgraphen verleihen sollte; denn bei der reichen Auswahl, welche die Läden der Bücherverkäufer damaliger Zeit wohl schon bieten mochten, waren nach einer Bemerkung Lucian's Autographen z. B. von Demosthenes' Reden und von diesem gefertigte Abschriften des Thukydides ein gesuchter Ar tikel. Lucian's Bemerkung gibt uns zugleich Veranlassung zu wenigen Bemerkungen über die äußere Gestalt und den Stoff der Bücher. Meistentheils bediente man sich als Schreibmaterial des feinen Bastes der Papyrusstaude (j3//31o§ s/ZüMoxs, liksr), wovon verschiedene Fabriken in Rom zu Augustus' Zeit mehr oder weniger vorzügliche Sorten lieferten. Die unter der Scen- gelschale befindlichen dünnen Bastlagen jener Staude, welche bei der Ausammenfügung etwa 1 bis 2 Finger breit am Rande über einander zu liegen kamen, gaben 2 bis 3 Finger breite Streifen (xaZinas oder selisäas), wie an den in Herculanum aufgefun denen 6 Finger breiten Rollen ersichtlich. Außer diesem aus Bast bereiteten Schreibmaterial war, obwohl wegen des höherenPreises in beschränkterer Weise, das Pergament, eine Erfindung des Königs Eumenes von Pergamum, im Gebrauch. Und wenn au ßerdem Schriften auf Leder oder Leinwand oder auch wohl auf Seide erwähnt werden, so findet dieser Umstand seine Er klärung in der unvollkommenen Fabrikation oder in der Sonder barkeit der späteren Zeit. Eine Art Tinte (atramsntum libra- rium) oder auch wohl Tusche, sowie auch Sepia diente zum Schrei ben, was statt der bei uns gebräuchlichen Feder mit zugeschnitte nem Rohr (ealamus) ausgeführt wurde, dessen beste Qualität Aegypten, Gnidus und der Anaitische See lieferten. Das ge wöhnlich auf einer Seite beschriebene Papier pflegte, wenn sein Inhalt ohne Werth geworden, überstrichen und von neuem benutzt zu werben und hieß dann in solcher Gestalt xa- limxssstus. Die Gewohnheit, die Rückseite des Blattes mit osärus oder Safransacbe zu bestreichen, findet ihren Grund zunächst in der Absicht, dasselbe auf diese Weise gegen Motten und Würmer zu schützen. Die einzelnen Blätter selbst w.urden nur an einer Seite an eine Röhre befestigt, durch welche ein drehbarer Stab lief, dessen außerhalb der Röhre liegende, in je einen Knopf auslaufende, Enden die Rolle vor zu schneller Ab nutzung schützten. Die Rolle selbst erhielt sodann zu größerem' Schutze noch eine Umhüllung von Pergament. Dem Titel, der gewöhnlich auf Papyrus oder Pergament dem Buche, das zur besseren Sicherung vor Motten zusammengepreßt wurde (nicht geleimt, wie man wohl oonstrietrw erklären möchte), am oberen Ende der Rolle beigegeben war, fügte man wohl auch das Bild- niß des Autors bei, das auf das erste Blatt gemalt wurde. — Haben wir schon oben bei Erwähnung der Privatbibliotheken darauf hingewiesen, daß dieselbe nur durch Kauf ermöglicht wurde, so führt uns dieser Umstand zugleich auf die Existenz von Bücherverkä»fern, Bücher- oder Buchhändlern. Selbstverständlich war, je mehr das Verlangen nach dem Besitz einer Bibliothek bei dem Gebildeten oder Halbgebildeten zum Bedürfniß oder zur Mode wurde, damit zugleich die Nothwcn- digkeit gegeben, daß Leute aus der Befriedigung dieses Bedürf nisses ein Gewerbe machten. Cicero meint offenbar einen eigent lichen Handel mit Büchern, wenn er von den Abschriften der Gesetze spricht, die von den Inbrnriis verkauft wurden (I-sZ. III, 20). Bedeutender war unter Augustus der Buchhandel. So verlegte Horaz selbst bei den Gebrüdern Sosii seine Ge dichte. Jene I-ibruril, welche Anfangs selbst die Abschreiber der Bücher waren, hielten sich später Sclaven, um auf diese Weise eine größere Vervielfältigung zu erzielen. Bekanntlich hatten aber die vornehmen Römer Sclaven zum Copiren ihrer Wecke oder zum Abschreiben anderer Schriftsteller. Wir wissen, daß Pomponius Atticus Cicero's Werke auf diese Weise ver breitete und verkaufte. Diese Schreiber erhielten das betreffende Werk dictirt, so daß es möglich war, zu gleicher Zeit eine Auf- 194*
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