Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.02.1880
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1880-02-18
- Erscheinungsdatum
- 18.02.1880
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18800218
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188002180
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18800218
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1880
- Monat1880-02
- Tag1880-02-18
- Monat1880-02
- Jahr1880
- Titel
- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.02.1880
- Autor
- No.
- [3] - 691
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Auch das umgekehrte Berhältniß einer Abhängigkeit der Reformatoren von ihren Druckern läßt sich beobachten. So schreibt Oswald Myconius in Basel an Bullinger in Zürich (6orpus rekormatoruiv, Bd. 38. Nr. 25): „Den neuen Buchdrucker Blatter (Thomas Plater) möchte ich Dir empfehlen, wenn Du ihm bald etwas zuwenden könntest, ohne Froschauer zn beleidigen", worauf Bullinger ablehnend antwortet, und Oekolampad meldet am 25. Januar 1526 an Zwingli: „Cratander*) wird dafür sorgen, daß meine Arbeiten in Straßburg gedruckt werden**), so bald ich ihm das Manuscript gegeben habe; ich bin aber durch Schulden an ihn gebunden, so daß ich nicht ohne Weiteres gegen seinen Willen einem andern Drucker zu Diensten sein kann. Es wäre mir lieber gewesen, er hätte sich mit Froschauer verständigt." Die 14 Tage später verkündigte Emancipation von Cratander scheint nicht von langer Dauer gewesen zu sein, denn kurz nachher schreibt Oekolampad wieder, er habe sich mit Cratander verglichen. Ein Buch läßt er 1526 bei Froschauer drucken, nachher Alles wie der in Basel oder Straßburg. Bei Froschauer sind wir versucht, dieser Tyrannis ein be wußtes Streben zu Grunde zu legen, denn es ist gar zu auffallend, daß nach dem Verschwinden des Zürcher Buchdruckers Hans Hager vom Schauplatz (1526) trotz überreichlicher Arbeit neben Fro schauer kein Concurrent mehr bekannt ist. Die Existenz einer Buch druckerei in Zürich war allerdings zeitweilig eine wahre Lebens frage für die Reformation in der Schweiz, weil in dem noch schwankenden Basel die Censur ziemlich streng war und die andern reformirten Städte keine Buchdruckereien besaßen. DiesenUmstand wird sich der überaus thätige Froschauer bestens zu Nutzen gemacht haben. Zwingli und Froschauer gehören zusammen, wie Baumeister und Werksührer. Ein schlagenderes Argument dasür ist wohl kaum denkbar, als das plötzliche Abbrechen des entschieden freundschaft lichen Verkehrs zwischen Zwingli und Froben, und zwar vom Mo ment an, wo Froschauer auftritt (1521—22). Wohl hat auch Hans Hager bis 1526 Manches für Zwingli gedruckt, aber wie es scheint nicht zur besonder» Zufriedenheit, denn es geschieht seiner in Zwingli's Briefen nie Erwähnung, während Froschauer sehr häufig als Buch drucker, als Buchhändler, sogar als Vermittler der Correspondenz zwischen den süddeutschen und schweizerischen Reformatoren in An spruch genommen wurde. Er hat sich in vollstem Maße unentbehr lich zu machen gewußt, aber nur deshalb, weil er sich so energisch der Reformation in die Arme warf. Von den mehr als 600 Werken, die aus seiner Officin hervorgingen, ist die weitaus größte Zahl reformatorischen Inhalts, und er muß im Ganzen keine schlechten Geschäfte gemacht haben, obgleich er von Frankfurt aus, das er wegen der Messe regelmäßig besuchte, einmal (1526) klagt, es werde zwar viel gekauft, aber schlecht bezahlt. Charakteristisch für seinen ziemlich weit über Zürich hinausreichenden Einfluß sind einige Briefe Berchtold Haller's an Zwingli (Ende 1527 und später), worin er dringend bittet, Froschauer möge doch die nöthi- gen Bücher nach Bern liefern. Gern hätten wir nun Ulrich von Hutten in den Kreis unserer Darstellungen gezogen, und man sollte meinen, der uner schrockene, schlagfertige Mann müsse besonders reiche und inte ressante Ausbeute gewähren. Dem ist aber nicht so, und bei näherer Würdigung seines Naturells wird es begreiflich. In Bezug auf Lebhaftigkeit und freisinnige Geistesrichtung finden wir ihn Zwingli nahe verwandt, an Charakter steht er unbedingt unter ihm; vermöge *) Ein ziemlich bedeutender Buchdrucker in Basel. **) Bermuthlich wegen Ueberhäufung der eigenen Druckerei mit Arbeit. seiner elastischen Bildung Erasmus Wohl ebenbürtig, hindert ihn sein unruhiges Temperament an einer consequenten, planmäßigen Durchführung seiner Absichten. Wie Erasmus und Zwingli nur ausnahmsweise anderswo als bei ihren Froben und Froschauer drucken ließen, so hat umgekehrt der unruhige, nirgends heimische Hutten nur ausnahmsweise demselben Drucker mehr als eine seiner Schriften übergeben. Einen sehr bescheidenen Vorzug genossen Tho mas Anshelm in Tübingen und Johannes Schösser in Mainz. Er- sterer muß Hutten ziemlich imponirt haben, denn er nennt dessen Ausgabe des Plinius in einem Briefe an Julius Pflug in einem Athem mit der Berufung Melanchthon's nach Wittenberg. Zu Zeiten aber scheinen ihn, oder scheint er, Alle im Stich gelassen zu haben, wenn wir nämlich eine Notiz auf dem Titel seiner vsxlorutio oousolatoria. (auf die Ermordung des Hans von Hutten) wörtlich nehmen dürfen, wonach diese Schrift auf seiner Burg Steckelberg gedruckt worden wäre. Solche Beobachtungen sind sehr geeignet, den Beweis zu leisten, daß Hutten zwar ein unerschrockener, ja verwegener Streiter für die Reformation war, aber durchaus nicht im Stande, die an geregte Bewegung in die richtige Bahn zu leiten und durch Be sonnenheit und Ausdauer zum Ziele zu führen. So gehen wir denn zu dem Manne über, der vor all seinen berühmten Zeitgenossen auserkoren war, den Grund zum Neubau der christlichen Kirche zu legen, zu Martin Luther. Es ist uns zwar nicht gelungen, Spuren von freundschaftlichen Beziehungen zwischen ihm und einem Buchdrucker zu entdecken, da gegen finden sich in seinen Briefen wie in seinen Werken Beweise genug, wie sehr er die Buchdruckerkunst zu schätzen wußte, welch un erschöpfliche Goldgrube er für sie war. Ein merkwürdiges Acten- stück ist Luther's Brief vom 8. Mai 1519 an Spalatin. Der Buch drucker Melchior Lotther wünschte sich in Wittenberg niederzulassen und Luther bittet um Spalatin's Verwendung beim Kurfürsten und fügt als ganz besonder» Empfehlungsgrund bei, sein Schützling sei mit den besten Gußformen für Lettern versehen, mit solchen nämlich, wie Froben sie brauche, und es werde Melanchthon's Vor lesungen sehr förderlich sein, wenn griechische Werke in Wittenberg selbst hergestellt werden könnten. Lotther's Gesuch wurde bewilligt, aber er fiel bald beim Kur fürsten in Ungnade trotz Luther's einflußreicher Fürbitte, und mußte sich entfernen; sonst wäre es schwer zu begreifen, daß Luther öfters Werke an Hans Grunberger in Wittenberg vergab, über dessen liederliche Arbeit er sich beschwert, so oft er auf ihn zu sprechen kommt. Die typographische Production in Wittenberg muß einen kolossalen Umfang gewonnen haben; Luther schreibt einmal, die Buchbinder vermöchten die Menge Arbeit kaum zu bewältigen und man müsse oft ein halbes Jahr warten, bevor man ein Buch von ihnen zurückerhalte. Luther stand aber nicht bloß im Berhältniß des Arbeitgebers zu seinen Druckern; er hatte kaum weniger als sie unter dem Nach druck zu leiden, der eine allgemeine Landplage geworden war. Mit Naturnothwendigkeit warf er sich auf populäre Literatur, und was gab es damals Populäreres als Luther's Schriften, um die man sich beim Buchhändler stritt? Mit beispielloser Frechheit wurde der Nachdruck betrieben. Nicht nur wurden die neugedruckten Bogen, gleichsam vor den Augen des Druckers, von der Presse weg gestohlen und in einer andern Officin schnell nachgesetzt und nachgedruckt, das Unwesen ging so weit, daß Luther schreibt*): „IchbitvmbChristus willen alle, die da meine sermon schreyben oder fassen**), wöllen sich der selben zu drucken oder außzulassen enthalten, es sey dann, *) Ain sermon aufs das Evangelium vom reychen mann vnd armen Lasaro. Wittenberg 1523. **) D. h. in der Kirche nachschreiben. 93*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder