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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.11.1875
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1875-11-08
- Erscheinungsdatum
- 08.11.1875
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- Deutsch
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Geschäft, verbunden mit Verlagsbnchhandel, fortgeführt und durch die ihnen eigene Intelligenz, gepaart mit unermüdlichem Fleiße, zu hoher Blüthe gebracht. Neben dem von ihnen mit besonderer Vor liebe gepflegten Verlage gediegener hübsch illustrirter Jugend schriften zeugen die aus der Werkstatt der weithin bekannten und be rühmten Firma Winckelmann L Söhne hervorgegangenen Steindruckarbeiten, besonders in echt künstlerisch behandelten Farben druckbildern, am besten von dem ernsten und erfolgreichen Streben der beiden Brüder, ihrem Geschäfte nicht nur eine seltene Ausdeh nung zu geben, sondern auch in ihrem Fache das Beste zu leisten. Am 1. Juli 1859 trat Georg Winckelmann aus dem Geschäfte aus, aber nicht, um zu ruhen, sondern um sich ganz seinen außer- geschästlichen Ehrenämtern zu widmen, in welchen er nach den ver schiedensten Richtungen hin in segensreicher Thätigkeit gewirkt hat. So bekleidete Winckelmann in den Jahren 1850—71 auch das Amt eines Schatzmeisters im Unterstützungsverein deutscher Buchhändler. Wer der Verwaltung dieses im Laufe der Jahre zu so gedeihlicher Entwickelung und Ausbreitung gediehenen Vereins nahe gestanden, wird gewiß freudig einstimmen in die vollste Anerkennung der Treue und Hingebung, mit welcher Winckelmann 21 Jahre hindurch dieses recht mühevolle Amt des Schatzmeisters verwaltet hat. Die Einrich tung einer sehr sorgfältigen, durchaus übersichtlichen Buchführung, in welcher Thätigkeit Winckelmann eine ganz besondere Uebung und Umsicht sein nennen konnte, war dabei lediglich sein Verdienst, und so wird sein Andenken unter den Freunden und Gönnern des Ver eins jederzeit hoch in Ehren gehalten werden. Am 22. März wurde unser Corporationsgenosse vr. Julius Harrwitz infolge eines ties bcklagenswerthen Unfalles seiner Fa milie, seinem Geschäfte und seinen Freunden entrissen. Harrwitz hatte sich ursprünglich für die akademische Laufbahn vorbereitet und dem Studium der Naturwissenschaften obgelegen, als später eine vorwiegende Neigung zum Buchhandel ihn für das Geschäftsleben gewann. Ausgerüstet mit einer gediegenen wissenschaftlichen Bildung und erfüllt von dem edelsten Streben für den neugewählten Beruf übernahm er im Januar 1847 anfangs in Gemeinschaft mit Wil helm Grube die Dümmler'sche Buchhandlung. Nach fünf Jahren löste sich diese Gemeinschaft. Grube behielt das Sortiment, und Harrwitz übernahm in Gemeinschaft mit seinem Schwager Julius Goßmann das Verlagsgcschäft. Welch hoher Antheil Harrwitz an der Fortentwickelung dieses Geschäfts gebührt, wie wesentlich sein Einwirken auf den weiten Kreis von Autoren, mit denen er ver kehrte, von bestimmendem Einflüsse war, das ist in Gelehrten- wie in Buchhändlerkreisen genügend bekannt. Sein gediegener Ernst, seine durchaus ehrenwerthe Gesinnung wußte alle Spreu von seiner Verlagsthätigkeit fern zu halten. Bei ihm wurde das im Buchhan del so oft gehörte Wort von den Opfern zur Wahrheit, welche der deutsche Verleger so oft und gern der wissenschaftlichen Literatur zu Ehren bringt. Glücklicher Weise hatte der Dahingeschiedene aber aus seiner rastlosen Geschäftstätigkeit nicht nur solche Opfer zu verzeichnen, sondern ein namhafter Erfolg war bei andern Werken wiederum der reichlich ausgleichende Lohn seines edlen Schaffens. Neben dieser ausdancrnden geschäftlichen Thätigkeit pflegte Harrwitz nicht minder die seinem Herzen wohlthuende Uebung hu maner Thätigkeit. Dem seit fünf Jahren hier bestehenden Vereine gegen Verarmung war er von Anfang an als Vorstandsmitglied eine namhafte Stütze. So inmitten rastloser, nie ermüdender Arbeit wurde der Ahnungslose auf dem Wege zu den Seinigen durch einen jähen Unfall plötzlich dem Leben entrissen. Am 22. September verlor unsere Corporation eins ihrer wür digsten Mitglieder in Georg Wilhelm Ferdinand Müller. Geboren zu Glogau am 18. März 1806 besuchte Müller das hiesige Joachimsthalsche Gymnasium, trat im Juli 1823 in der Traut- wein'jchen Buchhandlung seine Lehrzeit an und übernahm im März 1832 die von Theodor Christian Friedrich Enslin im Jahre 1817 begründete Enslin'sche Buchhandlung. Die damals für den Berliner Sortimentshandel überaus glückliche Epoche, in welcher Müller sich des besten Fortganges seines Geschäfts erfreute, bewog ihn zu weite rer Ausdehnung seiner geschäftlichen Beziehungen 1839 eine Filiale in Cüstrin, und 1840 eine solche in Stargard zu gründen, welche beide in gedeihlichster Weise sich entwickelten. Inzwischen hatte aber Müller auch eine ziemlich umfangreiche Thätigkeit dem Verlage zu gewendet, mit besonderem Glücke der theologischen Literatur. Die zunehmende Ausdehnung seines schon vom Jahre 1843 ab unter seinem eigenen Namen geführten Verlages veranlaßte ihn, die Ens lin'sche Buchhandlung im Jahre 1844 an Ferdinand Geelhaar ab zutreten, der ihm zwei Jahre zuvor bereits das Cüstriner Geschäft abgekauft hatte. Ebenso verkaufte er noch in demselben Jahre die Stargarder Filiale an Weber. Fortan war es namentlich der mit glücklichstem Erfolge be triebene Verlag vortrefflicher Schulbücher, der mehr und mehr Müller's Aufmerksamkeit und Thätigkeit fast ausschließlich in Anspruch nahm, so daß andere Zweige nur nebenher bedacht werden konnten. Als allmählich aber das Alter ihm leider mehrfach körperliche Leiden und Hemmungen auferlegte, fand er eine gediegene Stütze in seinem Sohne Otto, den er 1873 als Theilhaber in das Geschäft aufnahm, und der dasselbe seitdem fast selbständig und mit gleich glücklichem Erfolge fortführte. Bei der großen Liebe, die Müller sich während einer mehr als fünfzigjährigen praktischen Thätigkeit für den Buchhandel zu bewahren wußte, bei der ungeteilten Aufmerksamkeit, welche er allen Wand lungen und Vorkommnissen innerhalb unseres Berufskreises zuwandte, konnte es nicht fehlen, daß ihm ein reicher Schatz von geschäftlichen Erfahrungen zu Gebote stand, der ihn fast unwillkürlich zum stets bereiten Rathgeber in seinem ausgedehnten Freundeskreise werden ließ. Bei aller Schärfe und Klarheit seines gereiften Urtheils wußte Müller doch stets seinen Aussprüchen eine so milde Form zu geben, daß er nie verletzte, wohl aber oft die Liebe früherer Gegner zu ge winnen wußte. So seltene Eigenschaften machten ihn auch zu einem bewährten Mitgliede des Literarischen Sachverständigenvercins, an dessen gemeinsamen Arbeiten Müller seit dem Jahre 1857 bis zu seinem Ende unausgesetzt theilgenommen hat. Aber noch eine andere weitgehende Thätigkeit entwickelte Müller in seiner Stellung zu unserem Unterstützungsverein. Eng befreundet mit den trefflichen Männern, welchen diese Schöpfung ihre Ent stehung verdankt — es sei hier nur an die Namen George Gropius, Theodor Enslin, Hermann Schultze, Ludwig Oehmigke, Ernst Sieg fried Mittler erinnert — faßte er den von Gropius zuerst angeregten Gedanken aufs lebhafteste auf und trat im Jahre 1836 bei der Be gründung des Vereins als Schriftführer in den Vorstand. Hier bot sich seinem organisatorischen Talente eine Fülle von Arbeit, welche ihm mit der Zeit die erwünschteste Erquickung neben seiner Geschäfts- thätigkeit wurde. Mit seltener Ausdauer und Treue hat er dem Vereine in seiner langjährigen, nie ermüdenden Arbeit für denselben l die wesentlichste Förderung und eine allmähliche Umgestaltung be reitet. Seinen unausgesetzten Bemühungen ist es namentlich zu ver danken, daß im Laufe der Zeit Jahrespensionen verliehen werden konnten, welche Einrichtung ihm als das eigentliche Ziel der Vereins bestrebungen galt. So ist auch die Einrichtung des ganzen äußeren Geschäftsganges des Vereins großentheils sein und seines voran gegangenen Freundes Winckelmann Werk. Nach Mittler wurde Müller im Jahre 1862 Vorsitzender des Vereins und hat in dieser Stellung mit seltener Umsicht und liebevollster Humanität die Ge schäfte geleitet, bis das Alter sich fühlbar machte und er gleichzeitig mit Georg Winckelmann — gewiß mit schwerem Herzen — vor vier Jahren sein Amt niederlegte. Wir beklagen in Müller den Verlust eines höchst ehrenwerthen
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