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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.02.1880
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1880-02-23
- Erscheinungsdatum
- 23.02.1880
- Sprache
- Deutsch
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der nächsten Jahre sosehr mit liegengebliebenen Schulbüchern füllen, daß auch sie den Verfügungen der Regierungen sehr ernst ins Auge zu schauen haben. Auch hier könnte tiefgreifende Schädi gung durch einen muthigen Schritt des Börsenvereins abgewendet werden. ck. L—r. II. Eine Maßregel, wie die Einführung einer neuen Rechtschrei bung muß natürlich vorübergehend vielfach störend und verwirrend wirken. Ohne auf die Vorzüge oder Mängel des jetzt anzuwenden den neuen Systems einzugehen, möchte ich nur darauf aufmerksam machen, wie durch die Presse Verwirrung auch leicht auf das buch händlerische Gebiet hinübergeführt werden kann. Nachstehendes Citat aus der „Nat.-lib. Corresp.", welches in viele Blätter über gegangen ist, gibt mir Anlaß, nach jener Richtung hin einige Worte zu sagen; von einem Fachmann wird derselben geschrieben: „Die Verfügung des Cultusministers von Puttkamer in Betreff der Recht schreibung, welche jetzt plötzlich in die Seminare und Schulen ein geführt werden soll, muß nothwendiger Weise in den Schulen große Verwirrung anrichten. Es dürfte wohl kein Schulbuch, namentlich kein Lesebuch vorhanden sein, welches die jetzt angeordnete Ortho graphie schon durchgeführt hätte. Nun werden die Kinder in eine große Verwirrung gebracht, die den Unterricht in hohem Maße er schweren muß. In den gedruckten Büchern muß dieselbe Ortho graphie befolgt werden, welche die Kinder in ihren eigenen schrift lichen Darstellungen gebrauchen sollen. Es wird sich also, um jener Verwirrung zu begegnen, die Nothwendigkeit ergeben, alle Schul bücher in der neuen Orthographie drucken zu lassen und alle Kinder müssen sich die neuen Bücher anschaffen. Welche Nachtheile und Ausgaben dadurch dem deutschen Buchhandel, aber auch den Fami lien entstehen, kann man sich denken, wenn man die große Zahl der Schulkinder in Preußen erwägt. Eine solche tiefgreifende Maßregel mußte langer Hand vorbereitet und durfte erst nach und nach im Laufe der Jahre durchgesührt werden." Ich habe oben bereits zugegeben, daß der Uebergang zur neuen Rechtschreibung vielfach verwirrend wirken wird, allein das ist hier und in ähnlichen Fällen nicht zu vermeiden. Ist einmal eine Maß regel beschlossen, so ist es gut, rasch der Ausführung näher zu treten und sie durchzuführen, wo es ohne große Härte geschehen kann. Der Verfasser der citirten Correspondenz setzt voraus, daß die Noth wendigkeit vorliege, alle Schulbücher neu drucken zu lassen. Der selbe scheint die Bestimmungen des preußischen Cultusministers aber nicht genau zu kennen. In erster Reihe sind dabei nur die Bücher für Elementarschulen ins Auge gefaßt, da naturgemäß die Aenderung von unten nach oben sich zu vollziehen hat, und hierzu wird gesagt, daß alle zur Einführung vorzuschlagendenLese- bücher einschließlich neuer Auflagen die neue Orthographie ein zuhalten haben, die bereits eingeführten Bücher jeder Art nur dann weiter benutzt werden dürfen, wenn in ihren neuen Auf lagen die neue Rechtschreibung befolgt wird. Eine Plötzliche Ver drängung der vorhandenen Lehrmittel ist also durchaus nicht ge plant. In den drei unteren Gymnasialclassen sollen erst nach 5 Jahren die Bücher mit der alten Rechtschreibung beseitigt werden, woraus zu entnehmen ist, daß für die oberen Classen ein weit längerer Termin gestellt werden dürfte. Eine Verfügung, sofort alle Schulbücher mit bisheriger Rechtschreibung, wenn auch nur der Elementarschulen, außer Curs zu setzen, scheint mir undenkbar, und es ist aus der ministeriellen Verfügung eine solche Absicht in keiner Weise zu erkennen. Wie jeder Lehrer dahin streben wird, den Uebergang in feiner Classe möglichst rasch vollzogen zu sehen, so wird er demgemäß wünschen müssen, die Bücher mit alter Recht schreibung möglichst schnell entfernt zu sehen, und so wird, den Ver hältnissen Rechnung tragend, gewiß jeder Verleger dazu übergehen und übergehen müssen, neue Schulbücher und neue Auflagen nur unter Verwerthung der neuen Rechtschreibung Herstellen zu lassen, will er seine Bücher nicht über kurz oder lang aus den Schulen ver bannt sehen. Nach meiner Ansicht ist eine Gefahr für den Buchhandel, wie sie in obiger Correspondenz dargestellt wird, in dem Maße nicht vor handen, wenn ich auch nicht in Abrede stellen will, daß manche Ver leger von Elementarbüchern mit langsamem Absatz Verluste erleiden können. Ein Punkt ist mir allerdings bedenklich. Ich meine den Fall, wo der Verleger soeben erst eine neue Auflage mit alter Recht schreibung vollendet hat oder noch in deren Herstellung begriffen ist — es wird das namentlich jetzt kurz vor dem Beginn des Schul jahres oft Vorkommen; da würde es allerdings als eine Härte er scheinen, auf die neue Auflage die gegebene Bestimmung rückwirken zu lassen und solcher neuen Auflage den Eingang in die Schulen zu versagen. Ich glaube annehmen zu dürfen, daß, wenn die von solchem Falle Betroffenen die nöthigen Schritte an geeigneter Stelle thun, eine ihnen günstige Entscheidung kaum fehlen dürfte. Es würde dann von Fall zu Fall entschieden werden müssen, was vielleicht durch eine Eingabe seitens des Börsenvereines vereinfacht werden könnte. —r. III. Die neue Orthographie des preußischen Cultusministeriums ist, wie wir glauben, von durchschlagender Bedeutung. Denn nicht nur schließt sie sich den vor kurzem in Bayern und in Württemberg eingeführten Schreibungen fast durchgängig a«, sondern es werden ihr auch höchst wahrscheinlich alle übrigen deutschen Regierungen, wenn auch mit geringen Modificationen, Nachfolgen, und ihre Schreib weise wird in der Hauptsache die in allen deutschen Schulen gelehrte werden. Es ist darum nöthig, je eher desto besser Stellung zu ihr zu nehmen. Diese Stellung wird kaum anders als eine zustimmende sein können, und zwar um so leichter, als diese Orthographie unsers Erachtens von den allein richtigen Prinzipien ausgeht, nämlich: 1) bei nicht schwankenden Wörtern Anschluß an den dermaligen Gebrauch, ohne Rücksicht aus grammatische, etymologische oder lautliche Jnconsequenz; 2) bei schwankenden Wörtern deren Fixirung in der Richtung unserer seitherigen orthographischen Fortbildung, d. h. in der Richtung auf Abschleifung und Vereinfachung unserer Schrei bung nach der lautlichen Seite hin; jedoch auch hier mit Ver meidung alles befremdlichen Vorauseilens. Nur in einem Punkte scheint man der Versuchung übel ange brachter Consequenz und gesetzgeberischen Zwanges nachgegeben zu haben, indem man festsetzte, daß alle die vielen verbalen Endungen auf iren (hantiren, fetiren, diniren, effectuiren rc.) mit ie (also effectuieren, dinieren) geschrieben werden sollen. Und doch hat man eigentlich Wohl nur zwei Wörter, welche allgemein mit ie ge schrieben werden, und denen zu lieb nun alle die vielen, die bisher nicht mit ie geschrieben wurden, das befremdliche und überflüssige e annehmen sollen: es sind die beiden Wörter regieren und spazieren. Denn wollte man sich auf barbieren, turnieren, einquartieren und noch einige andere derartige Wörter berufen, so wäre das nicht zu treffend, da diese Wörter nicht ieren, sondern nur en anhängen, also barbier-en rc. Und noch einen andern, wenn auch weniger wichtigen Punkt müssen wir bezeichnen, wo ebenfalls von den Grundprinzipien ab gewichen zu sein scheint. Man soll nämlich den Plural von Wörtern wie Idee, Fee rc. mit drei e schreiben, also Jdeeen, Feeen; ebenso ist es mit Colonie, Theorie, Dynastie und ähnlichen, die man 103*
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