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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.02.1880
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1880-02-11
- Erscheinungsdatum
- 11.02.1880
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- SLUB Dresden
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nügen will. Mit dieser Anpreisung hat man nun allerdings das Menschenmögliche geleistet; man ist dabei soweit gegangen, zu be haupten, daß falls man billige die Broschüren ersetzende Cartonnagen mit einem besseren Einbande vertauschen wolle, der Grund zur guten Bindung durch die Drahtheftung gelegt und zu benutzen sei. Zu einem soliden Einband gehört nach dieser Darstellung weiter nichts als ein paar Drahtklammern, welche die Bogen mit einem arm seligen Stück Gaze verbinden. Wahrlich hier weiß man nicht, soll man sich mehr über die Unverfrorenheit der Betreffenden, die einer wissentlichen Täuschung gleichkommt, wundern, oder über den Muth, in dieser Weise an die Leichtgläubigkeit der Verleger zu appelliren. Obige Behauptungen würden vielleicht noch einige Berechtigung haben, wenn die Heftung wirklich solid ausgeführt würde. Das ist jedoch in diesem Falle nicht möglich, weil man „billig" sein und deshalb sparen muß, wo es nur zu sparen gibt. Gesetzt nun die Heftung wäre auch eine solide, so erfordert jedoch die Entfernung des alten Einbandes soviel Zeit, daß derkleine Vortheil des Heftens kaum noch einen Werth hat, und bleibt die ganze Arbeit immer noch eine Pfuscherei. Hier tritt ungefähr derselbe Fall wie bei dem Um binden der Remittenden ein; wieviel dieses im Vergleich zu neuen Bänden zu wünschen übrig läßt, das wird jeder Verleger aus Er fahrung wissen. Wenn wir nun das im Vorstehenden Gesagte resumiren, so kommen wir zu dem Resultat, daß weder die alte Heftung der Ein bände an der schlechten Qualität derselben schuld ist, noch die Heftmaschine dieselbe beseitigen kann. Die einzige und alleinige Ursache ist die übergroße Billigkeit der dafür angelegten Preise, und sei es gestattet, über dieses leidige Thema noch Einiges zu sagen. Leider ist in der heutigen Zeit zum weitaus größten Theil der billigste Preis bei der Vergebung von Arbeiten der maßgebende, ohne Rücksicht auf die Qualität des Products. Man verwendet auf Illu strationen, Verzierungen, Papier, Druck rc. die größte Sorgfalt und läßt sich dann das Buch von einem recht billigen Buchbinder ver derben. Man glaubt, mit der erträglich ausgeführten Pressung einer schönen Zeichnung alles gethan zu haben, um den Einband als ein „Meisterstück der Buchbinderkunst" in den Circularen und in den Zeitungen ankündigen zu können. In Wirklichkeit verbirgt sich unter der schönen Hülle ein ganz jammervolles Product, das auch nicht den leisesten Anspruch auf eine accurate und saubere Aus führung machen kann. Hierbei könnte man fast zu der Annahme gelangen, der Verleger hätte ein Vergnügen daran, sich seine theuren Verlagswerke verderben zu lassen, und steht ihm dabei der „billige" Buchbinder als ehrlicher Feind der Bücher treu zur Seite. Jeder Geschäftsmann muß verdienen, um existiren zu können, und es ist deshalb auffällig, daß in den Offerten für Einbände eine so außerordentliche Verschiedenheit sein kann, und ist man ver sucht, diese in dem größeren oder kleineren Gewinn, welchen sich der einzelne Buchbinder ausrechnet, zu vermuthen. Dem ist jedoch nicht so; die Concurrenz sorgt schon dafür, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen, und läßt den Buchbinder mit einem bescheidenen Nutzen vorlieb nehmen, um nur ein Geschäft zu machen. Wie kommt es nun, daß H.. viel billiger arbeitet, als L., trotz dem die geschäftlichen Einrichtungen Beider die gleiche Vollkommen heit haben? Die Antwort ist sehr einfach. H.. ist nicht sehr wählerisch in der Verwendung seines Materials, er kauft das billigste Leder, ramscht, wenn sich die Gelegenheit bietet, Calico, denn Beides wird ja gepreßt und sind dann die Mängel nicht so bemerkbar; Leder rücken werden möglichst knapp zugeschnitten, damit ja nicht zu viel Leder auf der Seite sichtbar ist; die übrigen Materialien, als Pappe, Gold, Vorsatz rc. werden ebenfalls in geringer und geringster Quali tät verwendet, die Arbeitslöhne werden gedrückt, wie und wo es nur angeht, der Arbeiter muß seinen Ausfall am Verdienst durch größere Lieferungen zu decken suchen, die nun selbstverständlich an der accu- raten und sorgfältigen Arbeit Schaden leiden, rc. rc. L. verfährt dagegen in entgegengesetzter Weise. Er wird seine Materialien auch so billig als möglich einzukaufen suchen, jedoch ohne daß es auf Kosten der Qualität geschieht. Die Materialien verwendet er in splendider Weise, damit die Arbeit Schick und An sehen erlangt; diese selbst läßt er mit der größten Gewissenhaftigkeit und Accuratesse ausführen, bezahlt natürlich auch den Arbeitern bessere Löhne und muß nun nothwendigerweise etwas theurer sein, als sein College -l.., der mit seinen billigen Preisen vielfach noch ein besseres Geschäft macht. Wie hieraus zu ersehen, erhält der Verleger für den billigen Preis nicht etwa eine gleichwerthig e Waare; dieselbe hatnothwendiger- weise eine Verschlechterung erfahren, die vielfach größer ist, als die Differenz in den concurrirenden Offerten beträgt, sie ist: „billig und schlecht". Nicht persönliche Interessen haben dem Verfasser dieser Zeilen die Feder in die Hand gedrückt; vielmehr nur der Wunsch, vielleicht doch etwas durch eine offene Darlegung der Schäden und Mißstände zur Besserung derselben beitragen zu können, ist die Veranlassung dazu gewesen. Wie in den maßgebenden buchhändlerischen Kreisen danach gestrebt wird, Mittel und Wege zu finden, um der verwerflichen Schleuderei, welche jedes solide Geschäft zu Grunde richtet, einen Damm entgegen zu setzen, so möge auch der Verlagsbuchhandel die sich ihm aufdrängenden Schleuderofferten niederer Concurrenz aus Buchbinderkreisen unbeachtet lassen und streng auf solide und saubere Arbeit sehen. Der damit der Allgemeinheit geleistete Nutzen ist nicht gering, und wird sich dann immer mehr die Erkennt- niß Bahn brechen, daß „billig" eigentlich recht „theuer" war. Zum Kapitel der literarischen Freibeuterei. Die Entgegnung des Hrn. R. F. Albrecht (Nr. 26 d. Bl.) veranlaßt mich, folgende Thatsachen zu constatiren: 1. Der Titel zu „Born, Hans Stark" war dem von Hrn. Albrecht von mir erworbenen Manuskripte beigefügt und zwar in der selben Fassung, wie er jetzt gedruckt vorliegt. 2. Hr. Albrecht hat in Zuschriften an mich und an die Druckerei das Buch stets als „Born, Hans Stark" und, was er auch zu gibt, Hrn. Born als Autor bezeichnet. 3. Die Norm des Buches lautet „Born, Hans Stark". 18 Bogen mit dieser Norm haben Hrn. Albrecht zur Correctur Vor gelegen. Hiernach ist der Werth der Albrecht'schen Behauptung zu be messen, daß er den Titel des Buches erst durch das Börsenblatt er fahren habe. Leipzig, den 3. Februar 1880. Carl Zieger. Miscellen. Eine sehr wichtige Entscheidung hat vor einiger Zeit das Reichs- Oberhandelsgericht getroffen, nämlich: „ob der Käufer eines Filialgeschäfts die auf dem Lager desselben befindlichen Lcond.- Sendungen — wenn darüber im Kaufcontract (wie dies leider oft bei derartigen Abschlüssen geschieht) nichts gesagt ist — in der nächsten Ostermesse an das Muttergeschäst zurückzusenden hat, oder als in sein Eigenthum übergegangenes Lager betrachten darf". Der Gerichtshof erkannte für die elftere Annahme, sofern der Verkäufer durch Originalbelege der Verleger Nachweisen konnte, daß die über gebenen Lagerartikel auch ihm nur in der Eigenschaft als fremdes Dispositionsgut zugegangen waren. g.
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