Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.01.1880
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- 21.01.1880
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Belang sind, zumal nicht einmal berichtet wird, welche Buch drucker jener churfürstlichen Hofbuchdruckerei vorgestanden. Wir werden aber näher darauf zurückkommen. Auch der königl.sächs.Hofrath und Oberbibliothekar vr. Fal kenstein schweigt in seiner berühmten „Geschichte der Buchdrucker kunst", welche zur vierten Säcularfeier 1840 erschien, vollständig über unser Dresden, während er sehr eingehend die Buchdrucker vieler andern Städte behandelt, wo die Typographie ebenfalls erst im sechzehnten Jahrhunderte Eingang fand, und zwar mitunter noch später als in Dresden. In der Geschichte der Buchdruckerkunst des fünfzehnten Jahr hunderts begegnet man in Leipzig im Jahre 1495 einem Buch drucker Namens Wolfgang Stöckel, der sich durch seine Gelehrsam keit und seine vorzüglichen typographischen Leistungen bald einen wohlverdienten Ruf erwarb, obwohl schon vor ihm seit 1481 namentlich der gelehrte Andreas Friesner aus Nürnberg, dann Conrad Kachelofen und der nicht minder wissenschaftlich gebildete Martin Landsberg in Leipzig ihre Kunst übten. Wolfgang Stöckel war gebürtig aus München, weshalb er sich auch in seinen ersten Leipziger Drucken „'WoltzanAum Nona- vsQLsin" ohne den Zunamen Stöckel zeichnet, wie dies übrigens auch andere Buchdrucker des fünfzehnten Jahrhunderts belieb ten. Seine gelehrten Studien, die ihm als Buchdrucker wohl zu Statten kamen, hatte Wolfgang Stöckel an der Universität zu Erfurt gemacht, und dort die Würde eines Baccalaureus erwor ben. Die sodann inLeipzig von ihm begründete Druckerei zähltesehr bald zu den angesehensten Officinen. In Geßner's Buchdruckergeschichte, Leipzig 1740, findet sich im ersten Bande die Notiz: Wolfgang Stöckel habe bis 1519 in Leipzig gedruckt, um welche Zeit er sich nach Dresden gewendet und da selbst bei Herzog Georgen Hofbuchdrucker geworden sei. Aus dieser ungenauen Quelle ist später mehrfach geschöpft worden, und auch Falkenstein wiederholt in seinem berühmten Werke dieselben An gaben, nur mit dem Hinzufügen, daß Wolfgang Stöckel vorher, also vor 1519, seine Kunst einige Zeit hindurch auch an der neubegrün deten Hochschule zu Wittenberg ausgeübt habe. Die von dem ge lehrten Universitäts-Buchdrucker EichsfeldenzuWittenberg1740 herausgegebenen sehr ausführlichen „historischen Nachrichten von allen Wittenbergischen Buchdruckern, welche seit Erfindung der Buchdruckerkunst, sonderlich zur Zeit der Reformation Lu ther« daselbst Druckereien gehabt" erwähnen von Wolfgang Stöckel nicht das Mindeste, wohl aber findet sich die Nachricht, daß MelchiorLothar der Jüngere 1519 von Leipzig nach Witten berg zog „mit guten Schriften auf dreierlei Sprachen". Da aber dieser Buchdrucker Ende 1524 Wittenberg wieder verließ, um die Druckerei seines Vaters in Leipzig zu übernehmen, so kann man bei dem genauen Zusammentreffen von Jahreszahlen recht wohl anneh- meu, daß jene unrichtigen geschichtlichen Angaben in Betreff des Wolfgang Stöckel auf einer Personverwechselung beruhen. Aus den eignen mit Firma und Jahreszahl versehenen Druckwerken Wolf gang Stöckel's geht hervor, daß derselbe bis 1523 in Leipzig ge druckt, sich aber noch in demselben Jahre nach Dresden gewendet haben dürfte, denn sein erstes über 19 Quartbogen umfassendes Dresdner Druckwerk trägt bereits die Jahrzahl 1524. Die letzte in Leipzig gedruckte Schrift Wolfgang Stöckel's be zeichnet schon die Richtung, der er auch in Dresden vorzugsweise dienen sollte. Diese Schrift führt den Titel: „Emsers entschuldigung von wegen der Ehrwürdigen Domina der Aebtissin tzu Nurmberg. Leipzig 1523". Dagegen führt der ersteDresdnerDruckStöckel's den Titel: „Wyder den falsch genannten Ecclesiasten und wahr- hafftigen Ertzketzer Martinum Luther, Emsers getrawe und nawe Vorwarnung mit beständiger Vorlegung aus bewerter und cano- nischer Schrift. Dresden 1524". Die „nawe" oder neue Verwar nung gegen Luther war nämlich schon vorher einmal in Leipzig ge druckt, scheint aber wenig gewirkt zu haben, denn es erschienen in Wolfgang Stöckel's Dresdner Officin bald mehr derartige Streit schriften Hieronymus Emser's, auf dessen Veranlassung übrigens Wolfgang Stöckel auch hauptsächlich nach Dresden berufen wurde, um die Druckerei besser zur Hand zu haben. Daran aber, daß Wolfgang Stöckel wirklich als Hofbuch drucker installirt worden sei, dürfte wohl zu zweifeln sein, trotz der Behauptung Falkenstein's und anderer Bibliographen; denn bei dem hohen Werthe, den man damals auf den Titel eines Hofbuch druckers ganz besonders legte, wäre kaum anzunehmen, daß Wolf gang Stöckel, wie es in der That der Fall, diesen Titel auf keinem seiner Druckwerke beigefügt hätte. In der „Jubelgeschichte der löblichen Buchdrucker-Gesellschaft zu Dresden" — herausgegeben von Christian Schöttgens, Rector an der Kreuzschule, 1740 — wird ebenfalls bestätigt, daß Wolf gang Stöckel bis 1523 inLeipzig, von 1524 ab in Dresden gedruckt habe, und es werden hier aus dem Jahre 1524 bereits vier deutsche und zwei lateinische Schriften Emser's gegen Luther aufgeführt; nur die eine lateinische Epistel ist gegen Ulrich Zwingli gerichtet. Schöttgens ist wohl nicht ohne Grund der Meinung, daß Wolfgang Stöckel vom Herzog Georg insbesondere wegen Heraus gabe eines Neuen Testaments nach Dresden berufen worden sei. Diese von Hieronymus Emser, dem Hofprediger und Secretär Her zog Georg's, neubearbeitete deutsche Ausgabe des Neuen Testaments zählt allerdings gewissermaßen mit zu jenen bissigen Streitschriften gegen die Reformation, wie sie Emser bis an sein Lebensende vom Stapel ließ. Die erste Auflage dieses Neuen Testaments ging aus der Druckerei Wolfgang Stöckel's im Jahre 1527 hervor; sie war ausdrücklich gegen die im Jahre 1522 zu Wittenberg gedruckte, vom Herzog Georg verbotene, weil angeblich gefälschte, verdrehte und ketzerische deutsche Uebersetzung Luther's gerichtet, und enthält in den Glossen Emser's persönliche Ausfälle gegen Luther, wie man sie nur noch in der katholischen Bibel des Johann Dietenberger, Mainz 1534, wiederfindet. Zu Emser's Neuem Testamente schrieb Herzog Georg selbst eine ziemlich lange energische Vorrede gegen Luther und das neue Ketzerthum. Seine Ausdrücke sind nicht eben zart, aber man muß vom unparteiischen Standpunkte die Energie bewundern, womit er als Fürst seine Ueberzeugung verfocht, um sein Volk vor dem ge fährlichen ketzerischen Glauben zu bewahren, der nicht bloß das gemeine Volk bethöre, sondern bereits in die höchsten Schichten der Gesellschaft, selbst au die Höfe gedrungen sei. Diese jetzt ungemein seltene und interessante Bibelausgabe verdient hier besonders auch aus dem Grunde Erwähnung, weil sie gewissermaßen ein Urtheil über die technische Einrichtung der Dresdner Druckerei Wolsgang Stöckel's zuläßt, die doch nicht in jeder Hinsicht den damals modernen Anforderungen der Typogra phie entsprochen zu haben scheint. Kaum war nämlich 1527 die erste Auflage des Neuen Testaments in Folioformat erschienen, wurde auch schon eine neue zweite Auflage vorbereitet, der man, wie aus einem Vorworte derselben zu ersehen, „einen tzirlichern Schmuck gegeben". Diese zweite Auflage — schöner und noch selte ner wie die erste — erschien auch bereits 1528. Den Druckauftrag hatte aber nicht Wolfgang Stöckel, als der einzige Buchdrucker Dresdens, sondern der renommirte Drucker Valentin Schumann in Leipzig erhalten, der sich schon 1516 durch das erste griechische Druckwerk Leipzigs, die Grammatik des Theodor von Gaza, einen besondern Ruf erworben hatte. Dieser Valentin Schumann'sche Druck des Neuen Testamentes ist ungemein zierlich, mit säubern Holzschnitten ausgestattet und
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