Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.09.1875
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1875-09-08
- Erscheinungsdatum
- 08.09.1875
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18750908
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187509086
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18750908
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1875
- Monat1875-09
- Tag1875-09-08
- Monat1875-09
- Jahr1875
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nichtamtlicher Theil. vr. Hermann Härtel. Im 73. Jahre seines Lebens und im 40. seiner geschäftlichen Thätigkeit starb am 4. August d. I. vr. jur. Hermann Härtel, ein Mann, der sowohl durch seinen reinen und edlen Charakter, als auch durch seine selteneBildung,seine großenVerdiensteumFörderung und Hebung der Künste, vorzüglich aber durch die umsichtige Leitung und Erweiterung eines Geschäftes, das jetzt als eines der größten Deutschlands dasteht, sich einen weit über sein engeres Vaterland hinausgehenden Namen erworben hat, und dem wir uns gedrungen fühlen auch an dieser Stelle, an der schon vor sechs Jahren bei Anlaß der Feier des 150jährigen Jubiläums der Firma Breitkopf L Härtel Gelegenheit genommen wurde, auf den hohen Werth hinzuweisen, welchen dieses einzig in seiner Art dastehende Geschäft jetzt für deutsche Kunst und Wissenschaft gewonnen hat, als einem der beiden hochver dienten Chefs Worte dankbarer Anerkennung nachzurufen. Der Verstorbene, der in Leipzig am 27. April 1803 geboren wurde, war durch seine seltenen Anlagen mehr auf eine künstlerische als auf eine kaufmännische Laufbahn hingewiesen und er wäre auch, als nach einer sorgfältigen Erziehung im elterlichen Hause und nach einer auf den Universitäten zu Göttingen und Leipzig gewonnenen gründlichen Durchbildung die Frage nach dem zu wählenden Lebens berufe an ihn herantrat, sicher ganz zur Kunst, in der er schon damals sich durch einen längeren Aufenthalt in Italien ungewöhnliche Kennt nisse und Fertigkeiten erworben hatte, zurückgekehrt, hätte er nur seiner Neigung zu folgen für Recht gehalten. Ein Jahr nach dem Tode seines Vaters, dessen Kunstinteresse auf den Sohn übergegangen war, im Jahr 1828, schloß der Verstorbene seine wissenschaftliche Laufbahn mit der Erwerbung der juristischen Doctorwürde an hiesiger Universität ab und er wäre nicht der erste Jurist gewesen, der von diesem Punkte aus sich einer neuen, schon früher aber durch die Natur in ihm angedeuteten Lebensaufgabe mit Glück zugewandt hätte. Das vom Vater in so blühenden Zustand gebrachte Geschäft jedoch mag in seinen noch zu lösenden, aber wohl klar vor Augen liegenden Auf gaben seine Betheiligung wie eine gebieterische Pflicht von ihm ge fordert haben, theils mag es auch die brüderliche Ueberredungsgabe gewesen sein, die ihn, aber erst nach mehrjährigem Zögern, gewann, 1836 als Mit-Chef förmlich in die väterliche Handlung einzutreten, der der Bruder schon seit 1832 Vorstand. Was unter der Leitung dieses Brüderpaares in einem so lang jährigen Zusammenwirken aus dem väterlichen Vermächtniß geworden ist, darauf sieht wohl jeder Sachverständige heute mit Bewunderung. Das Geschäft, das damals schon ein vierfaches war, begann bald einen bedeutenden Aufschwung zu nehmen. Mit den letzten 30 Jahren tritt es in eine neue Phase, indem namentlich durch die Beziehungen zu Paris und den dort lebenden musikalischen Größen, die der jün gere Bruder durch regelmäßige Reisen dahin unterhielt, vor allem Chopin's und Thalberg's Werke erschienen und eine wahre Umge staltung des Clavierspiels bewirkten. In den nächsten Jahrzehenden gingen die Compositionen eines Mendelssohn, Gade, Schumann, Meyerbeer, Wagner, vieler Anderer nicht zu gedenken, aus der Här- tel'schen Officin hervor, mit deren Erscheinen geradezu eine neue Epoche in unserm musikalischen Leben beginnt. Hand in Hand mit dem sich immer mehr ausbreitenden Verlag gingen auch die Ver besserungen, welche dessen Herstellung verlangte. Ohne auf die viel fachen oft sehr sinnreichen Methoden des Notenstichs und Drucks hier einzugehen, sei nur bemerkt, daß seit 1834 mit Schnellpressen gearbeitet wurde, deren Erfinder, König, selbst erst als Buchdrucker in dem Geschäft gelernt und sich daselbst gebildet hatte. Wirft man einen Blick auf die sogenannten Oeuvres eomxlötes von Mozart, Haydn, Clementi und Dussek in den weltbekannten grünen und rothen Umschlägen, durch deren Herausgabe gerade in dieser Form der Vater einen so glücklichen Griff that und damit den Grund zur nach maligen Größe des ganzen Geschäfts legte, und vergleicht sie etwa mit der heutigen monumentalen Beethoven- oder Bach-Ausgabe der Handlung Breitkopf L Härtel, so muß man den staunenswerthen Fortschritt bewundern, der sich hier vollzogen hat. Man kann sagen, keine der Neuzeit angehörige Verbesserung blieb unberücksichtigt und in vielen Beziehungen wurden Breitkopf L Härtel mustergültige Vor bilder für Andere. Eigenthümlich ist der Umstand, daß in Bezug auf die Idee der Gesammtausgabe elastischer Werke die Söhne einen schon vom Vater gefaßten Gedanken neu ausgeführt haben und gleichsam auf ihn zurückgcgangen sind. Wir wiederholen hier die Worte eines dem Hause befreundeten Dichters, die derselbe zur Feier der silbernen Hochzeit des Verstorbenen (im Februar 1861) der Musik in den Mund legte: „Ein gutes Stück der deutschen Kunst beruht auf diesem Haus." Die „hochsinnigen Opfer", von denen an jener Stelle die Rede ist und „von denen die Welt nichts weiß", die aber der Kunst „treuherzig und ohne Schwanken" gebracht wurden, möchten sich auch auf den Verlag der Buchhandlung aus dehnen lassen, indem wir hier auf Werke stoßen, die, weil ihr innerer Werth von den Chefs erkannt wurde, in uneigennützigster Weise ans Licht traten. Zu solchen der Sache gebrachten Opfern müssen wir ferner den Entschluß rechnen, den einen Zweig ihres Geschäfts, die berühmte Pianofortefabrik aufzugeben, was bekanntlich 1872 ge schah, um bei der Ausdehnung des nun allmählich siebenfach gewor denen Geschäfts die Kräfte nicht allzusehr zu zersplittern. Wenn auf der einen Seite der Verstorbene sich mit einer seltenen Treue und Aufopferung seinem Lebensberufe widmete, so hat ihn doch nie die Liebe zur Kunst verlassen, für die er sich anfänglich be stimmt hatte. Mehrfache Reisen nach Italien, wohin den Verstorbe nen immer wieder die alte Sehnsucht zog und unter dessen Schätzen er sich von schweren Schicksalsschlägen, die in den letzten Jahren über ihn und seine Familie verhängt waren, aufzurichten suchte, hielten ihn in steter Verbindung mit diesen Lieblingsinteressen. Auch hier zeigte sich eben in dem, was er auswählte, sein nur auf das Edelste in der Kunst gerichteter Geschmack; Raphael und seine Zeit genossen waren es, deren Werke er in werthvollen Stichen sammelte, sowie der Verstorbene auch wohl die bedeutendste Znstammenstellung auf Rom bezüglicher Photographien besaß, die er, wie eine Reihe werthvoller Gemälde neuerer Zeit, seinen Freunden in den Räumen seines seit 1854 erbauten und unlängst erst von der Künstlerhand eines Preller jun. und Grosse geschmückten Hauses auf die gastfreund lichste Weise zu zeigen liebte. Eine Frucht seiner ersten in den Jahren 1829 und 30 unternommenen italienischen Reise ist das bekannte römische Haus, an dessen innerer Ausschmückung Künstler wie Preller, Genelli u. A. arbeiteten. So wurde der Verstorbene auch mit einem andern namhaften, ihm durch Freundschaft eng verbundenen Kunst kenner unserer Stadt von dem Gründer des hiesigen Museums mit der Aufsicht über die Ausführung des Gebäudes betraut, während sein Bruder von Seiten des Raths den Bau desselben leitete. Als Mitglied des hiesigen Directoriums der Gewandhausconcerte hat er sich durch seine Umsicht, Klarheit und Gewissenhaftigkeit lange Jahre hindurch große Verdienste und ein bleibendes Andenken erworben, ingleichen als Mitbegründer des Leipziger Kunstvereins, zu dessen Vorstand er bis an seinen Tod gehörte. Ein ihn besonders aus zeichnendes Amt war das eines Secretärs des Vereins deutscher Musikalienhändler, in welchem Falle er zugleich als der einzige Ver treter des genannten Vereins anzusehen ist. Auch noch nach seinem Tode hat der Verstorbene seine edle Gesinnung durch eine große Zahl von Legaten bewiesen, die theils
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder