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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.08.1929
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1929-08-06
- Erscheinungsdatum
- 06.08.1929
- Sprache
- Deutsch
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19290806
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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W 180, 8. August 1S2S, Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn.Buchhandel. Sehr viel Wert wird aus das Zeugnis gelegt, das die Volontäre im Laufe ihrer Ausbildung von den Vorgesetzten über ihre Leistun gen, allgemeine Bildung, Bücherkeuntnis und Umgang mit Kollegen und Angestellten erhalten haben. Die Kurse werden an den Open- bare Leeszaalen en Bibliotheeken in Utrecht, Groningen und Nijmegen abgehalten. Der Kursus für Bibliothekare kann nur besucht werden, nachdem das Assistentendiplom erworben ist. Diese einjährige Ausbildung liegt ganz in den Händen der Direktoren der Koninklijke Bibliotheek und der Openbare Leeszaal en Bibliotheek im Haag. Eine be sondere Ausbildung für wissenschaftliche Beamte besteht in Holland nicht. Außer vielen wissenschaftlichen Bibliotheken gibt es in Hol land in jeder Stadt von einiger Bedeutung öffentliche Lesehallen (Openbare Leeszaalen en Bibliotheeken). Von den wissenschaftlichen Bibliotheken nenne ich: »De Koninklijke Bibliotheek« im Haag, die Bibliotheken der Reichsuniversitäten in Leyden, Utrecht und Gronin- gcu, der Städtischen Universität in Amsterdam und der Römisch- Katholischen Universität in Nijmegen. Weiter die Bibliothek der Technischen Hochschule in Delft, der Handelshochschule in Rotter dam, der Landwirtschaftlichen Hochschule in Wageningen und viele wissenschaftliche Bibliotheken spezieller Art, die Bibliotheek van het Kolonial Jnstituut in Amsterdam. Unsere Openbare Leeszaalen en Bibliotheeken kann man auf der einen Seite mit den Stadtbüchereien vergleichen, weil des öfteren auch ältere Bestände vorhanden sind, auf der anderen Seite sind sie den Städtischen Bücherhallen ähnlich, insofern sie versuchen, die unteren sozialen Schichten zu erreichen. Die wenigen reinen Volks bibliotheken, die es gibt, sammeln nur hollänldische und in das Hol ländische übersetzte schöne und populärwissenschaftliche Literatur und sind allein für die werktätige Bevölkerung bestimmt. Die Openbaren Leeszaalen umfassen den größten Teil des lesenden Publikums überhaupt. Fremdsprachige und holländische schöne Literatur und wissenschaftliche Bücher aller Art werden gesammelt. Dies geschieht mit Auswahl, und es gibt überhaupt kein Institut, wo nicht das Auswahlprinzip herrscht. Die Art der Deutschen Bücherei als zentrale National-Bibliothek war mir daher nicht bekannt, und ich bewundere die deutschen Buchhändler und Verleger, die die Grund lage zu einem solchen Institut geschaffen haben. Wir besitzen in Amsterdam eine Bibliothek von der Vereinigung der Buchhändler (Vereeniging ter bevordering van de belangen des bockhandels), die etwa der Bibliothek des Börsenvereins entspricht. Dieser Verein gibt eine Zeitschrift heraus: Het Nieuwsblad voor den boekhandel, die ungefähr den Charakter des Börsenblattes hat. Die Verleger senden ein Exemplar ihrer Veröffentlichungen der Re daktion zur Aufnahme ein, bekommen das Objekt aber zurück. Eine Bibliothek, die die Aufgabe hat, das ganze Schrifttum Hollands zu sammeln, gibt es nicht. Ohne ein Pflichtexemplargesetz oder ein Abkommen mit den Verlegern, wie man> es hier mit dem Börsenverein getroffen hat, ist es auch nicht möglich, diese Aufgabe zu erfüllen. Allerdings existierte in Holland von 1881. bis 1912 etwas, das dem Pflichtexemplarzwang ähnlich sieht, jedoch dem Sinne nach wesentlich anders war und aus dem holländischen Ur heberrecht hergeleitet wurde. Artikel 10 vom Gesetz über das Ur heberrecht vom 28. Juni 1881 bestimmte nämlich, daß das Urheber recht nur in Kraft tritt, wenn der Verfasser, Verleger oder Drucker zwei Exemplare mit seiner Unterschrift, Wohnort und Erscheinungs jahr innerhalb eines Monats an das Justizministerium abgibt. Von den abgelieferten Exemplaren wurde eins der »Konink lijke Bibliotheek« im Haag zugewiesen, damit man im Falle eines Feuers an dem einen Ort noch die Gewißheit des Vorhandenseins eines anderen Exemplars hatte. Nach der Berner Konvention ist bei der Neuordnung des Gesetzes über Urheberrecht, das im Jahre 1912 in Kraft trat, diese Bedingung weggefallen. Somit müssen jetzt alle Bibliotheken, größere und kleinere, ihre Bücher vom Buchhandel beziehen, der jedoch keinen Rabatt gewährt. Für Bücher deutschen und österreichischen Ursprungs darf ein ge ringer fünfprozentiger Valutarabatt gegeben werden. Die Leihscheine der Universitätsbibliotheken und der Koninklijke Bibliotheek enthalten einen Auszug der Satzungen, in dem die Be nutzer sich verpflichten, alle Bücher, die sie künftig veröffentlichen werden, der betreffenden Bibliothek zu stiften, aber ein weiterer Zwang besteht nicht. Gibt es so auch keine Zentralbibliothek, die in einem kleinen Lande vielleicht weniger notwendig ist, so gibt es doch im Haag einen Zentralkatalog, der alle Bücher der größeren Bibliotheken nach weist. Dieser Zettel-Katalog soll nicht im Druck erscheinen wie der der Bibliotheque Nationale in Paris oder der des British Museum in London, dessen zweite Auflage man jetzt plant, oder der Preußische Gesamtkatalog, dessen Drucklegung gleichfalls beabsichtigt ist. Ein Auskunftsbureau ist mit diesem Zentralkatalog verbunden und der Leihverkehr ist sehr gut geregelt. Wir senden zum Beispiel von Dordrecht aus dorthin die Bestellungen, die wir in unserer Biblio thek nicht erledigen und deren Standort wir mit unseren Nachschlage werken, gedruckten Katalogen usw. nicht feststellen können. Die Koninklijke Bibliotheek sendet die Zettel an die betreffenden Biblio theken, wenn bei ihr selbst die gesuchten Bücher nicht vorhanden sind. Wir bekommen dann von der betreffenden Bibliothek sogleich das Objekt. Außerdem wird ein technischer Zentralkatalog an der Biblio thek der Technischen Hochschule angelegt, in dem schon viele Biblio theken von technischen Instituten und privaten Firmen vertreten sind. Bis hierher habe ich mir von Holland erzählt, ich will aber jetzt etwas von meinem Aufenthalt an der Deutschen Bücherei be richten. Beinahe zwei Jahre lang habe ich einen Austausch nach Deutsch land versucht. Ich war sehr erfreut, als ich endlich im Sommer 1928 von Herrn Direktor vr. Uhlendahl die Nachricht bekam, daß ich mit Anfang des Jahres 1929 für sechs Monate an der Deutschen Bücherei in Leipzig — der Bücherstadt — arbeiten dürste. Meine Freude habe ich nicht bereut, da ich vom ersten Tage an mich in der Bücherei wohlgefühlt habe und mir jeder dort freundlich entgegenkam. Am 4. Januar erhielt ich die ersten Eindrücke von der Deut schen Bücherei. Zu einer Zeit, wo ich in Holland noch nicht an die Pflichten des Tages denke, morgens um halb acht Uhr, machte ich mich auf den Weg zu meiner neuen Arbeitsstätte; die Straßenlaternen brannten noch und brannten schon wieder, als ich nach achteinhalber Stunde Dienstzeit die Bücherei verließ. Eine so lange Arbeitszeit ohne Pause ist in Holland unbekannt. In der Deutschen Bücherei ersetzt ein kurzes Mittagessen im Erfrischungsraum ein wenig die notwendige Ausspannung. Ich wurde sogleich am ersten Morgen durch das ganze Haus geführt, und ich war begeistert von dem modernen und für eine Bibliothek so zweckmäßig eingerichteten Gebäude. Die geschmackvolle Einfachheit des Hauses sticht angenehm gegen die überladene Auf machung älterer Gebäude ab. Die Heizungs- und Luftreinigungs anlagen für die Lesesäle entsprechen den heutigen Forderungen der Hygiene und zahlreiche Bequemlichkeiten bibliothekstechnischer Art sind angebracht worden. Daß die Rohrpost nicht benutzt wird, ist nur ein vorübergehender Zustand. Herr Direktor Uhlendahl hatte meine Arbeit so eingerichtet, daß ich jeden Monat in einer anderen Abteilung arbeitete. Meine Tätigkeit begann in der Zugan-gsstelle. Die Verleger-Kartothek ist eine Einrichtung, die auch in Holland unbekannt ist. Das Ordnen der blauen Karten hat mir im Anfang schwere Sorgen bereitet. Ohne die immer wieder gern gegebene Hilfe hätte ich das Ordnen nie mals gelernt. Die deutschen Buchstaben konnte ich nicht gut lesen und daß das Ordnungswort nicht vorangestellt war, machte mir immer neues Kopfzerbrechen. Man soll »Drei Masken Verlag« unter Drei, »Buchdruckerei Concordia« unter Concordia und »Wil helm und Bertha von Baensch Stiftung« unter Baeusch stellen. Nicht nur für die Verleger, sondern auch für viele bibliothekarische Zwecke ist diese Kartothek zweifellos von sehr großem Wert. Sehr praktisch ist, daß die Bücher schon beim Eingehen nach Formaten getrennt werden. Als ich im Februar in die Zeitschriftenftelle kam, war ich glück licherweise schon ein wenig eingelebt und das Zettelordnen fiel mir nicht mehr so schwer. Die Bearbeitung der Zeitschriften wird un gefähr gehandhabt wie man das auch in Holland gewöhnt ist, aber ein täglicher Eingang von etwa 1000 Heften ist bei uns wohl unerhört. Die Größe und die praktische Einteilung der Fortsetzungszettel erleichtern die Arbeit; unsere Zettel sind meistens kleiner und da durch nicht so übersichtlich. Die bei der großen Anzahl von Zeit schriften besonders notwendige Eingangskontrolle durch rote und gelbe Reiter war mir nichts Neues. Der dritte Monat war speziell geeignet, mich in der Bücherei herumzuführen und mit allen Abteilungen bekannt zu machen: er gehörte dem Signierdienst. Einen Signier d i e n st wie hier kennen wir in Holland nicht. Im Anfang wußte ich noch nicht, wieviele Schwierigkeiten solche Bllcher-Bestellzettel in sich bergen und ich hielt es für unmöglich, daß trotz einer so schönen biblio graphischen Handbibliothek von etwa 6000 Bänden noch manche Titel unauffindbar bleiben. Die Zettel sind teilweise sehr ungenau ausge füllt. Offenbar lesen die Benutzer meistens weder 8 0 der Be nutzungsordnung noch den Kopf des Bestellzettels. Es macht frei lich Freude, wenn man nach vielem Suchen eine schwierige Bestellung 849
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