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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.05.1895
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1895-05-14
- Erscheinungsdatum
- 14.05.1895
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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wurden bereits Ende vorigen Jahres in unserer Mitteilung mit den ihnen von dem Herrn Kollegen beigegebenen Be gründungen den Vereinen vorgelegt. Wenn schon in geschäftlich günstigen Zeiten die Beunruhigung eines Berufes durch gesetzliche, in seine ruhige Entwicklung ein greifende Maßregeln sehr bedenklich ist, so ist sie es in Zeiten allgemein ungünstiger geschäftlicher Verhältnisse, wie wir sie zu ertragen haben, in besonderer Weise. Sie wissen alle, meine Herren, welche Verhandlungen seit langer Zeit bei den gesetzgebenden Stellen gepflogen werden, die, wenn sie zum Gesetz werden, tief in unsere ge schäftlichen Verhältnisse eingreifen. Es ist dem Vorstande des Börsenvereins zu danken, daß er als der berufenste Vertreter des deutschen Buchhandels nicht versäumt hat, seine Stimme warnend und bittend zu erheben. Aus diesem Berichte über die Gegenstände, die uns zur Behandlung Vorgelegen haben, ersehen Sie, verehrte Herren, daß ein Jahr mit wichtigen und in ihrer Durchführung sehr zeitraubenden Arbeiten hinter uns liegt. Ob wir in der Art und Weise, ivie wir an den uns gestellten Aufgaben ge arbeitet haben, Ihren Absichten entsprochen haben, werden wir heute von Ihnen erfahren. Eins bitten wir bei Ihrer Beurteilung unsrer Thätigkeit nicht aus dem Auge lassen zu wollen: alle diese unfern Beruf betreffenden Aufgaben lassen nur mühsam sich lösen, indem vorsichtig Stein um Stein bearbeitet und gelegt wird; sollen doch Einrichtungen getroffen werden, die gegenüber den in unserm Stande, wie vielleicht in keinem andern, so überaus verschiedenen Ansprüchen und Bedürfnissen einzelner Glieder dem allgemeinen Nutzen und Bedürfnis entsprechen. Dies legt im Gegensatz zu dein an sich berechtigten Wunsch rascher Förderung doch allen, die daran arbeiten, große Vorsicht auf. So bescheiden wir selbst über unsere Thätigkeit denken, das können wir doch von uns sagen, daß wir redlich bestrebt gewesen sind, das allgemeine Wohl und Interesse unseres gesamten Berufes mit unserer Arbeit zu fördern, und zwischen den oft lebhaft empfundenen und aus gesprochenen Gegensätzen die versöhnende Linie der Einigung fest zu halten. Möchten Sie uns wenigstens die Anerkennung dieses redlichen Wollens nicht versagen. Del aus die sturmgepeitschten Wellen. Kolportage-, Reise- und Sortiments-Buchhandel. (Vgl. Börsenblatt Nr. 101, 104, 105.) IV. Mein harmloser Artikel Kolportage-, Reise- und Sorti- timentsbuchhandel« (in Nr. 101 d. Bl.) scheint in Sortimcnter- kreisen etwas verstimmt zu haben. Wenigstens heben die Entgegnungen früh an. Als Erklärung für seine Ver öffentlichung genüge der Hinweis, daß seine Quintessenz von mir dein Reichstags-Abgeordneten sür Leipzig als geeig netes Material für die Beratungen zur Verfügung gestellt worden ist, die zur Zeit eine Kommission behufs Einbringung des Antrages Groeber und Gen. abhült. Etliche Bekannte drangen in mich, die kleine Arbeit doch in etwas erweiterter Form auch ins Börsenblatt zu bringen, da ihre statistischen Angaben in gegenwärtiger Zeit speziell für Verlegerkreise von Interesse sein dürften. Mit Herrn N. kann ich mich kurz fassen. Stach ihm wird ja der »litteraturkundige« Sortimenter einstweilen über all noch sein Brot finden. Beneidenswerte Ideale! Danach richtet sich also das kaufende Publikum: der »litteraturkundige« Sortimenter imponiert ihm! Wenn das Ihre Wahrnehmungen in langer Praxis sind, geehrter Herr Berufsgenosse, nun — dann halten Sie auch ferner am Bewährten fest. Doch schon zu Josephs Zeiten hieß es von allzu ideal angelegten Leuten: »Seht, da kommt der Träumer Herl« — Heute vielleicht um so mehr. Ich kenne zufällig den Inhaber des bedeutendsten Sorti ments in einer großen norddeutschen Stadt. Halten Sie an der Meinung fest, daß es sein Besitzer durch seine »Litteraturkunde« so weit gebracht habe? Dann dürften Sie erfahren, daß er vor fünfundzwanzig Jahren noch der geschmähte Kolporteur gewesen ist. Und wenn er, was Sie so belustigt, auch an fänglich nicht orthographisch zu schreiben wußte, so blieb ihm bei seinem gesunden Menschenverstand klingender Erfolg genug, um sich einen Buchhalter mit flottem Briefstil zu halten. Dazu könnten Sie unschwer die Erfahrung machen, daß diese einstigen Kolporteure mit ihren höheren Zielen wachsen, mit der Zeit einen ganz leidlichen Stil sich zuzulegen pflegen. Ist es nach Ihrer Ansicht vielleicht die »Litteraturkunde«, die ehemals den Leipzig-Berliner Schleuderfirmen die große Kund schaft zugeführt hat? Wenn Sie das Bewußtsein Ihrer großen Schulbildung bereits sättigt, so sind Sie eben ein glücklicher Mann, ein echter Philosoph, mögen auch die schlechter geschulten, darum aber im Erwerb gewiß nicht zurückstehenden Elemente, die Sie — bezeichnender Weise - mit polizeilicher Hilfe fernge halten wünschen, dies als eine Art Gesellenstolz belächeln. Wie man aber mit der gewaltigen Rüstung der Litteratur kunde (die eigentlich kein Mensch verlangt) eine dem Einkom men der gebildeten Stände entsprechende Jahreseinnahme er reicht, Söhne studieren lassen kann, Töchter ausstattet — ich für meine Person habe mir übrigens diesen kostspieligen Ar tikel noch nicht zugelegt —, das sollten Sie uns als den Stein der Weisen erst noch näher darlegen. Machen Sie sich also weniger über die Schulbildung der Not-Kollegen lustig, weil dabei oft die geeignete Zeit ver träumt, in falscher Sicherheit verschlafen wird. Sollte es wohl einen Edison oder einen der vielen sslk-maäs mou beunruhigen oder ihm gesellschaftlich schmerzliche Einbuße thun, daß er kein Gymnasium besucht hat? Ich denke, diese Leute werden uns gerne unsere sichere Orthographie überlassen, und darum doch mitleidig auf uns herabschauen. Sie geben ja selbst schon zu, bei wem die Bibeln, Gebet- und Gesang bücher, wie alle Schulbücher, ein Drittel des gesamten Bücher-Umsatzes, eigentlich gekauft werden. Keil: Kommissionär lvird erst darnach fragen, ob diese Kommittenten auch ortho graphisch schreiben. Wie ich eigentlich dazu gekommen sein soll, zu glauben, der Borromäus-Verein kaufe nur Restauflagen, ist mir nicht recht erfindlich. Ich kenne diesen Verein vielleicht schon länger als Herr R. und habe ihn halbe (neue) Auflagen anschaffen sehen. Ein leider typisches Beispiel für den rein mechanischen Geschäftsbetrieb so vieler Kollegen stellt uns Herr N. in dem mitgeteiltcn Erlebnis vor Augen, ivie ein mit allen Abon nenten durchgebrannter Kolporteur ihm das Herz gebrochen hat, so daß er »für alle Zeit den Geschmack am Kolportage- geschäst verloren hat«. Da war es also mit der Thatkraft zu Ende! Und die Leihbibliothek gewährt dagegen so hohe Befriedigung? Mit demselben Rechte darf die Kuhmagd, lvird ihr einmal eins mit dem Hinterbein ausgewischt, so- daß sie vom Schemel fliegt, den Schwur ablegen, »mit diesen Biestern habe ich aber für immer genug«. Ist es denn so überaus schwierig, für einen durchgebrannten Kerl einen neuen anzulernen, einfacher gleich zwei oder drei zu beschäftigen, so daß ein Lump jederzeit ohne Störung auf den Schub ge bracht werden kann? Das sind doch tägliche Wechselfälle in jedem Ncisegcschäft im Umgänge mit dieser Sorte Menschen, die eben immerhin, so widerwärtig sie uns oft sein mögen, mehr einbringen als Ansichtssendungen. Uebrigens habe ich in meinem Aufsatze, wenn ich mich recht erinnere, nicht apodiktisch gesagt »diese lege man zu den 360*
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