Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.11.1892
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1892-11-10
- Erscheinungsdatum
- 10.11.1892
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18921110
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189211108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18921110
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1892
- Monat1892-11
- Tag1892-11-10
- Monat1892-11
- Jahr1892
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Die Folge war, daß das Berliner Sortiment seine Rabatt anerbietungen auch den Behörden und dem bücherkausenden Publi- tum in der Provinz machte, um durch den so gewonnenen höheren Umsatz den Ausfall im Berliner Geschäft zu decken. Wir bitten Ew. Excellenz, aus solchen Verhältnissen er sehen zu wollen, daß ein hoher Rabatt ein geschäftlich ungesunder ist; denn jede Preisunterbietung ruft wieder weitere hervor; aber schon die allgemeine Ausdehnung eines Rabattes aus 10"/, muß den Untergang einer jeden Sortiments-Handlung herbeisühren, da der verbleibende kleine Gewinn zum Leben und zur kräftigen Weitersührung eines Geschäftes nicht ausreicht. Sind die Folgen einer zu weit gehenden Rabattgewährung in Berlin auch nicht so fühlbar und sichtbar, so haben die Berliner Handlungen dieses der Größe der Reich-Hauptstadt mit ihren mannigfaltigen litterarischen Bedürfnissen, der großen Anzahl mit reichen Mitteln ausgestatteter Bibliotheken und den vielen wissenschaftlichen An stalten zu verdanken. Dadurch, wie durch die von den Behörden geförderte Anziehungskraft aus die Provinzialkundschaft, wird in Berlin ein so großer Umsatz erzielt, daß der unter gewöhnlichen Verhältnisse» verbleibende kleine Gewinn so ausreichend wird, daß die Berliner Geschäfte auch bei einem höheren Rabatt bestehen können. Dazu kommt noch, daß ein großer Teil der den Berliner Handlungen zukommenden Aust rüge aus antiquarischem Wege aus geführt wird. Die antiquarischen Preise und Bezugsquellen entziehen sich jeder Kontrolle des Auftraggebers, und es wird bei Lieferungen dieser Art das wieder in ungleich höheren Prozentsätzen ge wonnen, was bei dem reinen Sortimentsbetrieb mit neuen Büchern durch den verlangte» und gewährten hohen Rabatt verloren geht. Das Provinzial-Sortiment mit seinem verhältnismäßig ge. ringeren Umsatz hat zur Grundlage seines Geschäftsbetriebs den Ladenpreis. Unter der Festhaltung des Ladenpreises hat sich der deutsche Buchhandel seit 100 Jahren entwickelt und seine jetzige Gestaltung gewonnen. Bei feststehendem Ladenpreis kann man ein Buch in Conftanz zu demselben Preise kaufen, wie in Memel. Der mit anderen Waren arbeitende Kaufmann bestimmt die Preise seiner Waren nach deren Absatzsähigkeit, nach der wechselnden Mode, nach seinen Bezugsbedingungen und nach den Spesen, die aus seiner Ware ruhen; dem Buchhändler ist es dagegen nicht gestattet de» Preis seiner Bücher beliebig zu er höhen; sür ihn ist der vom Verleger festgesetzte Ladenpreis allein maßgebend. Darin liegt ein großer und wirksamer Schutz gegen jede llebersorderung, und billigerweise sollte man schon deswegen dem Buchhändler keine Abzüge machen, weil er anderseitig keine Ausschläge machen darf und kann. Nur unter der Herrschaft des Ladenpreises konnte sich auch der deutsche Verlagsbuchhandel zu der achtunggebietenden Stel lung ausschwingen, aus der er heute steht, und nur aus Unkennt nis der Thatsache» rühmt man die Verlagsthätigkeit anderer Staaten und insbesondere Frankreichs, von der man namentlich behauptet, daß sie Bücher zu niedrigeren, als in Deutschland üblichen Preisen herstelle. Billig sind in Frankreich nur die Romane, da sie — besonders wegen ihrer pikanten Schreib weise — einen so großen Weltabsatz haben, wie er mit deutschen Romanen nicht zu erzielen ist. (Trotzdem giebt es aber auch sehr viele deutsche Romane, die gut und billig sind.) Die litterarische Verlagsthätigkeit Frankreichs auf wissen schaftlichem Gebiete dagegen steht unbestritten weit hinter der von Deutschland zurück, sowohl in der Anzahl und Mannigfaltig keit der Unternehmungen, wie auch in der Absatzsähigkeit der litterarischen Erzeugnisse. Um die französische Verlagsthätigkeit zu heben, greift der Staal mit seinen reichen Mitteln gar ost fördernd ein. Die bekannteste Unterstützung ist die, daß er die zahlreichen Bibliotheken, die in Paris und in den Departements auf Staatskosten unterhalten werden, anweist, dieses oder jenes Vcrlagswerk anzuschassen. Eine solche kräftige staatliche Unterstützung kennt man in Neunundfünfzigster Jahrgang. Deutschland nicht und es steht der deutsche Berlagshand el nur aus eignen Füßen. Ermöglicht ist dieses aber nur durch sdie unter dem Schutze des Ladenpreises arbeitenden und überall verbreiteten deutschen Sortimentshandlungen, die in unermüdlicher Weise bemüht find die neuen Bücher allseitig bekannt zu machen und zum Absatz zu bringen. Wenn der deutsche Sortiments handel nicht mehr in der Lage ist diese Ausgabe zu erfüllen, dann muß auch die deutsche Verlagsthätigkeit verkümmern. In Frankreich bestehen die buchhändlerischen Einrichtungen, wie sie der deutsche Buchhandel hat, nicht, und es hat sich des halb auch der Sortimentshandel — namentlich der der Provinz — niemals so entwickeln können, um der Verbreitung der Litteratur wesentliche Dienste zu thun; der französische Sortimentshändler verkauft neben seinen Schreibmaterialien nur noch Romane. Zeit schriften. Gebet-, Koch- und Schulbücher; um wissenschaftliche Werke bekümmert er sich gar nicht; wer ein solches Werk not wendig hat, bezieht es von dem Pariser Verleger, wenn ihm derselbe bekannt ist und zwar ohne, daß ihm Gelegenheit geboten ist zu prüfen, ob das Werk auch für seine Zwecke paßt, und ohne daß es ihm möglich ist gleichartige Werke miteinander zu ver gleichen. Der französische Verlagshandel beklagt schon seit langer Zeit, daß ihm namentlich in der Provinz das ihn mit dem Publikum verbindende Mittelglied fehle; außer der Reklame und dem In serat besitzt er keine Mittel, um seine Verlagsartikel genügend bekannt zu machen. Mit aus diesem Grunde ist für den fran zösischen Verlagshandel jetzt eine schwere Krisis herangckommen. Unter den Mitteln zur Bekämpfung derselben steht in erster Linie die Belebung des Provinzial-Sortimentsbuchhandels. um denselben der Verbreitung der Litteratur nutzbar zu machen. Die Verhandlungen über diese buchhändlerischen Reformbe strebungen in Frankreich sind eben im Gange und werden Ew. Excellenz Vondenselben unterrichtet sein. Nicht so unterrichtet dürsten vielleicht Ew. Excellenz davon sein, daß der deutsche Provinzial- Sortimentsbuchhandel auch eine internationale Bedeutung in sofern Hai. als vornehmlich ans seiner Schule Männer hervor gegangen sind, die deutsche Buchhandlungen in den fernste» Ländern gegründet und sich großes Ansehen verschafft haben. — In ganz Deutschland haben wir keine selbständigen Buchhändler englischer, französischer, russischer und italienischer Nationalität; wohl aber genießen die deutschen Buchhandlungen in Frankreich, England, Amerika, Italien, Rußland, im Orient und anderwärts und zwar besonders in der wissenschaftlichen Welt dieser Länder eine hohe Bedeutung; denn sie vermitteln nicht nur die Verbreitung deutscher Litteratur im Original wie in Uebertragung, sie werden auch betraut mit der Besorgung der ganzen fremdländischen Litteratur. Durch die Schulung, die sie im deutschen Sortiment, namentlich im Provinzial-Sortiment empfingen, sind sie besonders befähigt die ihnen im Ausland zukommenden Ausgabe» zu lösen und be fruchtend und bildend auf andere Nationen einzuwirken. Wir bitten Ew. Excellenz ganz ergebenst, aus alldem ent nehmen zu wollen, daß unser deutsches Provinzial-Sortiment es wohl verdient, auch von staatlicher Seite so geschützt zu werden, daß es sich lebenskräftig erhalten kann. Dieses ist aber nicht möglich, wenn die staatlichen Be hörden bei dem Bezug wissenschaftlicher Bücher, von welchen der Sortimenter selbst nur 25"/, Rabatt erhält, 10"/, Rabatt be anspruchen; denn die Geschäftsspesen eines jeden größeren Ge schäftes bewegen sich zwischen 15—20"/, vom Gesamt-Brutto- Umsatz. Selbstverständlich werden die Sortimenter kleiner Land städte keine so bedeutende Spesen- und Arbeitslast haben; aber die Berliner Sortimenter und die der größeren Städte der Provinz haben mit solchen außergewöhnlichen hohe» Geschäfts kosten thatsächlich zu kämpfen; dieselben lassen sich gar nicht ver gleichen mit denen anderer kaufmännischer Geschäfte gleichen Um fanges. (Ueberhaupt läßt sich die Eigenart des Buchhandels 829
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder