Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.02.1880

unseres Vereins bei einer solchen Ausstellung zu empfehlen sei. Das Ergebniß der Berathungen dieses Ausschusses würden wir Ihnen dann in einer außerordentlichen Generalversammlung vor legen, falls sich das Project überhaupt als ausführbar erweist und der Ausschuß eine materielle Betheiligung unseres Vereins an der Ausstellung empfiehlt. Die infolge der Berathungen des Aus schusses entstehenden Unkosten, namentlich für Gutachten über die Ausführbarkeit des Projects, würden wir, wenn unser Vorschlag bei Ihnen Anklang findet, aus dem Conto für diverse Ausgaben decken, und dürfen gewiß auch auf Ihre Genehmigung einer etwai gen Ueberschreitung desselben hoffen, da es uns unthunlich erschien, für diese Vorbereitungsarbeiten eine bestimmte Summe in das Budget zu setzen. Aus dem inneren Leben unseres Vereins haben wir zunächst zu erwähnen, daß der von der vorjährigen Generalversammlung zur Berathung des von uns eingebrachten Antrags aufAbänderung einer die Wahlen in die Deputation betreffenden Bestimmung unserer Statuten Ihnen heute das Ergebniß seiner Berathungen vorlegen wird; derselbe bildet einen besonderen Punkt unserer heutigen Tagesordnung. Unsere Lehranstalt mußte schon zu Ostern v. I. die ihr kurz zuvor erst durch das Entgegenkommen des Rathes unserer Stadt überlassenen Localitäten in dem alten Nicolaischulgebäude wieder räumen, da dieselben anderweitig nöthig gebraucht wurden; indessen gelang es Ihrer Deputation, von dem Rathe ebenso geeignete Localitäten in dem alten Thomasschulgebäude miethweise zu er langen, in welchen die Lehranstalt sich seit dem 17. Mai befindet und hoffentlich längere Zeit verbleiben kann. Da die freiwilligen Beiträge, denen die Lehranstalt zum großen Theil ihr Bestehen verdankt, bisher stets auf 3 Jahre ge zeichnet wurden und zuletzt im Jahre 1877, so werden wir uns erlauben, Ihnen in nächster Zeit eine Liste zur Zeichnung derselben auf weitere 3 Jahre vorzulegen. Wir geben nus umsomehr der Hoffnung hin, daß Sie dieselben zum Besten der anerkannt ver dienstlichen und bewährten Anstalt wieder gewähren werden, als der Besuch einer Fortbildungsschule für die überwiegende Mehr zahl der hiesigen Lehrlinge jetzt gesetzlich gefordert wird, und haben diese Beiträge deshalb bereits bei der Entwerfung des Budgets für das lausende Jahr mit in Einnahme gestellt. Eine theilweise Er höhung dieser Beiträge würde uns in die erfreuliche Lage versetzen, den Zuschuß aus der Vereinscasse verringert zu sehen. Auch im vergangenen Jahre hatte Ihre Deputation Veran lassung, zu Jubiläen von Geschäftsgenossen die Glückwünsche des Vereins darzubringen, so am 1. Februar zu dem 50jährigen Jubi läum der Firma F. Volckmar und dem 75jährigen Jubiläum der Firma I. G. Mittler, am 1. November zu dem 50jährigen Jubi läum der Firma Georg Wigand. Der Verein hat im verflossenen Vereinsjahre 5 seiner Mit glieder durch den Tod verloren, nämlich: am 9. Februar Herrn Carl Christian Edmund Kollmann, Firma CH. E. Kollmann; am 17. April Herrn Johann Aug. Georg Mentzel, Firma A. Mentzel; am 20. April Herrn Wilhelm Eduard Drugulin, Firma Leipziger Kunst-Comptoir; am 23. Mai Herrn August Julius Rudolph Hartmann, Firma Rudolph Hartmann; am 29. October Herrn Otto Alexander Klemm, Firma Otto Klemm. Aus dem Verein theils freiwillig, theils wegen Aufgabe des Geschäfts sowie auf Grund sonstiger statutarischer Bestimmungen ausgeschieden sind 17 Mitglieder, während 37 in den Verein neu ausgenommen wurden. Die Zahl der Vereinsmitglieder beträgt daher jetzt 354 und repräsentiren dieselben 352 Firmen; vergangenes Jahr betrugen diese Zahlen 337 resp. 336, sodaß eine Zunahme um 17 Mitglieder und 16 Firmen stattgefunden hat." Nach Vortrag dieses Berichts schlug der Vorsitzende vor, die Besprechung zunächst auf das Verhalten gegenüber der Statuten- Revision des Börsenvereins und auf den Credner'schen Antrag zu richten, dann auf die Erklärung der Verleger und schließlich auf die geplante internationale graphische Ausstellung. Dieser Gang der Erörterung wurde angenommen und nach einer kurzen Debatte, an welcher sich die Herren Haessel und Cavael betheiligten, beschlossen: von einer sofortigen Verhandlung über die Statuten-Revision des Börsenvereins abzusehen und die selbe auf eine spätere außerordentliche Generalversammlung zu ver tagen, bis wohin die Anschauungen sich noch weiter geklärt haben dürften. Herr Credner entnahm aus diesem Beschluß die Veran lassung, seinen Antrag zurückzuziehen. Die Erklärung der Verleger selbst gab zu keiner Debatte Ver anlassung. Nur wurde der Wunsch ausgesprochen, daß derselben eine Erklärung der Leipziger Commissionäre ergänzend zur Seite treten möge, und daß — da eine dahin zielende Agitation bis jetzt kein Resultat gehabt zu haben scheine — die Deputation sich dieser Angelegenheit annehmen möge. Der Vorsitzend e und Herr Carl Geibel jun. glaubten dies jedoch jm Namen der Deputatton ab lehnen und es den Commissionären überlassen zu müssen, für sich allein in derselben Weise vorzugehen, wie dies auch die Verleger gethan, worauf Herr Franz Wagner zu allgemeiner Befriedigung die Erklärung abgab, die Sache in die Hand nehmen und in den nächsten Tagen eine Versammlung der hiesigen Commissionäre zur Berathung einer entsprechenden Erklärung einberufen zu wollen. Der Vorschlag der Deputation bezüglich der geplanten gra phischen Ausstellung wurde ohne Debatte angenommen und darauf die Jahresrechnung für 1879, vorbehältlich der Prüfung durch die Revisoren, und ebenso ohne Debatte der Entwurf des Budgets für die Vereinscasse, die Lehr- und Bestellanstalt für 1880 genehmigt. Es erfolgte hierauf die Publication der Resultate der Wahlen in die Deputation. Der Vorsitzende nahm dabei Veranlassuug, dem aus der Deputation scheidenden Herrn Raymund Härtel — welcher derselben 37 Jahre ununterbrochen angehört und ebenfalls ununter brochen 16 Jahre lang in derselben den Vorsitz geführt hat — warme Worte des Dankes und der Anerkennung nachzurufen, zu deren Bekräftigung sich die Versammlung einmüthig von ihren Sitzen erhob. Ueber den 6. Punkt der Tagesordnung, den Antrag der De putation auf Abänderung des Z. 26. al. 2. der Vereins-Statuten: „Die (aus der Deputation) Ausscheidenden sind sofort wieder wählbar, jedoch darf Niemand das Amt eines Deputirten länger als acht auf einander folgende Jahre bekleiden. Zur An nahme einer Wiederwahl ist Niemand für die nächsten zwei Jahre verbunden" erstattete Herr Franz Wagner Namens des durch die vorjährige Generalversammlung eingesetzten Ausschusses Bericht. Letzterer em pfahl die Annahme mit 6 gegen 3 Stimmen. Da nach den Statuten Aenderungen derselben nur durch eine Zweidrittel-Majorität sämmt- licher Stimmberechtigten vorgenommen werden dürfen, letztere Majorität aber 222 beträgt und die Namensverlesung nur die An wesenheit von 228 Stimmberechtigten ausgewiesen hatte, so war — da sich eine größere Zahl der Anwesenden gegen die Annahme des Antrags erhob — letzterer abgelehnt. 71*