Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.03.1880
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1880-03-15
- Erscheinungsdatum
- 15.03.1880
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18800315
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188003153
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18800315
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1880
- Monat1880-03
- Tag1880-03-15
- Monat1880-03
- Jahr1880
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
der Börsenvereins-Vorstand versucht hat, die Interessen desselben auf Grund der von den Unterrichtsministerien Preußens und Bayerns geschaffenen Situation zu wahren, ist durch die veröffent lichten Aktenstücke bekannt geworden. Es ist zu hoffen, daß auf dem eingeschlagenen Wege die erstrebte Einheit erzielt werden wird. Conferenzen von Gelehrten versprechen keinen Erfolg. Daß die letzten Reichstagsverhandlungen die Sache gefördert haben, wird Niemand behaupten. Als das Einfachste und Natür lichste muß es erscheinen, wenn auf der preußisch-bayerischen Grundlage ein Einverständniß zwischen den übrigen Regierungen erstrebt wird. Diese Grundlage ist das Resultat lang jähriger Arbeiten. Ihre Anfänge reichen in das Jahr 1872 zurück, wo die in Dresden abgehaltene Conferenz von Delegirten der deut schen Schulverwaltungen die Herstellung einer einheitlichen Rege lung des orthographischen Unterrichts in allen Schulen Deutschlands in Anregung brachte. Auf den Vorschlag dieser Conferenz und unter Zustimmung der deutschen Bundesregierungen wurde der Professor R. von Raumer beauftragt, eine dieser Einigung zu Grunde zu legende Vorlage auszuarbeiten. Der Genannte hatte durch seine epochemachenden Abhandlungen sich das Ver dienst erworben, gegenüber extremen, historischen und phone tischen Bestrebungen die Berechtigung des gemeinsamen Schreib gebrauchs in seinem Zusammenhänge mit der gemeinsamen Schriftsprache wissenschaftlich nachzuweisen und dadurch zugleich die Gesichtspunkte festzustellen, nach welchen über schwankende Schreib weisen Entscheidung zu treffen ist, und Schreibweisen, welche den Grundsätzen des gemeinsamen Schreibgebrauches widersprechen, innerhalb Wohl erwogener Grenzen zu berichtigen sind. Diese Vorlagen bildeten die Grundlage der Verhandlungen der von dem Staatsminister Falk im Januar 1876 berufenen Berliner ortho graphischen Conferenz. Der Verlauf derselben entsprach nicht den gehegten Erwartungen; die geringen und schwankenden Majori täten, auf welchen die Beschlüsse der Conferenz beruhten, konnten nicht geeignet erscheinen, eine Einigung hervorzurufen, sondern mußten vielmehr die Gegensätze in ihrem unveränderten Bestände zeigen und sogar schärfen. Aus diesem Grunde unterließ der Staats minister Falk weitere Schritte zur Regelung des Schulunterrichts in der Orthographie zu thun; er wollte vielmehr abwarten, ob nicht durch die an die Publication der Conferenzverhandlungen sich an schließenden weiteren Erörterungen des Gegenstandes die Ansichten sich klären und der Einigung nähern würden. Dieser Erfolg trat ein. Die Raumer'schen Grundsätze fanden zunehmende Anerkennung. Am 2. August v. I. publicirte das kaiserl. oesterreichische Unterrichts ministerium ein auf Grund der Raumer'schen Vorlage ausgearbei tetes Buch für den orthographischen Unterricht zunächst in den Volksschulen; am 21. September v. I. brachte das bayerische Staats ministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten ein auf denselben Grundsätzen beruhendes, in einzelnen Punkten aber von dem oesterreichischen abweichendes Buch zur Einführung an allen bayerischen Schulen. Der Verordnung des bayerischen Mini steriums war eine Correspondenz desselben mit dem Staatsminister Falk vorausgegangen, welche das beiderseitige vollständige Ein verständniß über die einzuhaltenden Grundsätze constatirte. In die sem Stadium fand der Nachfolger Falk's diese Angelegenheit vor, welche von ihm in der bekannten Weise weiter geführt ist durch seine Erlasse vom 21. Januar d. I. und durch die Publication des ortho graphischen Regelbüchleins und Wörterverzeichnisses für die Schulen des Königreichs Preußen. Wie die Bekanntmachung des Börsenver- eins-Vorstandes vom21.Febr. bereits erwähnte, hatder Herr Reichs kanzler auf Ersuchen des preußischen Herrn Unterrichtsministers die ihm von diesem gegebene Darstellung der bisherigen Vorgänge und der gegenwärtigen Sachlage den übrigen Bundesregierungen zur Kenntnißnahme mitgetheilt und denselben die Frage vorgelegt, ob, bei der wesentlichen Förderung, welche die Annahme eines ein heitlichen Systems der deutschen Schulorthographie bereits erfahren hat, auf der gewonnenen Grundlage die gleichmäßige Regelung des Gegenstandes für alle Theile des Reichsgebietes herbeizuführen wäre. Aus dieser Darlegung der thatsächlichen Verhältnisse läßt sich u. a. ersehen, daß ein Antagonismus des Reichskanzlers gegen die Maßnahmen des preußischen Unterrichtsministers bezüglich der einheitlichen Gestaltung der Schulorthographie nicht besteht, daß vielmehr von der Seite des ersteren Schritte gethan sind, um den für Preußen geltenden Grundsätzen auch in den übrigen deutschen Staaten Geltung zu verschaffen. Der inzwischen veröffentlichte Wortlaut des Erlasses des Reichskanzlers vom 28. Februar be kundet, daß die Schulorthographie gar nicht Gegenstand des selben ist, sondern daß er sich nur auf die dienstliche Correspon denz der Reichsbehörden bezieht, für welche die bisherige Ortho graphie so lange festgehalten werden soll, bis im Wege der Reichs gesetzgebung oder einstimmiger amtlicher Vereinbarung eine Ab änderung herbeigeführt sein wird. Möchte diese Darlegung zur Beseitigung von irrigen Auf fassungen beitragen und die Hoffnung befestigen, daß auf dem ein geschlagenen Wege eine einheitliche deutsche Schulorthographie er reicht werde. Nach und nach wird sich diese dann auch außerhalb der Schule naturgemäß verbreiten. Dieser Prozeß würde sich wesent lich beschleunigen, wenn durch die Reichsgesetzgebung oder auf deni Wege amtlicher Vereinbarung auch eine der Schulorthographie ent sprechende Schreibung für die Reichsbehörden angeordnet werden sollte. Der Buchhandel würde sich für befriedigt erklären können, wenn zunächst eine das ganze deutsche Sprachgebiet umfassende ein heitliche Schulorthographie erreicht wird. X. „Das war die orthographielose, die schreckliche Zeit" — also werden die Epigonen des deutschen Buchhandels, das Wort des Dichters parodirend, das jetzige orthographische Inter regnum charakterisiren. Als ein solches muß es bezeichnet werden, da wir thatsächlichkeine „ deutsche" Orthographie mehr haben, wohl aber eine preußische, oesterreichische, württembergische, bayerische re. Daß dieser Zustand dem Anstürmen der durch die Presse vertretenen öffentlichen Meinung nicht wird Stand halten können, ist unzweifel haft. Die Angelegenheit gehört vor das Forum des Reichstages und muß von diesem ihre Erledigung finden. Wie lange aber wird das dauern? Inzwischen ist der Verlagshandel zur Unthätigkeit verdammt. Wer kann wissen, ob morgen nicht Maculatur, was heute in einer allerneusten ministeriellen Schreibweise gedruckt wird? Darum hüte sich Jeder, der ein druckfertiges Manuscript in Händen hat, es dem Drucker zu übergeben. Er warte hübsch, bis er genau weiß, ob er es abse-tzen, -sez-zen oder -set-zen lassen kann. Mit einem Worte: Ehe wir keine deutsche Orthographie haben, kann der deutsche Buchhandel, will er sein Geld nicht zum Fenster hinauswerfen, durch Nichtsthun und Abwarten das meiste Geld verdienen. .. z-. Pcrsonalnachrichten. Am 10. März feierte Herr Oftomar Vierling in Görlitz das 25jährige Bestehen seiner Firma, die nicht allein Sortiment und Verlag, sondern auch Buchdruckerei und den Besitz der „Nieder schlesischen Zeitung", die auch bald 25 Jahre besteht, umfaßt. Alle die dem Jubilar im Buchhandel näher traten, werden ihm wegen seines milden und würdigen Wesens Freundschaft und Verehrung zollen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder