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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.02.1880
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1880-02-18
- Erscheinungsdatum
- 18.02.1880
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- Deutsch
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daß sy durch mein Hand gefertiget oder hie zu Wittenberg durch mein Befelch zuvor gedruckt sind, dann es taugt doch gar nichts, das man das wort gotts so vnfleyßig vnd vngeschickt auß laßt geen, das wir nur spot vnd greüwel daran haben. Ich het gehofft, man solt sich hinfüro an die Hailigen schrifft selb geben, vnd meine bücher fern lassen, nachdem sy nu außgedienet, vnd die hertzen in vnd zu der schrifft gefürt haben, welches mein vrsach was zuschreyben meine bücher. Was ist's? das man vil bücher macht, vnd doch außer dem rechten Hauptbuch immer bleybt? Trinck doch so meer auß dem brunnen selbs, als auß den flüßlen, die dich zum brunnen gelaitet haben. Wils dann ja nicht anders sein, so laß man doch unter mei nem namen nichts außgeen, on mein wissen vnd willen in gotes namen." Es geht daraus hervor, daß auch Luther's Manuscripte, ja sogar ungeschriebene Werke vor der Gier dieses Gelichters nicht sicher waren. Einer der schlimmsten muß der schon oben genannte Johann Herrgott gewesen sein. Kein Wunder, daß Luther seiner Entrüstung über dieses Gebaren wiederholt Luft macht, zuerst in der Postille, Abschnitt von h. 3 Könige bis Ostern, dann noch derber in der ersten vollständigen Ausgabe seiner Bibelübersetzung (Witten berg 1545): „So feret der Geitz zu, vnd thut vusern Buchdrückern diese schalckheit vnd büberey, das andere flugs balde hernach drücken, Vnd also der vnsern Erbeit vnd Vnkost berauben zu jhrem Gwinn, Welchs eine rechte große öffentliche Reuberey ist, die Gott auch woll straffen wird, vnd keinem ehrlichen Christlichen Menschen wol an stehet .... Aber das mus ich klagen über den Geitz, das die geitzi- gen Wenste vnd reubische Nachdrücker mit vnser Erbeit vntrewlich vmbgehen." Deshalb bewirbt er sich im Jahre 1520, auch wieder bei Spalatin, für Lotther um ein kaiserliches Privilegium zum Schutz der Postille gegen Nachdruck, sucht sogar 1525 eine Ver bindung zwischen den Wittenberger Druckern und der berühmten Firma Koburger in Nürnberg einzuleiten, uni durch das gemein same Interesse das zu erreichen, was die Autorität des Landesherrn gar nicht oder nur unvollkommen gewähren konnte, nämlich Schutz des literarischen Eigenthums. Hieraus ergibt sich denn, welch hohe Bedeutung Luther der Buchdruckerkunst beimaß, ja daß sie ihm als eine Hauptbedingung für das Gedeihen seines Werkes erschien. Spricht er sich auch viel leicht nirgends in diesem Sinne aus, so reden doch die oben ange führten Stellen aus seinen Briefen und Werken deutlich genug. Auch dem verhaßten Nachdruck hat die Vorsehung seinen richtigen Platz angewiesen und ihn zur Förderung der Reformation benutzt; denn es liegt auf der Hand, daß eine Schrift, die in 2, 3 Officinen zugleich erschien, ungleich raschere und allgemeinere Verbreitung finden mußte, als wenn nur eine Presse thätig war, ja daß eine Presse allein der enormen Nachfrage gar nicht zu genügen vermocht hätte. Ihm gegenüber bietet Calvin eine eigenthümliche, ja auf fallende Erscheinung dar. In vollstem Maße weiß er die Buch druckerkunst und den Buchhandel zu würdigen, zahlreiche Briefe von ihm beweisen unwiderleglich, wie viel ihm an gutem Druck und möglichst weiter Verbreitung der reformatorischen Schriften lag, er ist so vertraut mit den bezüglichen Manipulationen, daß er selbst Anordnungen trifft; aber von einem Einfluß auf die innere Ent wickelung dieser Gewerbe, ja auch nur von einem Streben nach Ein fluß ist keine Spur zu finden. Wohl steht er in Korrespondenz mit Crespin, mit Estienne, aber nicht weil sie berühmte Buchdrucker sind, die er für seine Zwecke in Anspruch nehmen möchte, sondern weil sie französische Protestanten sind, in ihrer Heimath fanatisch verfolgt und schließlich vertrieben werden. Wohl wechselt er Briefe mit Oporinus in Basel u. A., aber diese Briese unterscheiden sich im Ton kaum wesentlich von dem heute zwischen Schriftsteller und Ver leger üblichen. Was mag wohl die Ursache sein? Theilweise ist sie gewiß darin zu suchen, daß Calvin schon bei seinem ersten Auftreten in Genf (1536) ein blühendes Buchdruckergewerbe vorfand, sogar einen or- ganisirten Buchhandel. Dies war jedoch auch in Basel der Fall ge wesen, und ohne Anwendung der durchgreifenden Maßregeln eines Calvin beherrschte die Reformation bald die ganze typographische Thätigkeit Basels. Näher dürfte es der Wahrheit kommen, wenn wir annehmen, Calvin habe in Uebereinstimmung mit seiner strengen Disciplin nicht geduldet, daß in Genf irgend eine Schrift gedruckt werde, die von seinen Glaubenssätzen im Geringsten abweiche — womit natürlich der Production sehr enge Grenzen gezogen waren. In anderer Lage befand sich Peter Viret. Verschiedene Briefe von ihm an Calvin beweisen, daß er sich für Begründung einer Buchdruckerei in Lausanne lebhaft interessirte (so 6orpus r«- tornmtorllin Bd. 41. Nr. 1357). Schon 1550 versuchtendeshalb die Brüder Adam und Johann Rivery die Erlaubniß zur Nieder lassung zu erlangen, aber erst 1556 erreichten sie das Ziel. Vom 9. April datirt eine Erlaubniß des Raths von Lausanne, die in Musik gesetzten Sprüche Salomon's zu drucken. Dieser Beschluß scheint etwas voreilig gewesen zu sein, denn am 18. Mai 1557 kam eine Weisung von Bern, eine Buchdruckerei in Lausanne zu errichten, unter der Bedingung, daß sie nur Schulbücher drucke nach einge holter Approbation der Prediger und Lehrer von Bern.*) Eine solche Beschränkung erklärt einerseits die Thatsache, daß von jenen Lausanner Drucken beinahe nichts erhalten ist, andererseits daß die Rivery dabei nicht bestehen konnten und 1559 mit Viret nach Genf übersiedelten. Auf ehemaligem Bernergebiet angelangt, können wir uns zum Schluß nicht versagen darzuthun, wie sich in Bern selbst die Wechsel beziehungen zwischen Buchdruckerkunst und Reformation gestaltet haben. In die Augen springend ist dieser Zusammenhang nicht, denn zwischen der Berner Disputation (1528) und der Berufung des Mathias Apiarius (1537) verstrichen gerade 10 Jahre, und der betreffende Rathsbeschluß ertheilt ihm nur die Rechte eines bürger lichen Hintersäßen und befreit ihn vom Eingangszoll auf seine Druckergeräthschaften, erwähnt aber mit keinem Worte der Motive seiner Berufung. Aus Berchtold Haller's Briefen an Zwingli ge winnen wir jedoch zunächst einen Begriff, wie schlecht es mit den Schulen in Bern vor der Reformation bestellt gewesen sein muß, denn unmittelbar nach der Reformation wurde eine Anzahl neuer Lehrer berufen. Ferner sah es damals mit den Büchern windig aus; zwar be saß Bern schon vor der Disputation einen Buchführer Namens Kimo aus Freiburg, aber trotzdem existirte in der ganzen Stadt eine hebräische Bibel, im Besitz Zurkindens, jedoch keine grie chische; und noch 1530 mußten alle wissenschaftlichen Werke, sogar Schulbücher, aus Zürich bezogen werden (Haller's Briefe an Zwingli). Endlich läßt sich mit Gewißheit annehmen, daß die Be ziehungen zur neueroberten Waadt und zu Genf, die vielfach reformatorischer Natur waren, dem Rath von Bern die drin gende Nothwendigkeit einer eigenen Druckerei nahelegten, da es ohne Zweifel sehr lästig war, alle Mandate auswärts drucken zu lassen. Sollte er nun rein zufällig auf die Person des Apiarius ge- *) Dieser Verordnung muß also der Druck der äußerst seltenen Lausanner Ausgabe von Calvin's lustttutto roli^iouis oüristtnua« vorausgegangen sein.
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