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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.02.1885
- Strukturtyp
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- 1885-02-23
- Erscheinungsdatum
- 23.02.1885
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- Deutsch
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44, 23. Februar. Nichtamtlicher Teil. 867 Ob aber manchem sogenannten Liebhaber das hier Gebo tene nicht auch das Wichtigste am Buche, — diese Frage dürfte vielleicht nicht ganz unberechtigt sein. In der That gehört ja auch der typographische und überhaupt der graphische Schmuck eines Buches zu wesentlichen Erfordernissen, welche einem das selbe lieb und angenehm machen, und in gewisser Weise mehr Wert als das Wort: „Kleider machen Leute" würde das haben: „Die Graphik macht das Buch!" Wenigstens spielt sie eine wichtigere Rolle als Einband und meist auch Papier. Nur die Menge urteilt nach dem Äußern. Der Kenner prüft den Inhalt. — Dem Inhalt aber wird heutzutage mehr und mehr, grade was Bücher anlangt, das Äußere, namentlich auch die Graphik angepaßt und selbst ein Laie kann hier oft zutref fend einen Rückschluß von dem Äußeren auf den Inhalt machen, beinahe mit mehr Sicherheit, als wenn er von den Kleidern auf die Leute schließen wollte. Eine Dosis Ironie liegt natürlich in den einem wie in dem anderen Wort, den» selbst wenn alle graphischen Künste (wie es leider wohl noch oft genug Vorkommen mag) sich herbei ließen, einem litterarisch unvollkommenen Werk aus die Beine zu helfen, so würden dem Kenner die tieferen Mängel doch nie verborgen bleiben. In dieser Hinsicht drängt sich unwillkürlich zuweilen der Gedanke aus, ob in der prachtvollen Ausstattung mancher Bücher des Guten nicht etwas zu viel geschähe. — Hier aber komme ich zu sehr vom Wege ab. Ich kehre zu der Aus stellung in der Buchhändlerbörse zurück. Auch hier sieht man in der langen Reihe von Jahrhun derten gar manches Prachtblatt, prächtig wenigstens für die Zeiten, aus denen es hervorging. Viele der schönsten Perlen aber der Weißenbachschen Sammlung dürften, da wie bereits angedeutet bei einer Auswahl von 25 000 Blatt — so hoch wird die ganze Sammlung geschätzt — eine Beschränkung aus einzelne Zweige durchaus geboten erschien, dem Beschauer nichts destoweniger vorenthalten sein. So mußte man aus den An blick der herrlichen Miniaturen und Initialen, wie sie vor Er findung der Buchdruckerkunst (freilich auch noch lange nachher) bekanntlich den schönsten Schmuck der Bücher bildeten und die hier nur vereinzelt vertreten, leider im ganzen verzichten. Um so vollständiger waren Proben aus den ersten Zeiten der Buch druckerkunst zur Anschauung gebracht. Aus dem fünfzehnten Jahrhundert tritt da selbstver ständlich mehrfach der große Name Gutenbergs hervor, dessen berühmte zweiundvierzigzeilige Bibel in Folio wohl alle übrigen ersten Drucke an Eleganz übertrifst. Man nimmt an, daß die selbe 1454 und 55 gedruckt worden. — In gleicher Weise fie len u. a. eine bei Fust und Schöffer I4S5 in Mainz ge druckte Ciceroausgabe und ähnliche Werke aus. Durch teilweise vorzügliche Holzschnitttitel, wie solche im fünfzehnten Jahrhun dert sehr üblich gewesen zu sein scheinen, that sich u. a. her vor Pasquier Bonhomme (1488). Allerdings sind die Holzschnitte von ungleichem Wert. — Eine 1494 in Paris bei Vsrard gedruckte Ausgabe des »Lancelot«: sticht vor allem durch farbenprächtige Illumination in die Augen. — Venedig und Bologna fielen in Drucken von 1490 rc. durch wirklich kunstvolle Randverzierungen aus. Bei weitem reicher noch als das fünfzehnte Jahrhundert ist natürlich das sechzehnte Jahrhundert durch Titelproben vertreten. Unwillkürlich aber fesselt uns mehr die Gewandtheit der zeichnenden Künstler, als der nicht überall gleichen Schritt mit diese» haltenden Buchdrucker. Ein wahrer Wetteifer der Kunst entwickelt sich in Städten wie Basel, Frankfurt a. M., Nürnberg, Straßburg, Paris, Lyon u. a. m. In Basel strahlen die Namen der Buchdrucker Joh. Froben (1460—1527), Joh. Oporin, eigentlich Herbster i.1507—68), der seine Gelehrsamkeit als Professor seit 1549 der Buchdruckcrei zugute kommen ließ, Guarin, und wie sie alle heißen, mehr aber noch die Namen der Künstler, die sie beschäftigten, wie Hans Holbein d. I. (besonders berühmt durch sein Totentanzalphabct), Meister Joh. Calcar und vor allem Meister Stimmer. Diese bedeutenden Maler, resp. Zeichner waren übrigens, wie namentlich auch der letztgenannte, für Offizinen in anderen Städten, z. B. Frankfurt und Straßburg beschäftigt. In Frankfurt ragt als Buchhändler, resp. Verleger Sieg mund Feyerabend hervor. Auch er arbeitete Hand in Hand mit den berühmtesten Holzschneidern seiner Zeit. Von nicht genannten Namen sind hervorzuheben Jost Amman (1539 — 91), den man allenfalls den Wilh. Busch seiner Zeit nennen könnte (wie z. B. seine Illustrationen zu einer höchst seltenen, freilich nicht für Damenhände berechneten und auch hier wohl schwerlich vertretenen lateinischen Ausgabe des Till Eulenspiegel beweisen) und der kaum minder bekannte, aber kaum gleich ge wandte Virgil Solls (1514—62). Mainz ist u. a. bemerkenswert durch einen bereits 1537 zugleich rot und schwarz bedruckten Titel. Die Anwendung dieses zweifachen Druckes bei Titeln kommt aber vielleicht schon früher vor. In Nürnberg sind zu bemerken als Buchhändler Anton Koberger (1473 — 1513), als Künstler außer den genannten Amman und Virgil Solis der bedeutendste von allen, Albrccht Dürer (1471—1528), der außer durch seine schwungvollen Illustrationen bekanntlich auch durch Vervollkommnung der Druckschrift nicht geringe Verdienste sich erworben, daneben der Illustrator und Formstecher Springinklee. — Eine in der Sammlung vorhandene Titelzeichnung der »Kunst des Fechtens« würde Referent unbedingt Dürer zugcschrieben haben, wenn er nicht eines anderen belehrt worden wäre. Straßburg zeichnet sich nicht minder als die eben ge nannten Städte aus. Auch hier erscheint der Name Tob. Stimmer, ferner Hans Baldung, Grau und Joh. Wachtlin, letzterer bereits mit Clairobscurdrucken. Wie sehr stechen doch, um es ehrlich Herauszusage», gegen die Erzeugnisse der bisher genannten Matadoren des sech zehnten Jahrhunderts die gleichwohl so berühmten Druckwerke der Wittenberger Firmen Melchior Lotter, Hans Lusst und Hans Kraft ab. Dem Kunstsinn kann es kaum impo nieren zu hören, daß Hans Lusst binnen fünfzig Jahren circa 100 000 Exemplare der Lutherschen Bibelübersetzung gedruckt haben soll, und nur der Griffel Lucas Cranachs vermag in dieser Hinsicht den Ruhm Wittenbergs ausrecht zu erhalten. Eine recht zierliche Randeinsassung lieferte er z. B. zu der 1520 bei Joh. Grünenberg in Wittenberg erschienenen »vibliu In südlicher Farbenglut leuchtet uns eine kleine 1501 bei Aldus Manutius in Venedig erschienene Virgil-Ausgabe entgegen. Schade, daß auch hier hinter dem feinen Kolorit der Vignetten und Initialen die Typographie des Textes weit zurückbleibt. Des Manutius Ausgaben sind unter der Bezeich nung »Aldinen« allgemein bekannt. In Paris thun u. a. sich hervor der schon erwähnte Antoine Vsrard und Jost Bade (Jodocus Badius) aus Asch (geb. 1462), letzterer anfänglich in Lyon. Auch dieser war 123*
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