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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.03.1880
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1880-03-31
- Erscheinungsdatum
- 31.03.1880
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- Deutsch
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Unter den obenerwähnten erschwerenden Umständen mußte die Franz Kugler'sche „Geschichte Friedrich's des Großen" mit über 400 Originalillustrationen von Adolf Menzel als ein wirk liches Wagstück betrachtet werden. Die Holzschneidekunst in Leipzig war damals eigentlich nur durch einen strebsamen Anfänger, Ed. Kretzschmar, vertreten, während die wenigen tüchtigen Kräfte in Berlin, Unzelmann und die Gebrüder Vogel voran, stets stark beschäftigt waren. Es mußte deshalb Zuflucht zu den besten englischen und französischen Tylographen genommen werden. Man denke sich jedoch den Schrecken des Verlegers, als die Probedrucke, trotz der vorzüglichen Technik in der Ausführung derSchnitte, unter welcher jedoch die künstlerische Eigenart Menzel's verloren gegan gen war, von letzterm mit seinen drastischen Randbemerkungen zu rückkamen, die ungefähr besagten: „Lieber jeden andernTvd erleiden, als sich von französischen oder englischen Messern zerfleischen lassen." Die theuern Holzschnitte wurden zum Theil dem Feuer geopfert. Hiermit war jedoch zugleich ein Wendepunkt für die Holzschneide kunst in Deutschland bezeichnet. Die Noth zwang zu energischen Maßregeln. Namentlich setzte Ed. Kretzschmar, dessen Name und Bestrebungen im Interesse der deutschen Xylographie so eng mit den Weber'schen Unternehmungen verknüpft sind, daß wir ihn fast als den Planeten Weber's bezeichnen können, der Licht und Wärme von ihm erhielt, jetzt alle Kräfte daran, tüchtige Xylographen zu bil den, die selbst die strengsten Anforderungen eines Menzel befrie digen konnten, welcher den Holzschneidern mit seinen sie öfter zur Verzweiflung bringenden Aufgaben derselbe Knecht Ruprecht war wie Weber den Buchdruckern, bis auch jene einsahen, daß es für den Muthigen keine unübersteiglichen Hindernisse gibt. Durch An strengungen aller Betheiligten, wobei die Firma F. A. Brockhaus, speciell der damalige Leiter der technischen Abtheilungen des Ge schästs, der 1865 verstorbene Friedrich Brockhaus, nicht vergessen werden darf, gelang das Werk und wird durch Jahrhunderte als ein Denkmal der wiedererstandenen deutschen xylographischen und Druckkunst dastehen. Wie seiner Zeit das „ksrm^ Ua»a/ius" bei Weber gezündet hatte, so ließ ihm selbstverständlich auch das Erscheinen der „IUW- strs-tsä lEitou disws" und der Pariser „Illustration" keine Ruhe, bis er im Juli 1843 die erste Nummer der Leipziger „Jllustrirten Zeitung" folgen lassen konnte. Aus dem, was wir oben gesagt haben wird man beurtheilen können, daß die zu überwindenden Schwierig keiten außerordentlich große waren; aber der erste und schwierigste Schritt war gethan und der Weg gebahnt. Anfänglich mußte das Ausland zum wesentlichen Theil mit Clichös aushelfen, doch dauerte diese Abhängigkeit nicht lange. Das Atelier Kretzschmar's wurde ganz für die Bedürfnisse der „Jllustrirten Zeitung" eingerichtet und ging nach lem Tode Kretzschmar's 1858 in den Besitz der Expe dition der „Jllustrirten Zeitung" über. Dasselbe beschäftigt regel mäßig etwa 40 Holzschneider. Zahlreiche Schüler, von welchen manche der Kunst volle Ehre machen, gingen aus demselben hervor Ueber die „Jllustrirte Zeitung" selbst haben wir nicht viele Worte nöthig. Sie hat alle ihre ältern und jüngern Schwestern mit Ausnahme der „lUustratsä Uonäon Novs" bei weitem über flügelt, und wenn die englische Rivalin, in deren etwas überschweng lichem Lob Weber auf Kosten seines eigenen Unternehmens und der dabei Betheiligten unermüdlich war, in gewisser Beziehung ein Uebergewicht hat und behalten wird, so liegt dies zunächst darin, daß das englische Blatt die großen Weltinteressen des reichsten Volkes der Erdevertritt und demgemäß Kosten anwenden kann, hinter welchen die große Summe, swelche eine Nummer der „Jllustrirten Zeitung" beansprucht, doch zurückbleibt. Dies sind Thatsachen, die selbst der genialste aller Verleger nicht würde ändern können. Tragen wir jedoch den deutschen Verhältnissen Rechnung, jo müssen wir sagen, daß Weber ein weit schwereres Stück Arbeit gehabt hat, als seine ausländischen Concurrenten, und daß er wohl Niemandem mehr Unrecht gethan hat, als sich selbst, wenn das Geleistete ihn nicht befriedigte. Dies wurde auch in mannigfacher Weise anerkannt; der Kaiser von Oesterreich voran gab nur dem allgemeinen Urtheil Ausdruck, als er anläßlich des Erscheinens des 50. Bandes der „Jllustrirten Zeitung" Weber den Franz-Josephs-Orden verlieh. In einem Punkt kann sich Weber mit Jedem getrost messen Nie hat er die Macht, die der Besitz eines großen Organs unleug bar verleiht, gemißbraucht, nie ist ihm sein Blatt für Gunst und Gabe irgend einer Art feil gewesen. Nie ist er einen Schritt von einer politischen Ueberzeugung, die vielleicht nicht immer die rich tige war, gewichen. Hat Weber aber jemals Neigung zu einer ge wissen Parteilichkeit gezeigt, so wurzelte diese in dem edelsten der Beweggründe, der Liebe zu seinem Vaterland. Eifrig war er be müht, die Vorzüge der Schweiz bei jedem sich bietenden Anlaß in weitern Kreisen durch die „Jllustrirte Zeitung" bekannt zu machen, und wenn auch die bleibenden Eindrücke, die er in seiner Jugend von Frankreich empfangen, und das langjährige Wirken in Deutsch land einen kosmopolitischen Zug in Weber's Charakter zur Folge gehabt hatten, so blieb er doch in erster Linie ein treuer Sohn der theuern Mutter Helvetia. Welch einen Schatz die „JllustrirteZeitung" unter den40,000 Bildern in ihren 74 Bänden birgt, welch eine reiche Quelle zur Kenntniß der jetzigen Zeit die kommende in ihr besitzt, das merkt man erst recht durch die aus der Zeitung hervorgegangenen Unter nehmungen, die „Kriegschroniken" der Jahre 1849, 1864, 1866, 1870/71 und 1876 — 78; ganz besonders aber bezeugen die in jüngster Zeit begonnenen „Meisterwerke der Holzschneidekunst", welche Stufe die Zeichen-, Holzschneide- und Druckkunst in Deutsch land heute einnimmt. Als ein weiteres aus der „Jllustrirten Zei tung" entsprungenes Unternehmen sei noch der bereits in 35 Jahr gängen vorliegende „Jllustrirte Kalender" erwähnt. Diese Thätigkeit konnte wohl als eine genügende für die ganze Kraft eines ganzen Mannes gelten, aber Weber's nie ruhender Unternehmungsgeist ließ sich nicht innerhalb fester Schranken bannen. So entstand neben den erwähnten Unternehmungen eine große Anzahl zum Theil bedeutender illustrirter Werke, darunter: Pöppig's „Naturgeschichte", 4Bde. inFolio;Schomburgk's „Reisen in Britisch-Guiana"; Tschudi's treffliches „Thierleben der Alpen welt" (10. Ausl. 1875); Schöppner's „Hausschatz der Länder- und Völkerkunde", 2 Bde.; Klencke's „Die Verfälschung der Nahrungs mittel" u. a. m. Ein von Weber mit besonderer Vorliebe gepflegtes Unternehmen sind die „Jllustrirten Katechismen", bis jetzt 90 Bänd chen, die, mit Energie fortgesetzt, eine für die Volksbildung wichtige Sammlung bilden werden. Auch nach anderer Richtung hin war Weber's Verleger- thätigkeit eine umfangreiche, sein eigentliches Element bildeten aber die durch ihn selbst hervorgerusenen illustrirten Unternehmungen. Eine besondere Aufmerksamkeit widmete er der dramatischen und dramaturgischen Literatur, ohne jedoch damit einer persönlichen Neigung zu folgen, denn das Leipziger Theater hat ihn schwerlich mehr als einmal gesehen, und das war bei der feierlichen Eröff nung des neuen Gebäudes, welches er als schweizerischer Consul pflichtschuldigst beiwohnen mußte. Zahlreiche Werke von Benedix, Laube, Ed. Devrient, Prutz, Mosenthal erschienen in seinem Verlag. Die freimaurerische Literatur hatte in Weber einen eifrigen För derer. Sein erstes bedeutendes Verlagswerk war des pseudonymen Acerellos „Geschichte der Freimaurerei"; von der Zeitschrift „Latomia" erschienen 29 Bände. Seine aufrichtige Liebe für den Buchhandel veranlaßte, namentlich zu Anfang seiner buchhänd lerischen Laufbahn, eine Anzahl von Unternehmungen, die speciell 183*
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