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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.12.1875
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1875-12-22
- Erscheinungsdatum
- 22.12.1875
- Sprache
- Deutsch
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Nichtamtlicher Theil Vom Deutschen Reichstage. Am 17. December erfolgte die dritte Berathung*) der zwei Urhebergesetze, worüber wir wieder der Dtsch. Allg. Ztg. den nach stehenden Bericht entnehmen: Das Gesetz betreffend das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste wird in seinen HZ. 1—20. ohne Discussion an genommen. Abg. Sonnemann beantragt, tz. 21. folgendermaßen zu fassen: „Diejenigen Werke ausländischer Urheber, welche in einem Orte er schienen sind, der zum ehemaligen Deutschen Bunde, nicht.aber zum Deutschen Reiche gehört, genießen bis zum t. Jan. 1878 den Schutz dieses Gesetzes unter der Voraussetzung, daß das Recht des betreffenden Staates den innerhalb des Deutschen Reiches erschienenen Werken einen den einheimischen Werken gleichen Schutz gewährt; jedoch dauert der Schutz nicht länger als in dem betreffenden Staate selbst. Dasselbe gilt von nicht veröffentlichten Werken solcher Urheber, welche zwar nicht im Deut schen Reiche, wohl aber im ehemaligen deutschen Bundesgebiete staats angehörig sind. Im Uebrigen richtet sich der Schutz der ausländischen Ur heber nach den bestehenden Staatsverträgen." Abg. Sonnemann: Mein Antrag bezweckt nur, der Regierung die Möglichkeit zu geben, in den nächsten zwei Jahren namentlich mit Oesterreich-Ungarn in dieser Beziehung einen auf diesen Gegenstand bezüglichen Vertrag zu Stande zu bringen. Präsident Delbrück: Ich bitte um Ablehnung dieses Amendements. Die Verhältnisse zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn sind in dieser Beziehung allerdings nicht die wünschenstverthen; aber wenn Sie einen Weg An schlägen wollen, der von vornherein jede Hoffnung auf Erfolg solcher Verhandlungen benimmt, so schlagen Sie diesen Weg ein! Das ist keine Art, zwischen zwei großen besreundeten Staaten Verhandlungen einzu leiten. (Sehr richtig!) Nachdem auch Abg. vr. Wehrenpfennig sich gegen den Antrag Sonnemann erklärt, zieht Abg. Sonnemann die Worte „bis zum 1. Jan. 1878" zurück. Präsident Delbrück erklärt, gegen den letzten Passus des An trages sei nichts einzuwenden. Der Antrag Sonnemann wird hierauf abgelehnt, ß. 21. un verändert angenommen. Das Gesetz ist damit erledigt. Das Gesetz über den Schutz der Photographien wird hierauf ohne Debatte nach den Beschlüssen der zweiten Lesung un verändert angenommen. In der Sitzung vom 18. December genehmigte das Haus beide Gesetzentwürfe in definitiver Schlußabstimmung. Die Hey-Spcckter'schen Fabrlbücher. Aus einer „Miscelle" des Börsenblattes vom 16. Dec. ersehe ich nachträglich, daß irgend ein Ungenannter im „Christlichen Schul boten" sich verletzt gefühlt hat durch das Urtheil, welches ich im literarischen Jahresbericht des Seemann'schen „Weihnachtskataloges" über die Hey-Speckterschen Fabelbücher ausgesprochen habe. Zur näheren Motivirung dieses Urtheils mögen mir daher hier ein paar Bemerkungen gestattet sein. Die Speckter'schen Bilder mögen für ihre Zeit — ich weiß nicht, wann sie entstanden sind, aber sicherlich haben sie ihre drei bis vier Jahrzehende hinter sich**) — Werth gehabt und sich weit über die große Masse der damaligen Kinderbilder erhoben haben. Heute sind sie entschieden veraltet und stehen künstlerisch tief unter dem, was wir in Hülle und Fülle der Kinderwelt an Bildern jetzt bieten können. Sie sind unbeholfen in der Zeichnung, oft sogar verzeichnet. *) Zweite Berathung siehe Nr. 29 l. **) Die erste Auflage ist im Jahr 1883 erschienen. Anm. d. Red. Am leidlichsten sind noch die Thiere gelungen, gänzlich mißlungen in der Regel die menschlichen, namentlich die Kindergestalten. Dazu kommt die technische Ausführung des Holzschnittes, die bei diesen Bildern roher und unfertiger ist, als alles, was wir in guten Kinderbüchern von heute zu sehen gewöhnt sind. Wer nur ein einiger maßen gebildetes Auge hat, für den bedarf es darüber gar keines Wortes weiter. Noch trauriger aber als um die Bilder ist es um die Verse bestellt. Die geehrte Redaction des Börsenblattes ist ganz sicher im Jrrthum, wenn sie ausdrücklich in einer Anmerkung erklären zu müssen glaubt, daß die Bilder erst zu den Versen gezeichnet und die Verse früher dagewesen seien*). Ich bin augenblicklich außer Stande, durch äußere Zeugnisse das Gegentheil zu beweisen, aber deren bedarf es auch gar nicht. So schlechte Verse hätte Hey nicht gemacht, wenn er freie Hand gehabt hätte. Man braucht nur zwei oder drei dieser Fabeln gelesen und mit den darüberstehendcn Bil dern verglichen zu haben, so kann man nicht einen Augenblick dar über in Zweifel sein, daß die Verse erst zu den Bildern gemacht und gereimte Erläuterungen dieser Bilder sind. Leider sind sie aber eben weiter nichts als das! Es ist eine der thörichtsten Concessionen des Buchhan dels an die Forderungen der urtheilslosen großen Masse, daß auch unsere besten Bilderbücher fortwährend durch armselige Rei mereien verdorben werden. Was würden die Bilderbücher von Pletsch und Konewka Werth sein, wenn man die unglückseligen Verse nicht mit in den Kauf nehmen müßte! Hält man denn eine deutsche Mutter für gar so schwachsinnig, daß man ihr nicht einmal zutraut, ihren Kleinen selber den Text zu solchen Bil dern geben zu können? Die Hey'schen Verse aber sind nicht um ein Haar besser, als alle anderen ihres gleichen auch. Sie sind vor allen Dingen nicht für einen Kindermund, geschaffen, denn sie sind so schwerfällig, hölzern und unmelodisch wie möglich. Die Zeilen haben meist vier Hebungen, aber nach einer reinen jambischen oder trochäischen Strophe sieht man sich vergebens um. Trochäen, Jam ben, Daktylen (und was für Daktylen! meist ü 1a Holzklotzpflock und Kirchthurmsknopf!), Anapäste, unterdrückte Senkungen und Auf lösung einer Senkung in zwei oder drei Silben, das alles geht in so knüttelversiger Weise durch einander, daß auch ein literarisch gebil deter Mensch oft bei einer Zeile zwei und dreimal probircn und an setzen muß, ehe er nur dahinter kommt, wie der Dichter sie sich eigent lich betont gedacht hat. Und das soll ein Kindermund lernen? Die Verse sind aber noch viel weniger für ein Kinder herzersonnen. Sie klin gen meistens altklug, Platt, trivial; man sieht in jedem Worte, welche Mühe es gekostet hat,die üblichen zwölfZeilenzu jedem Bilde fertig zu bringen, viele Zeilen sind nur der kläglichsten Reimnoth wegen da; eine Menge Flickwörter, wie doch, wohl, eben, gar werden fort während, um die Zeile zu füllen, eingeschoben, wie andererseits wieder die Pronomina ich, du, er, wir, um die Zeile zu entlasten, bis zum Ueberdrusse weggelassen sind. Dabei sind die Gedichte fast sämmtlich nach einer, nicht eben geistvollen Schablone angefertigt, so nämlich, daß in den ersten sechs Zeilen das Kind mit den Thieren oder die Thiere unter einander Zwiesprache halten, in den letzten sechs der weitere Verlauf der Scene geschildert oder erzählt wird. Einfach, natürlich und kindlich, echt kindlich ist nicht ein einziges dieser Gedichte zu nennen, das glaube ich getrost behaupten zu dürfen — trotz des Urtheils „bewährtester Pädagogen". *) Wir dürfen die fragliche Darstellung von der Entstehung der Hey-Speckter'schen Fabeln auch diesem bestimmten Widerspruch gegen über aufrecht erhalten, denn eine zuverlässigere Quelle dafür, als die Verlagshandlung selbst, kann es doch kaum geben. D. Red. 641*
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